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Assassini

Assassini

Titel: Assassini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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hatte, und darüber, daß unser selbstmörderischer Priester in Wirklichkeit ermordet worden war. Warum hatte man die ganze Sache vertuscht? Hatte das Foto etwas mit dem Mord zu tun? Hatte es irgendeine Bedeutung, daß das Bild einen französischen Stempel trug? Wer waren die Männer auf dem Foto? D’Ambrizzi, ja, aber wer waren die anderen? Was hatte Val zu ihrer praktisch letzten Handlung auf Erden veranlaßt, dem Anruf bei Sam Turner, bei dem sie sich nach einer Akte über den vermeintlich selbstmörderischen Priester erkundigt hatte? Worüber hatte sie mit mir sprechen wollen? Und wer hatte gemeint, daß es nicht genügte, sie zu töten, sondern daß außerdem ihr Aktenkoffer verschwinden mußte?
    Als ich wieder nach unten kam, hatte Margaret sich auf den Weg zum Nassau Inn gemacht, und Elizabeth schaute sich die Abendnachrichten im Fernsehen an. Sie blickte auf. »Man hat Sie aus dem Büro des Papstes angerufen? Ich weiß nicht, ob ich beeindruckt oder entsetzt sein soll. Val gehörte nicht gerade zu den Lieblingen des Heiligen Vaters.«
    »Nein, aber mein Vater. Mehr oder weniger. Haben Sie Hunger?«
    »Ich nehme an, das soll eine rhetorische Frage sein.« Sie erhob sich und trug die Teetassen in die Küche. »Die Polizei hat die Kapelle wieder freigegeben. Dürfte ich wohl ein paar Minuten dort verbringen? Es dauert wirklich nicht lange, aber ehrlich gesagt brauche ich ein wenig Hilfe – Hilfe, wie ich sie nur dort bekommen kann.«
    »Dafür ist die Kapelle schließlich gedacht. Soll ich Sie begleiten?«
    »Nein, danke, ist schon in Ordnung. Wir essen zu Abend, sobald ich zurück bin, einverstanden?« Während sie in der Kapelle war, fuhr Father Dunn vor. »Ich habe heute schon angerufen«, sagte er, »aber Sie waren nicht da. Sie haben einen Hausgast, wie ich gehört habe. Bemerkenswertes Mädchen. Wo haben Sie gesteckt?« Es war kalt draußen und er ging zum Kamin im Long Room hinüber, um sich aufzuwärmen. Er warf der kleinen Hausbar einen sehnsüchtigen Blick zu, und ich schraubte die Flasche Laphroaig auf. »Gute Idee«, sagte er. »Für mich bitte einen Doppelten.«
    »Ich habe einige Nachforschungen angestellt«, sagte ich. »Was das Leben von Father Governeau betrifft?«
    »Nur was seinen Tod betrifft.« Ich reichte ihm den Drink und schenkte auch mir ein Glas ein. »Ich habe einige unerquickliche Dinge aus der Vergangenheit ans Licht gezerrt.«
    »A la Valentine Driskill – und? Was haben Sie herausbekommen?« Er bedachte mich mit seinem Barry-Fitzgerald-Blick; sein Gesicht legte sich in tausend Falten.
    »Es war kein Selbstmord«, sagte ich. »Der Mann, der hier damals Deputy Chief gewesen ist, behauptet, es wäre Mord gewesen. Und eine Vertuschungsgeschichte. Betrieben vom damaligen Gouverneur, vom Senator, vom Erzbischof und was weiß ich von wem. Darum wurden keine Nachforschungen angestellt.«
    Dunn starrte mich über den Rand seines Scotchglases hinweg an. Er schürzte die Lippen und setzte sich, trank einen Schluck. »Diese verdammte Sache wird immer schlimmer. Es kömmt mir beinahe so vor, als würde jemand die Bruchstücke einer Geschichte verstreuen, und nun liegt es an uns, daraus den Handlungsrahmen zu rekonstruieren. Es macht Ihnen doch nichts aus, daß ich wie ein Schriftsteller rede?« Seine grauen Augen waren ruhig und unbewegt. »Ich bin in New York gewesen. Auch von dort gibt es keine erfreulichen Nachrichten, es sei denn, es ist mir entgangen, was man als erfreulich bezeichnen könnte. Aber falls wir irgendwelche Zweifel hatten, können wir sie vergessen. Ihre Schwester, Heffernan und Lockhardt wurden mit ein und derselben Waffe getötet.« Er nahm noch einen Schluck, blickte auf und grinste, aber der Ausdruck seiner Augen blieb unverändert. »Wenn ich nicht so mutig wäre, würde ich vielleicht auch schon den heißen Atem des Mörders im Nacken spüren.«
    »Nun, es freut mich, daß Sie so mutig sind, Father. Aber der Gedanke an ein Mordkomplott, das sich über ein halbes Jahrhundert erstreckt und dem meine Schwester vor achtundvierzig Stunden zum Opfer gefallen ist, jagt mir jedenfalls höllische Angst ein. Ach ja, was sagen Sie zu diesem Foto? Hat es irgendeine Bedeutung für Sie?« Ich zog die Aufnahme aus der Brusttasche meines Hemds und reichte sie ihm.
    Er nahm das Bild entgegen, warf einen kurzen Blick darauf, ging dann zum Tisch hinüber und hielt es unter das Licht. »Woher haben Sie das, um alles in der Welt?«
    Ich erzählte es ihm.
    Er schüttelte den Kopf, und mit

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