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Assassini

Assassini

Titel: Assassini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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Besonderes, aber unter der Kirche befinden sich der Mamertinische Kerker und ein faszinierendes Gewölbe, die Kapelle San Pietro in Carcere – geweiht als jener Kerker, in dem Nero den heiligen Petrus gefangenhielt. Kommen Sie mit!« Er überquerte die Straße, Higgins, der allmählich ein wenig erschöpft wirkte, an seiner Seite; Elizabeth und Sandanato folgten den beiden. »Erzählen Sie ihnen die Geschichte, Pietro.« Der Kardinal war offensichtlich müde. Die riesige Nase warf einen tiefen Schatten über den vollen Mund, der immer wie zu einem Grinsen verzogen schien, bei dem er seine gelben Zähne entblößte. Die schwarze Zigarette mit der goldenen Banderole hing schlaff in seinem fleischigen Mundwinkel; die Augen verschwanden fast hinter den Fettwülsten, als er durch die zitternde Säule aus Rauch blinzelte.
    »Seine Eminenz hat eine besondere Vorliebe für einige der schauerlichsten Gesichter Roms«, sagte Monsignore Sandanato, »aber geben Sie die Hoffnung nicht auf, wir nähern uns dem Ende. Nun, der Carcer Tullianum, ursprünglich eine Zisterne, war sozusagen die untere Etage des Mamertinischen Kerkers. Hier war, wie Sie gewiß aus Ihrer Kenntnis der römischen Geschichte wissen, die letzte Heimstätte so berühmter besiegter Feinde wie Jugurtha oder Vercingetorix, die meist den Hungertod starben. In der oberen Etage, dem eigentlichen Carcer Mamertinus, wurden … nun, heute würde man sagen, Staatsfeinde inhaftiert, zum Beispiel während der Catilinischen Verschwörung. Diese Gefangenen wurden wahrscheinlich stranguliert. Jedenfalls hielt der gewaltsame Tod hier reiche Ernte.«
    Sie stiegen die erst in neuerer Zeit errichtete Doppeltreppe zum Eingang der Kapelle hinunter. Elizabeth spürte plötzlich, wie ihr Herz schneller zu schlagen begann und ihr Atem kürzer ging; Schweißtropfen traten ihr auf Stirn und Oberlippe. Vor ihren Augen erschien ein wogender Schleier aus schwarzen Punkten. Fast wäre sie gestürzt. Sie blieb einen Moment stehen und klammerte sich am Geländer fest. Der heiße Tag und das Einsetzen ihrer Periode, der lange Fußmarsch, die zahlreichen Eindrücke, die Intensität, mit der D’Ambrizzi seine Vision Roms dargestellt hatte, die Schrecken und Absurditäten, die er beschrieben hatte -all dies schien jetzt mit einemmal auf sie einzustürzen, drohte sie zu überwältigen. Sie wollte nur einen Moment ausruhen, nur einen Augenblick, um nicht schlapp zu machen. Die Gestalten der drei Männer vor ihr wurden schemenhaft, nebulös, und sie spürte, wie sie unwillkürlich nickte, um Aufmerksamkeit vorzutäuschen, und dabei die Hände so unauffällig wie möglich um das Geländer krampfte. In der Kapelle herrschte schummriges, trübes Halbdunkel. Sie schloß die Augen, versuchte, sich zur Ruhe zu zwingen, betete und haßte sich selbst ihrer Schwäche wegen.
    »Aus dem Tullianum gab es nur einen einzigen Ausgang, und zwar genau hier, wo wir uns jetzt befinden. Dieser Ausgang war gleichzeitig ein Kanalisationsrohr, das zur Cloaca Maxima führte. Es heißt, daß dieser Abfluß zu manchen Zeiten von den verwesenden Leichen der Hingerichteten verstopft war. Über dem Altar sehen Sie ein Relief, das den heiligen Petrus bei der Taufe seines Kerkermeisters darstellt …«
    Es schienen Stunden vergangen zu sein, als sie den Mercedes schließlich wieder erreicht hatten. Jetzt, als Elizabeth die kühlende Brise des Tiber auf dem erhitzten Gesicht spürte, während der Kardinal seltsam bedrückt aus dem Fenster starrte, und nachdem sie den Bankier an dessen Hotel abgesetzt hatten, war die Besichtigungstour vorüber. Elizabeth war erschöpft, als sie nun in Richtung Via Veneto fuhren, aber sie spürte, wie ihr inneres Gleichgewicht allmählich wiederkehrte.
    Sie lächelte, als sie daran dachte, Schwester Val von diesem Nachmittag zu berichten und ihre Meinung darüber zu hören, aus welchen Gründen der Kardinal diese Stadtrundfahrt wohl unternommen hatte. Saint Jack. Vielleicht der nächste Papst …
    Und dann nahm Saint Jack ihre Hand in seine großen, fleischigen Pranken und hielt sie sanft fest, um zu verhindern, daß sie zusammenbrach, und teilte ihr mit, daß Schwester Valentine ermordet worden war.

3 DRISKILL
    Ich saß in der Cafeteria des Krankenhauses und versuchte erneut, mir darüber klarzuwerden, was sich eigentlich abspielte.
    In einer Ecke stand ein Fernseher, und über die Morde an Curtis Lockhardt und Monsignore Andrew Heffernan wurde großer Wirbel gemacht, aber der

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