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Assassini

Assassini

Titel: Assassini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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ihren eigenen Weg gegangen und hatte die Kirche gezwungen, etwas dagegen zu unternehmen. Sie war an die Öffentlichkeit getreten; sie hatte zwei Bestseller geschrieben; sie war in den Augen vieler Menschen eine Art Heldenfigur, und ihre Publicity hatte ihr Schutz und Sicherheit gewährt. Sie hatte es gewagt, die Kirche herauszufordern, hatte sie zum Bekenntnis zwingen wollen, daß sie zu kleinlich, zu engstirnig, zu niederträchtig, zu schäbig und zu geizig sei – und die Kirche hatte klein beigegeben. Valentine hatte sich selbst zu einem unentbehrlichen Mittelstück in der riesigen Fassade der römisch-katholischen Kirche gemacht, und sie dort herauszumeißeln war die einzige Möglichkeit, sie jemals wieder loszuwerden.
    Aber alles das war geschehen, bevor Valentine jene Nachforschungen aufgenommen hatte, die sie seit nunmehr zwölf Monaten beschäftigten. Jetzt, dachte sie mit bitterer Ironie, wischte sich erneut über die Augen und zog die Nase hoch, stellte sich heraus, daß all die damaligen Auseinandersetzungen nur eine Art Aufwärmen gewesen waren. Andererseits hätte sie sich nicht besser auf dieses zurückliegende Jahr vorbereiten können, auf die im Zuge ihrer Recherchen ständig gewachsene Angst. Sie hatte geglaubt, das Böse in all seinen Formen und Verkleidungen zu kennen – und auch ziemlich viel Gutes. Aber sie hatte sich geirrt. Sie hatte rein gar nichts über Gut und Böse gewußt, aber, bei Gott, sie hatte viel darüber gelernt.
    Vor achtzehn Monaten hatte Curtis Lockhardt ihr gesagt, daß er sie liebe. Sie waren in Rom gewesen, dem Ausgangspunkt der Recherchen für ihr neues Buch, das die Rolle der Kirche im Zweiten Weltkrieg behandeln sollte. Curtis war in den Vatikan gerufen worden, weil man seine Hilfe brauchte, um den ausufernden Skandal um die Vatikan-Bank zu vertuschen, der geradezu unglaubliche Delikte umfaßte, über Erpressung, Unterschlagung, Betrug bis hin zum Mord. Lockhardt war einer der wenigen Laien, den die Kirche – in diesem Falle Calixtus IV. – in extremen Krisensituationen zu Rate zog. Die meisten Laien konnten sich nicht einmal vorstellen, welch eiserne Härte und Rücksichtslosigkeit erforderlich waren, um einen so vielarmigen Polypen wie die Kirche unter Kontrolle zu halten. Lockhardt besaß diese Fähigkeit: Er hatte seine Karriere auf genau jene Eigenschaften gegründet, die dazu notwendig waren, während er andererseits ein höchst sympathischer, charmanter und frommer Mann geblieben war. Lockhardt war dem Mittelpunkt des Mittelpunkts der Kirche innerhalb der Kirche sehr nahe, wie Calixtus es gern auszudrücken pflegte.
    Valentine kannte Lockhardt schon ihr Leben lang. Als sie vor dreißig Jahren noch Val Driskill gewesen war, die als Zehnjährige auf dem Rasen vor dem Haus der Eltern in ihrem Badeanzug unter den rotierenden Wasserstrahlen der Berieselungsanlage herumtollte, war Lockhardt ein junger Anwalt und Banker gewesen, der sich der Wertschätzung sowohl der Rockefellers als auch der Chase Manhattan Bank erfreute. Er hatte das Haus der Driskills in Princeton häufig besucht, um mit Vals Vater finanzielle und kirchliche Dinge zu besprechen. Während Val, die gebräunte Haut naß glitzernd im Sonnenlicht, herumhüpfte und tollte und lachte, bemüht, die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, hatte sie das Eis in den Gläsern klirren hören und Vater und Lockhardt aus dem Augenwinkel in weißen Korbstühlen auf der Veranda sitzen sehen. »Mit zehn warst du eine bezaubernde Elfe«, hatte Curtis ihr damals in jener Nacht in Rom gesagt. »Und mit fünfzehn warst du ein reizendes, temperamentvolles junges Mädchen. Hättest mich beinahe beim Tennis geschlagen.«
    »Weil du nur Augen für mich hattest und nicht für den Ball.« Sie grinste ihn an, in Erinnerungen versunken. O ja, sie hatte schon damals sehr wohl gewußt, daß er sie begehrenswert fand, wie sie mit wehendem Rock über den Tennisplatz rannte, während der kühle Wind den Schweiß auf ihrem Gesicht trocknete, bis sie die kleinen salzigen Kristalle auf der Stirn spüren konnte, wenn sie mit der Hand darüberstrich. Sie hatte Lockhardt gern gehabt, bewundert. Sein Einfluß hatte sie fasziniert – ein Laie, der die Macht besaß, hohe Geistliche nach seiner Pfeife tanzen zu lassen. Er war damals fünfunddreißig gewesen, und sie hatte sich gefragt, warum er noch nicht verheiratet war.
    »Als du zwanzig warst, hatte ich eine Heidenangst vor dir. Angst vor deiner Ausstrahlung, der Wirkung, die du auf

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