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Assassini

Assassini

Titel: Assassini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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Rom.
    Die Modellsegelyacht des kleinen Jungen pflügte durch das Wasser des Sees, vorangetrieben vom Wind, der die kleinen weißen Segel blähte. Der Vater stand an seiner Seite. »Das machst du prima, Tony! Das machst du wirklich prima!«
    Als ich zurückblickte, starrte sie hinaus auf den See. Ihre Schultern zuckten. Ein Priester beugte sich zu ihr nieder, bot ihr Hilfe an.
    Ich schlug irgendeine Richtung ein. Es war mir egal, wohin ich ging oder was ich tat. Ich mußte mich wieder unter Kontrolle bekommen, mußte versuchen, mit dem fertig zu werden, was vorhin in der idyllischen Umgebung der Gärten so katastrophal danebengegangen war. Und ich mußte mich darauf besinnen, warum ich nach Rom gekommen war.
    Die Vernunft sagte mir, daß ich meinen Zorn nicht allein auf Elizabeth richten durfte: Sie war, was sie war. Wo bei anderen Menschen Wärme und Verlangen lebten, war sie geschützt, verschlossen, einsam. Und ich hatte mich schrecklich geirrt, hatte einen armseligen Narren aus mir gemacht. Es wurde langsam zur Gewohnheit.
    Das Seltsame war nur, daß ich mich jetzt, nachdem ich mir diese Abfuhr geholt hatte, entschlossener, lebendiger fühlte. Ich gelangte wieder an jenen Punkt zurück, an dem ich mich befunden hatte, bevor sie nach Paris gekommen war. Jetzt war ich wieder frei, hatte wieder mal nichts mehr zu verlieren. Auf eigenartige Weise war ich irgendwie vom Weg abgekommen, als mir meine Gefühle für Elizabeth deutlich geworden waren. Ich hatte mich der Angst ausgeliefert, weil ich plötzlich wieder allen Grund gehabt hatte, mich ans Leben zu klammern: Ich liebte jemanden, unerwarteterweise, verrückterweise, aber so war es nun mal. Indem sie mich mit einem Messer aus Emotionen wie ein weiblicher Horstmann aufgeschlitzt hatte, hatte sie die Stränge durchschnitten, mit denen ich ans Leben gebunden war, an Elizabeth. Sie war innerlich tot, jedenfalls für mich, und darum war ich wieder frei. Vielleicht hatte sie mich gerettet. Jetzt wollte ich nur noch eines: Horstmann töten.
    Als sich der Aufruhr in meinem Innern ein wenig gelegt hatte, wurde ich mir meiner Einsamkeit bewußt. Ich wollte mit jemandem reden, und da gab es nur einen Menschen.
    Ich traf Father Dunn auf seinem Zimmer an, das er in einer kleinen Pension gemietet und der Eleganz des Hassler vorgezogen hatte, in dem ich abgestiegen war. Er hatte gesagt, das Hotel sei ein Teil des Vatikans: »Können Sie denn nicht den Nebel von Lug und Trug unter jeder Türritze sehen? Nein, Ben, das Hassler ist nichts für mich. Diesmal nicht.«
    Er saß an einem schlichten Tisch am Fenster seines Schlafzimmers, von dem aus er die schmale Straße überschauen konnte. Er rauchte eine Zigarre und starrte auf ein großes, in Öltuch gewickeltes Paket, das vor ihm auf dem Tisch lag.
    »Ich habe Sie kommen sehen«, sagte er hinter dem Rauchschleier. »Und ich habe gehofft, Sie schauen bei mir vorbei.«
    Ich wies mit dem Kopf auf das Paket. »Ein Sonderangebot für unterbezahlte Geistliche, die in kleinen Pensionen absteigen müssen?«
    »Nicht ganz.« Er wickelte das Paket aus, schlug erst das Ölpapier zurück und dann ein Tuch, das schwarze Flecken von Schmierfett aufwies und nach Maschinenöl stank.
    Auf dem Tisch lag eine automatische Pistole vom Kaliber.45. Sie wirkte schwer, wuchtig, bedrückend – und war eindeutig kein Spielzeug.
    »Was für eine Sorte Priester sind Sie eigentlich?« Mein Mund wurde trocken, als er die Waffe aufnahm und in der rechten Hand wog. In den letzten Wochen schien meine Menschenkenntnis mich verlassen zu haben: Niemand war so, wie ich ihn vorher eingeschätzt hatte.
    »Ein Priester, der die Absicht hat, die anderen zu erledigen, bevor sie ihn erledigen. Das habe ich schon mal gesagt. Was immer hier vor sich geht – es werden Menschen ermordet. Horstmann hat sich von Ihrer Waffe nicht beeindrucken lassen. Also hätte er wahrscheinlich auch vor meinem Plastikrevolver keinen sonderlich großen Respekt gehabt.«
    Dunn lachte leise, wickelte die Waffe wieder in das Tuch und legte sie in die Schachtel zurück, warf noch einen Blick darauf und schob sie unter das Bett.
    »Lassen Sie uns einen Spaziergang machen«, sagte er. »Wir müssen einiges bereden. Übrigens, ich hasse es, schlechte Nachrichten zu überbringen, aber Sie sehen aus, als wären Sie ganz schön unter die Räder gekommen. Vielleicht sollten Sie mir lieber sagen warum, mein Junge. Wenn mein Leben in Gefahr ist, möchte ich gern über alles Bescheid wissen. Tun Sie mir den

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