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Assassini

Assassini

Titel: Assassini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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Vals Stimme nicht gehört. Sie war zu ängstlich gewesen, als daß ihr Tod ein Zufall gewesen sein könnte.
    »Sie hat mich«, erklärte er mir, »gestern aus Kalifornien angerufen und mir gesagt, daß sie und Lockhardt heute nach New York kommen. Sie wollte den Abend hier verbringen und voraussichtlich morgen Weiterreisen. Ich hatte heute eine Versammlung in New York; ich war nicht mal sicher, ob ich heute abend noch zurückkommen würde. Sie hat kein Wort darüber verloren, daß ihr irgend etwas angst gemacht hätte.« Er zog sein Jackett aus und legte es über die Lehne eines der alten Holzstühle. Er lockerte den Knoten seiner Krawatte und rollte die Hemdsärmel hoch. »Weißt du, was mir Sorgen gemacht hat, Ben? Ich hatte das unbestimmte Gefühl, daß sie hierherkommen wollte, um mir zu sagen, daß sie aus dem Orden austritt, um Curtis zu heiraten. Oder bin ich verrückt? Ist das zu weit hergeholt?«
    »Keine Ahnung. Aber entsprach Curtis denn nicht deinem Idealbild von Schwiegersohn?«
    »Das alles hat doch nichts mit Curtis zu tun.« Mein Vater verzog das Gesicht. »Gebrauche deinen Verstand, Ben. Es geht um Val. Sie war Nonne, und es war ihre Bestimmung, Nonne zu sein …«
    »So wie ich dazu bestimmt war, Jesuit zu werden?«
    »Gott allein weiß, was deine Bestimmung war. Aber Val, sie war dazu bestimmt, sie war für die Kirche geschaffen!«
    »Wer sagt das? Die Kirche jedenfalls nicht, es sei denn, ich habe die falschen Zeitungen gelesen. Ich hatte eher den Eindruck, die Kirche konnte sie nicht schnell genug loswerden. Und überhaupt, ist es nicht Vals Sache, was sie mit ihrem Leben anfängt? Kann sie nicht frei darüber verfügen?« Mir wurde gar nicht bewußt, daß ich die falsche Zeitform benutzte. Vals Leben gab es nicht mehr.
    »Ich habe damit gerechnet, daß du diesen Standpunkt einnimmst. Es ist sinnlos, darüber zu diskutieren. Val und ich sind Katholiken …«
    »Ich auch. Komisch, daß du ausgerechnet mich, den einzigen, der so viele Narben wie der Gekreuzigte …«
    »An deiner Stelle, Ben, würde ich mir kein Urteil darüber anmaßen, was für Narben andere Menschen vielleicht zu verbergen versuchen. Und kannst du nicht ein einziges Mal, wenigstens heute nacht, deine arme, ramponierte Seele aus dem Spiel lassen?«
    Ich mußte lachen. Val hätte auch gelacht. Dad und ich schlugen inzwischen unsere altbekannte Schlacht, und wir wußten beide, daß es keinen Sieger geben konnte.
    »Was diese Sache zwischen Curtis und Val betrifft«, sagte er schließlich, »vermute ich da richtig?«
    »Darüber hat sie nie mit mir gesprochen.«
    »Ist ja auch egal. Du hättest ihr jedenfalls zugeraten, Curtis zu heiraten.« Plötzlich bedeckte er die Augen mit einer Hand, und ich bemerkte, wie nahe er den Tränen war. Es war nicht leicht, nicht mal für diesen alten Krieger. Er stand auf und stocherte halbherzig in den brennenden Holzscheiten im Kamin herum. Funken regneten auf die steinernen Platten.
    Die Uhr auf dem Kaminsims schlug zweimal, ein dünnes, durchdringendes Geräusch wie von einem alten Cembalo. Zwei Uhr früh. Ich erhob mich, nahm mir eine Zigarre aus der Feuchtekiste, zündete sie an, ging zur gegenüberliegenden Seite des Zimmers, trat ans Fenster und blickte hinaus in diese gräßliche Nacht. Ich mußte plötzlich an Jake denken, unseren Labrador, der immer, wenn er einen Baseball zu Gesicht bekam, wie ein Verrückter versucht hatte, ein Stück herauszubeißen. Als der Hund starb, bestand Val darauf, einen Baseball, aus dem wir die Luft herausgelassen hatten, mit in sein Grab zu legen, damit er im Hundehimmel in alle Ewigkeit darauf herumkauen konnte.
    Vater gähnte und sagte irgend etwas über Lockhardt, und ich wandte mich mit fragendem Blick um. »Calixtus liegt im Sterben. Ich kenne die ärztlichen Bulletins nicht, aber er hat nicht mehr lange zu leben. Curtis macht sich mit seinem typischen Eifer daran, den Sieger der bald bevorstehenden Papstwahl zu unterstützen. Den Sieger auszusuchen. Er möchte mit mir reden. Du kannst darauf wetten, daß er Geld beschaffen soll.«
    »Wer ist sein Favorit?« fragte ich.
    »Jemand, der die Kirche ins einundzwanzigste Jahrhundert führt. Was immer das heißen soll.«
    »Nun, dann wünsche ich ihm viel Glück.«
    »Bei Curtis kann man nie wissen. Ich vermute, es läuft auf ein Rennen zwischen D’Ambrizzi und Indelicato hinaus. Und vielleicht Fangio als Kompromißlösung.« Er machte in diesem Moment den Eindruck, als wäre es ihm gleichgültig, doch der

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