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Assassini

Assassini

Titel: Assassini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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derjenige, der die Kamera hielt, verbarg sich immer noch im Schatten; seine Identität war ein Geheimnis … und ich sah Richter und fragte mich, wer nun, da Indelicato tot war, sein neuer Geschäftspartner im Vatikan werden würde … und ich sah LeBecq in seiner Kunstgalerie in Alexandria, sein Gesicht eine Maske des Entsetzens, als ich ihn mit meinen Fragen bedrängte, wie auch meine Schwester es getan hatte … Die wunderschöne Nonne, die mir in Ägypten den Weg zu Richter und LeBecq gewiesen und mit der ich zu Abend gegessen hatte, es schien so lange her zu sein, und die hübsche Gabrielle, die ich nie wiedersehen würde … all die Gesichter, der Torricelli-Neffe, dieser Lackaffe, und Paternoster mit seiner unglaublichen Nase und die clochards, wie sie auf dem Place de la Contrescarpe im Regen ihr Mittagessen kochten … ich sah Leo und erlebte die Stunden im Nebel, den steilen Felsabstieg und die Brandung – und das Gefühl, als meine Seele starb, in Angst ertrank … und Artie Dunn mit seiner Geschichte von den D’Ambrizzi-Memoiren, Artie Dunn, der so urplötzlich in Irland aufgetaucht war, beinahe wie ein dienstbarer Geist in einem Blitz aus Feuer und Rauch … und Schwester Elizabeth, schluchzend am Schreibtisch in Arbeitszimmer von Lockhardts Wohnung an jenem regnerischen Abend in Paris … Avignon, Erich Kessler, Summerhays und sein kleiner Beschützer, die sich wie Gestalten in einem Traum bewegen … Horstmann, der mich in der kleinen Kirche findet, sich über meinen Plastikrevolver lustig macht und sagt, ich solle nach Hause gehen … Elizabeth, wie sie mir in Avignon ihre Geheimnisse anvertraut … und dann meine Wut und mein Haß auf die Kirche, der beinahe alles zerstört hätte, alles, was ich brauchte … und dann Rom …
    Das Rouleau neben meinem Sitz in der Maschine war zugezogen und ließ die endlose Weite und ließ das strahlende Licht über den Wolken nicht durch das Fenster fallen, während wir in Richtung Westen flogen. Ein paar Drinks, eine Kleinigkeit zu essen, und schließlich konnte ich keinen Widerstand mehr entgegensetzen und ließ mich in den dunklen Teich des Schlafs fallen.
    Und da war sie. Wartete.
    Meine Mutter in der Rolle des Schreckgespenstes, das in den verborgenen Tiefen meines Ichs auf mich lauerte.
    Sie rief mich und redete auf mich ein, ließ wieder jenen Augenblick zum Leben erwachen, den mein Wachbewußtsein nie als Wirklichkeit hatte akzeptieren wollen. Sie redete immer noch über Father Governeau, den armen Hundesohn …
    Du hast es getan … Du warst es! Du, du hast es getan …
    Ihr Finger zeigte auf mich.

SECHSTER TEIL

1 DRISKILL
    Die Kürbislaternen, die Hexen auf Besenstielen und die Kobolde mit Nixon-Masken waren allesamt verschwunden. An ihre Stelle waren fröhliche, plumpe Weihnachtsmänner, Schneemänner, Elfen und Rentiere mit roten Nasen getreten. Das Universitätsgelände lag unter einer tiefen, verharschten Schneedecke begraben, über die der Wind fegte, und das große Tor an der Nassau Street war von einer schimmernden Eisschicht überzogen. Es war ein ungewöhnlich früher und eigentümlich frostiger Winter. Der gefrorene Schnee auf der Straße war von tiefen Reifenspuren durchzogen, und ein klirrend kalter Wind pfiff durch die kahlen Kronen der Bäume. Aus Außenlautsprechern erklangen Weihnachtslieder. Glöckchen über den Eingangstüren von Geschäften klingelten fröhlich, und die Geschenke glitzerten und funkelten in den festlich dekorierten Schaufenstern. Es war kurz vor Weihnachten – jenen Tagen im Jahr, an denen die Familien zusammentrafen, sofern das Schicksal es ihnen erlaubte. Tage im Jahr, sich selbst ein fröhliches, gesegnetes Fest im Kreis seiner Lieben zu bescheren.
    Ich lenkte den Mercedes die Auffahrt hinauf, parkte den Wagen und betrat das Haus. Es schien niemand dazusein. Im Innern des Hauses war es kalt, dunkel und still. Ich ging ziellos durch die Räume und fragte mich, was los war. Kein Zettel für mich, keine Nachricht sonstiger Art. Aber jede Menge Hinweise darauf, daß mein Vater sich hier aufgehalten hatte, daß er aus dem Krankenhaus entlassen worden war. In mir erwachte die Angst, daß er einen zweiten Infarkt erlitten hatte. Ich rief Margaret Korder in ihrem Büro in Manhattan an, sagte ihr, daß ich zu Hause sei, und fragte nach meinem Vater.
    »Ach je, Ben, Sie hätten uns vorher benachrichtigen sollen. Er ist in euer Ferienhaus in die Adirondacks gereist. Und wenn ich offen sein darf«, sagte sie gereizt, »er

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