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Assassini

Assassini

Titel: Assassini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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oder eine Bank abzuwischen oder dem Kardinal Feuer für dessen schwarze, ägyptische Zigaretten zu geben.
    »Ich liebe diese Stadt nicht nur«, hatte D’Ambrizzi in seinem vorzüglichen, wenn auch durch einen schweren Akzent gefärbten Englisch erklärt, als sie losgefahren waren, »ich bin diese Stadt. Manchmal habe ich das verrückte Gefühl, schon hier gewesen zu sein, als Romulus und Remus von der Wölfin gesäugt wurden, und seitdem diese Stadt nicht mehr verlassen zu haben – kein besonders christlicher Gedanke, aber es ist nun mal die Wahrheit. Ich fühle es in meiner Seele. Ich war hier mit Caligula, mit Konstantin. Ich war hier mit Petrus und den Medici und Michelangelo, ich spüre sie, ich kenne sie.« Er blickte verträumt zwischen den Falten seiner schwerlidrigen Augen hindurch: Es lag irgend etwas Zeitloses und Unbegreifliches auf seinem Gesicht; dann lächelte er plötzlich, als erfreue er sich an einem geheimen Scherz oder einem Zaubertrick, den er den Kindern nicht erklären konnte. In solchen Augenblicken sah Elizabeth all die Dinge in ihm, die Val ihr beschrieben hatte: wie D’Ambrizzi mit Val und ihrem Bruder in den ersten Monaten nach Kriegsende in Princeton gespielt hatte. »Wie schon Montaigne«, hatte D’Ambrizzi während der Fahrt gesagt, »kann ich wohl behaupten, die heidnischen Tempel des alten Rom besser zu kennen als die kirchlichen Paläste der Gegenwart. Ich kann sie sehen, ich kann die Stimmen der Konsuln und Senatoren auf dem Kapitolinischen Hügel hören, als alles noch Größe und Glorie war … und ich kann den gleichen Hügel mehr als tausend Jahre später sehen, als die Monumente zu Staub zerfallen waren und die Ziegen an den Sträuchern knabberten, die auf den Ruinen wuchsen. Ah, da sind wir ja – lassen Sie uns aussteigen und einen kleinen Spaziergang machen.«
    Sie stiegen den Kapitolinischen Hügel hinauf – den Campidoglio, wie er heute genannt wird –, das religiöse und politische Zentrum des antiken Rom, und überall sahen sie die unsterbliche Chiffre, die so weit vor Christus zurückdatierte: S.P.Q.R., Senatus Populusque Romanus. So, wie der Kardinal in seiner Selbstbetrachtung, verknüpfte diese ehrwürdige Inschrift über die Jahrhunderte hinweg die heidnische mit der christlichen Epoche in dieser Stadt. Und eben dies war Quelle und Herzstück der Faszination, die diese Stadt immer auf Val ausgeübt hatte, sowohl als Historikerin wie auch als Nonne: Daß dieser einzige und einzigartige Punkt auf dem Planeten Erde einst das Zentrum der antiken Welt gewesen war, daß in der Tat alle Wege nach Rom geführt hatten, bevor das Christentum aufgekommen war, und daß diese Stadt auch in den darauffolgenden Jahrhunderten wiederum zum Mittelpunkt geworden war: zur Quelle und zum Herzen der christlichen Welt.
    Überall um sie herum pulsierte das Leben, in den Geräuschen und Gerüchen und Farben; die Zeit schien hier grenzenlos, schien zurückzureichen in die dunkle, heidnische Vergangenheit und war doch zugleich lebendige Gegenwart, alles in einem und eines in allem; Christentum und Heidentum waren hier so unentwirrbar verknüpft, bildeten eine so feste Einheit, daß das Trennende bedeutungslos wurde. Schwester Elizabeth verspürte wie immer eine seltsame Benommenheit, ein Gefühl tiefer Ehrfurcht und grenzenlosen Erstaunens gegenüber der betörenden Sinnlichkeit dieser Stadt, die so heiter und gelassen mit der heidnischen Vergangenheit und den strengen Regeln der Kirche und der verschiedenen Orden leben konnte.
    Der Verkehrslärm von der Piazza Venezia verklang in der Stille auf dem Kapitol. Sie durchquerten den freundlichen, gepflegten kleinen Garten, der die Via San Marco von der Piazza d’Aracoeli trennte. Mit einer weit ausholenden Armbewegung wies D’Ambrizzi auf die Paläste und die Piazza, und er sagte nur ein Wort: »Michelangelo.« Er zuckte glücklich lächelnd die Achseln und führte die Gruppe weiter zur Piazza del Campidoglio. Dort stand, in helles Sonnenlicht gebadet, das berühmte Reiterstandbild des Mark Aurel, dahinter lag, in leuchtendem Gold, der Palazzo del Senatore. Als Michelangelo diese Skulptur, diesen Überlebenden einer versunkenen Welt, zum erstenmal zu Gesicht bekam, war er angeblich so bewegt von seiner lebendigen Ausstrahlung, daß er ihm zugerufen hatte, loszureiten. Sie legten jetzt eine Pause ein und betrachteten das Standbild, und D’Ambrizzi sagte: »Es ist auf einen Irrtum zurückzuführen, daß dieses Meisterwerk noch existiert,

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