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Assassini

Assassini

Titel: Assassini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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wissen Sie. Im Mittelalter, als religiöser Fanatismus hin und wieder in blindwütigen Vandalismus ausartete, hielt man dieses Werk für das Standbild des ersten christlichen Kaisers Konstantin, und nur deshalb blieb ihm der Schmelztiegel erspart. Hätte man damals gewußt, daß es sich um ein Abbild des Markus Aurelius handelte, wäre die Statue längst verschwunden wie so viele andere.«
    Er wartete, während Monsignore Sandanato ihm eine weitere Zigarette anzündete. »Wie Ihre Heimatstadt Chicago, Kevin, wurde Rom auf einem Fundament aus Legenden errichtet. Von dieser Statue heißt es, daß das Ende der Welt bevorsteht, wenn sie eines Tages vergoldet, wie sie in der Antike gewesen ist, wieder erscheint, und daß dann aus dem Stirnhaar des Pferdes die Stimme des Jüngsten Gerichts erschallen wird.« Er atmete rasselnd ein und fuhr dann fort: »Das Standbild hat eine recht bewegte Vergangenheit. Es hat zu vielen kuriosen Zwecken gedient. Einmal wurde es bei einem Bankett benützt, und aus der einen Nüster des Pferdes floß Wein, aus der anderen Wasser. Und einst hat ein zorniger Papst einen Stadtpräfekten an den Haaren daran aufhängen lassen.« Er lachte; es war wie ein tiefes Grollen in der Brust. Er wandte sich an Higgins. »Sie haben mir gesagt, daß Sie sich für die Frage der Gewalt in der römischen Geschichte interessieren.« Der Bankier zuckte unsicher die Achseln. »Nun, im Mittelalter fanden unter anderem auf diesem Platz die Hinrichtungen statt. Man hat die Verurteilten an allen möglichen Orten Roms abgeschlachtet. Das änderte sich je nach Lust und Laune.«
    Schwester Elizabeth roch den Duft der Zypressen und Oleanderblüten in der hitzeflirrenden Luft. Sie wandte sich um, bemerkte, daß Sandanato sie aus großen, dunklen Augen anstarrte. Sie lächelte ihn an, aber er wandte nur den Kopf zur Seite und blickte wieder über den herrlichen Garten.
    D’Ambrizzi schien besonders daran interessiert zu sein, Higgins die Spuren jener Welt zu zeigen, die der christlichen vorausging. Sie gelangten zum Passagio del Muro Romano, wo D’Ambrizzi auf einige klobige, verwitterte graue Steinblöcke wies, die kaum eines Kommentars wert zu sein schienen.
    »Was Sie hier vor sich sehen, ist alles, was vom Tempel des Jupiter Capitolinus übrig geblieben ist. Gestatten Sie mir den Rückgriff auf das sechste Jahrhundert vor Christus. Zu jener Zeit verrichteten die Römer ihre Riten noch unter freien Himmel, an Altären, die aus Grassoden errichtet waren. Aber der unsterbliche Livius hat uns überliefert, daß die Soldaten ihre Beute hier an diese Stelle brachten und sie unter eine Eiche legten. Und so entschlossen sich die römischen Könige schließlich, an dieser Stelle den Tempel des Jupiter errichten zu lassen.« Er blickte sich aufmerksam um, als hätte er irgend etwas Vertrautes gehört oder gesehen. »Hier an dieser Stelle wurden die großen Triumphe abgehalten, die Feiern der zahllosen Siege. Der Körper des siegreichen Heerführers wurde blutrot bemalt, und man zog ihm eine purpurne, geblümte Tunika über, eine purpurne Toga, die mit Gold bestickt war. Er trug einen Lorbeerkranz und hielt ein Zepter aus Elfenbein sowie einen Lorbeerzweig in den Händen.« Die schwerlidrigen Augen D’Ambrizzis waren jetzt weit geöffnet, als könnte er das Schauspiel in diesem Moment vor sich sehen: Elizabeth spürte seine Erregung auf sich überspringen.
    »Dort stand er, gekleidet als Gott, und bot Jupiter ein Opfer dar – und seine Feinde, die im Mamertinischen Kerker schmachteten, dort drüben, unter der Kirche San Giuseppe dei Falegnami, wurden mit dem Schwert gerichtet … Meine liebe Schwester Elizabeth«, er flüsterte jetzt heiser, »diese heidnischen Siegesfeiern übersteigen meine Schilderungskraft. Betrachten wir sie einfach als Ausdruck von Größe und Erhabenheit, wenn die Sieger in ihren purpurnen Roben bei den Opferriten den Vorsitz führten, Riten, bei denen Schweine und Ziegen und Ochsen dargebracht wurden, und der Geruch von Blut war überall, so durchdringend, daß Menschen bewußtlos wurden, daß ihre Togen feucht wurden, wie überliefert ist, und die Schreie der sterbenden Tiere erfüllten die Luft, die geschwängert war vom Rauch, der den Duft bratenden Fleisches mit sich trug, und der öffentliche Platz schwamm in Strömen von Blut … unsere Ahnen … wo wir jetzt stehen, standen einst sie, und sie glaubten an ihre Götter, wie wir an die unseren glauben. Wir sind eins mit ihnen … wir sind

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