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Assassini

Assassini

Titel: Assassini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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er kaum älter als sechzig aussah. »Es sei denn, man kommt zu nahe an mich heran«, pflegte er zu sagen. Derjenige, der nahe an meinen Vater herankommt, hat einen Orden verdient. So oder ähnlich hatte sich auch meine arme, pflichtbewußte Mutter ein- oder zweimal darüber geäußert.
    Er war Anwalt und Bankier und Diplomat und Verwalter des Familienvermögens. In den fünfziger Jahren war er sogar einmal als Vizepräsidentschaftskandidat im Gespräch gewesen, was er aber schnell abgewürgt hatte, weil er gläubiger Katholik war und jedermann wußte, was mit AI Smith passiert war. Averell Harriman hatte Gespräche mit ihm geführt und dabei erörtert, ob und wie man ankündigen sollte, daß Hugh Driskill sein Vizepräsident sein würde, falls die Demokraten Harriman nominierten, aber letztendlich hatte mein Vater abgelehnt; ein Leben hinter den Kulissen passe besser zu ihm. In Wahrheit aber setzte mein Vater kein Vertrauen in die Wählerschaft. Er pflegte zu sagen, er lasse die Wähler ja auch nicht darüber entscheiden, welche Krawatte er tragen solle, warum also sollten sie darüber befragt werden, wer ins Weiße Haus kam und wer nicht.
    Als aufstrebender junger Anwalt hatte er vor dem Krieg in Rom gearbeitet, Ende der dreißiger Jahre, und hatte die meiste Zeit damit verbracht, sich um die Investitionen kirchlicher Gelder in amerikanische Firmen, Banken und Immobilien zu kümmern. Einige dieser Investitionen waren nicht ganz sauber, und es war daher ratsam, daß die Verstrickung des Vatikans in diese Geschäfte im Verborgenen blieb. Er kümmerte sich auch darum, und als Ergebnis dieser Bemühungen entwickelten sich eine ganze Reihe von Freundschaften mit Würdenträgern aus kirchlichen Kreisen; allerdings machte er sich auch den ein oder anderen Feind. »Dieser ganze Zeitraum«, hatte er mir einmal gesagt, »diente dazu, Erfahrungen zu sammeln. Ich war klug genug zu erkennen, daß die Religion nur die eine Seite war, ihre weltliche Gestalt aber etwas ganz anderes, etwas, das ums Überleben kämpfen mußte. Ich wollte lernen, wie die Maschinerie der Kirche funktioniert. Allerdings war die Welt damals noch viel einfacher, in jenen Jahren, als Mussolini den Vatikan als Deckmantel für seine Spionageunternehmungen benutzte. Und ich rede hier von Erfahrungen sammeln! Es war so, als würde man den Doktortitel in ›Wirklichkeitssinn für Fortgeschrittene‹ erwerben. Den Idealismus muß man sich für die Religion bewahren. Die Kirche selbst besteht nur aus Mechanismen.« Sein Leben lang war mein Vater äußerst wohlhabend und klug und besonnen und diskret gewesen. Und sehr, sehr mutig war er, mein alter Herr. Er hatte viel Zeit in Washington verbracht, als jedermann schon wußte, daß die Staaten in den Krieg eintreten würden. Seine Kenntnisse darüber, auf welche Weise die italienischen Faschisten ihre Spione unter die Schirmherrschaft des Vatikans brachten, kam Regierungsstellen und Militärs sehr gelegen und machte seinen Namen in gewissen, ziemlich mysteriösen Kreisen bekannt. Dort lief er auch einem irischen Landsmann über den Weg: Wild Bill Donovan. Als Donovan das Office of Strategie Services, den militärischen Geheimdienst, aufbaute, war einer der ersten jungen Männer, die er sich an Land zog, Hugh Driskill. Donovan war Katholik, und in jenen frühen, aufregenden Tagen, als das Schicksal der Welt am seidenen Faden hing, sammelte Donovan eine Truppe aus guten katholischen Jungs um sich, denen er vertrauen konnte. Sein engster Mitarbeiterkreis erlangte sogar eine ziemliche Berühmtheit und war unter der Bezeichnung ›Tempelritter‹ – aufgrund der Tatsache, daß es sich ausschließlich um Katholiken handelte – weithin bekannt. Mein Vater war einer von Wild Bills Tempelrittern.
    Als der Krieg in Europa zu Ende ging, genau zu der Zeit, als Dad mit Monsignore D’Ambrizzi im Schlepptau in Princeton erschien, traf sich Jack Warner, Chef der Warner Brothers Filmstudios, mit dem Produzenten Milton Sperling, dem Regisseur Fritz Lang und dem Drehbuchautor Ring Lardner, Jr., und wahrscheinlich haben sie am Swimmingpool eines dieser Herren über die Möglichkeit gesprochen, einen Film über das OSS zu drehen, mit dem Ziel, der noch unbesungenen Arbeit unserer Geheimdienste ein Denkmal zu setzen. Sie wollten einen interessanten, charaktervollen Helden schaffen, einen Mann in exponierter, gefährlicher Position, der hinter den feindlichen Linien kämpfte, eine Allzweck-Geschichte, die sie dann im unnachahmlichen

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