Assassini
hatte sicher einen bestimmten Mann im Auge, und er wußte, wie man so etwas anpackt, ich habe verschiedene Leute sagen hören, daß er der ausschlaggebende Mann ist, was die Papstwahl betrifft. Im Ernst.«
»Aber wie paßt Val ins Bild? War ihre Ermordung dann sozusagen der Todeskuß für einen bestimmten Kandidaten?«
Sie zuckte die Achseln. »Hängt davon ab. Natürlich hatte sie enge Beziehungen zu D’Ambrizzi, schon seit ihrer Kindheit, euer Vater und Saint Jack, diese ganze alte Geschichte …«
»Ich kann nicht glauben, daß sie sich in päpstliche Politik eingemischt hat.«
»Aber das war Lockhardts Betätigungsfeld.«
»Aber es war Vals Aktenkoffer.«
»Stimmt«, gab sie zu. »Das stimmt allerdings.«
»Möglicherweise war Heffernan nur ein zufälliger Zeuge. Vielleicht hatte man es nur auf Val und Lockhardt abgesehen.«
»Wenn das der Fall war, wenn es um Lockhardt ging, warum hat man ihn dann nicht an einem Ort getötet, wo es für den Mörder einfacher gewesen wäre? Und bedenken Sie noch etwas, Ben -woher wußte der Mörder von der Verabredung Lockhardts mit Heffernan im Palace? Fällt Ihnen nichts auf? Hier existiert ein innerer Zusammenhang.« Sie redete schnell, machte alle möglichen Gedankensprünge, und ich versuchte, ihr zu folgen. »Und die Sekretärin, die so überzeugt ist, daß es sich um einen Priester gehandelt hat? Nun, wahrscheinlich hat sie recht. Wer, außer einem Priester, jemand aus dem innerkirchlichen Bereich, hätte von einem Treffen zwischen so hohen Tieren wie Lockhardt und Heffernan wissen können? Val sagte, Lockhardt sei der verschwiegenste Mann der Welt gewesen, abgesehen vielleicht von Ihrem Vater. Und bei der Sache, mit der Lockhardt befaßt war, mußte er verschwiegen sein.« Sie holte tief Atem, fuhr dann hastig fort: »Wir können also davon ausgehen, daß Lockhardt niemandem etwas von diesem Treffen erzählt hat. Und was Heffernan betrifft – auch er konnte schweigen wie ein Grab. Nein, das war die Tat eines Insiders.« Elizabeth hielt inne, als wäre sie plötzlich betroffen über die eigene Schlußfolgerung, als wäre sie in einen Hinterhalt geraten, den sie sich selbst gelegt hatte. »Jedenfalls hat Mord eine lange kirchliche Tradition. Aber irgendwie hält man solche Methoden für Geschichte. Man kann einfach nicht glauben, daß es so etwas heutzutage noch gibt, nicht wahr?«
»Val hatte Angst, als sie mich anrief. Sie wollte irgend etwas mit mir besprechen. Peaches hat gesagt, daß sie irgendwelche … brisanten Nachforschungen angestellt hat, die ihr Sorgen bereitet haben. Sie, Schwester, standen ihr näher als sonst irgend jemand. Wovor hatte sie Angst? Hat sie jemals irgendwelche Andeutungen gemacht?«
»Als ich sie zum letzten Mal zu sehen bekam, hielt sie sich in Rom auf. Das war vor ungefähr drei Wochen. Sie war wie besessen von ihren Nachforschungen. In Paris, in Rom. In der Vatikanischen Bibliothek, den Geheimen Archiven. Es ist alles andere als einfach, dort Zugang zu bekommen. Sie hat mir nicht gesagt, womit sie sich beschäftigt hat, aber es waren alte Unterlagen, ich meine, wirklich alte Sachen, vierzehntes und fünfzehntes Jahrhundert. Mehr hat sie nicht darüber gesagt.«
»Aber wie kann das der Grund für ihre Ermordung sein? Was hat sie in Paris gemacht? Ich dachte, ihr geplantes Buch sollte die Rolle der Kirche im Zweiten Weltkrieg behandeln …«
»Val hat fast den ganzen Sommer in Paris gearbeitet. Sie hatte sich dort eine Wohnung genommen. Wenn sie nach Rom kam, dann nur, um in den Geheimen Archiven herumzustöbern, und anschließend sofort wieder nach Paris zurückzukehren. Wie gesagt, ich habe sie vor drei Wochen zum letzten Mal gesehen. Kurz darauf ist sie nach Ägypten gereist. Alexandria. Ich habe sie Wüstenfuchs genannt, nach Rommel, und wegen dem ganzen alten Plunder aus dem Zweiten Weltkrieg, in dem sie herumgewühlt hat.«
»Das vierzehnte Jahrhundert, der Zweite Weltkrieg, der Priester, der sich in unserem Obstgarten erhängt hat – hat sie diesen Selbstmörder Ihnen gegenüber mal erwähnt?«
»Nie.«
»Aber sie kommt nach Hause, hat dieses ganze andere Zeug im Kopf, und dann erkundigt sie sich als erstes bei Sam Turner nach dieser alten Geschichte.«
»Kurz bevor sie nach Ägypten gereist ist, habe ich sie regelrecht bedrängt, mir zu sagen, welcher Sache sie auf der Spur ist, bis sie schließlich genug von meinen lästigen Fragen hatte. Sie sagte, ich sollte endlich damit aufhören. Es wäre besser für mich,
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