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Assassini

Assassini

Titel: Assassini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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folgendermaßen: Deine Mutter war eine einsame Frau, und ich war kein sonderlich guter Ehemann, darum hat sie sich mit einem Süßholz raspelnden jungen Priester eingelassen. Und er hat dafür bezahlt. Governeau war der Schuldige, nicht deine Mutter -jedenfalls wollte ich nicht, daß der Hurensohn in geweihter Erde beigesetzt wurde! Na ja, das ist alles lange her.« Wieder warf er eine Handvoll Lametta an den Baum. »Nimm es dir nicht so zu Herzen. Eine Leiche im Wandschrank der Driskills. Na und?«
    Er kam zu mir herüber, ein zufriedenes Lächeln auf dem ausgezehrten Gesicht, und wandte sich dann um, betrachtete den Baum aus ein paar Metern Entfernung. »Es fehlt noch ein bißchen Lametta.« Ich spürte seine Hand meinen Rücken tätscheln. Ich konnte in einem verborgenen Winkel meines Gedächtnisses, in dem alles Schändliche ruhte, die feuchte Wolle von Schwester Mary Angelinas Jacke riechen, und fühlte wieder die Erleichterung, als sie die Arme ausgestreckt und mich an sich gedrückt hatte, die alte Verführung, die so grausam war, so verhängnisvoll – ich war wieder der kleine Junge von damals. »Du bist überrascht, nicht wahr, Ben?«
    »Ja«, sagte ich. »Ich glaube schon.« Mit der Geschichte, die mein Vater mir gerade erzählt hatte, hatte er mich zum erstenmal im meinem Leben ins Vertrauen gezogen. Ich kam mir wie ein Idiot vor, als ich spürte, wie mir die Tränen in die Augen stiegen, und wandte mich ab. Ich wollte nicht, daß er mich so sah.
    Wir schmückten den Baum mit dem restlichen Lametta, als irgendwo draußen ein Geräusch ertönte, ein lautes Krachen, ein trockener, spröder Laut, den der Wind aus einiger Entfernung mit sich trug. Ich zuckte zusammen.
    »Der Sturm hat einen Ast abgebrochen«, sagte er.
    »Hatte ich recht, was Val betrifft? War sie zu dem gleichen Schluß gekommen?«
    Er nickte. »Seltsam. Meine beiden Kinder halten mich für einen Mörder. Meine beiden Kinder denken zuviel, und wenn sie mir dann erzählen, zu welchen Ergebnissen sie gekommen sind, stellt sich heraus, daß sie nicht einmal wissen, wovon sie eigentlich reden.« Seine Stimme schwankte plötzlich, und ich fragte mich, ob das am Scotchpegel lag oder an etwas anderem. Dann fing er sich, und ich spürte, wie der Zorn sich erneut in seinem Innern aufstaute. Vielleicht lag es wirklich am Scotch. Vielleicht lag es an der Erinnerung an jene schreckliche Nacht vor einem halben Jahrhundert. Vielleicht lag es an mir.
    »Du hast mit Val geredet? Wann hat sie dir denn von ihrem Verdacht erzählt?«
    »Ben, ich brauche das alles wirklich nicht noch einmal mit dir durchzukauen. Ich habe meine Tochter verloren, und was meinen Sohn betrifft … ich habe oft gedacht, daß ich ohne einen Sohn besser dran gewesen wäre. Himmel noch mal, du kommst hierher und beschuldigst mich des Mordes! Aber ich glaube, in deinem Falle hätte ich wohl damit rechnen müssen.« Er murmelte einen Fluch. Dann glätteten sich die Wogen des Zorns, und er sagte: »Wir könnten ein wenig Musik gebrauchen, Ben.« Er winkte mich zur Stereoanlage hinüber. »Leg das Beethoven-Trio auf. Das ist die passende Musik für den heutigen Abend. Weißt du, mit diesem Stück verbinden sich Erinnerungen. Ich habe D’Ambrizzi in den dreißiger Jahren in Rom kennengelernt. Wir kamen von Anfang an gut miteinander aus, zwei junge, aufstrebende Männer. Eines Abends hatte einer von uns beiden Eintrittskarten für ein Konzert besorgt. Es war ein wirklich großartiger Abend. Wir haben das Konzert gemeinsam besucht, und es war phantastisch, ein wunderbares Orchester. Es war D’Ambrizzis Lieblingsstück. Seitdem liebe auch ich diese Musik. Er hat mir eine Schallplattenaufnahme davon geschenkt, eine von diesen alten, großen, schweren Platten mit achtundsiebzig Umdrehungen die Minute. Beethovens Trio Nummer Sieben in B-Dur.« Er hob sein Glas an die Lippen.
    Ich ging zum Regal mit den Langspielplatten hinüber und fand das Gesuchte fast auf Anhieb. Es war die zweite Platte; sie stand neben dem Kabalevsky-Cellokonzert.
    Es war der absolut erschütterndste, herzzerreißendste Augenblick plötzlicher Erkenntnis in einem vergeudeten Leben. Es war so ähnlich wie jener Moment, als ich hinunter auf Vals leblosen Körper gestarrt und ihr Blut und ihr verbranntes Haar gerochen hatte. In diesen furchtbaren Sekunden wehte mir wieder der stinkende Odem der Hölle ins Gesicht, sah ich wieder das Fegefeuer, den Antichristen. Damals, als ich Val fand, war es ein Schock gewesen – jetzt war

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