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Assassini

Assassini

Titel: Assassini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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…«
    »Ich wollte damit nur sagen, wie seltsam es ist, daß die beiden nach fünfzig Jahren, nach all den Kämpfen, Siegen und Niederlagen und Rückzügen, diesen Punkt erreicht haben – zwei alte Männer und für beide ist das ganz große Ziel, der größte Triumph, in Reichweite: der Papstthron.«
    »Sind sie eigentlich nicht zu alt? Keiner der beiden kann die Kirche noch ins einundzwanzigste Jahrhundert führen.«
    »Sie sind beide noch sehr dynamisch und vital«, sagte sie, »und das Alter ist eigentlich gar nicht so wichtig. Es geht darum, Prioritäten zu setzen, die Kirche auf eine bestimmte Linie einzuschwenken. Und ehrlich gesagt, kann ihnen keiner der jüngeren Bewerber das Wasser reichen. Allenfalls Federico Scarlatti, aber der ist zu jung, gerade erst fünfzig.«
    »Würden Sie Sandanato als eine Art Wahlkampfmanager D’Ambrizzis bezeichnen?«
    »Sie wissen, daß dieser Vergleich hinkt, Ben.«
    »Nein, verdammt noch mal. Und dieser alte Jesuit D’Ambrizzi ist es nicht wert, daß Sie seinetwegen auf die Parteilinie einschwenken, Elizabeth.«
    Sie bedachte mich mit einem nachsichtigen Lächeln. »Sie sind unmöglich, und ich vermute, Sie sind auch noch stolz darauf. Na ja, Sandanato ist mehr so was wie ein Stabschef. Und wenn Sie unbedingt den Begriff Wahlkampfmanager auf jemanden anwenden möchten, dann war für D’Ambrizzi wohl Curtis Lockhardt dieser Mann. Das ist zwar nur eine Vermutung meinerseits, aber wenn man berücksichtigt, daß Lockhardt sich mit Heffernan getroffen hat, scheint es eine recht naheliegende Vermutung zu sein.«
    »Welche Schlußfolgerungen läßt das zu? Daß jemand, der D’Ambrizzi als Verlierer sehen möchte …«
    »Mein Gott, man gewinnt die Papstwürde nicht! Das ist kein Footballspiel!«
    »Natürlich gewinnt man sie, und natürlich ist es ein Spiel, Schwester. Hat jemand vielleicht Lockhardt und Heffernan ermordet, um D’Ambrizzi aus dem Rennen zu werfen? Halten Sie das für möglich?«
    »Ich halte das für absurd! Wirklich, Ben, wir sind hier doch nicht in einem von Dunns Thrillern.«
    »Absurd? Ich halte es für absurd, daß drei Menschen kaltblütig ermordet wurden. Aber ich halte die Angelegenheit nicht für derart absurd, daß diese Menschen ohne Grund ermordet wurden. Das wäre absurd. Es gibt ein Motiv, Schwester. Glauben Sie mir. Und darauf bin ich verdammt neugierig. Ich will, daß der Mann, der meine Schwester getötet hat, dafür bezahlt – aber bevor wir sein Motiv nicht kennen, wissen wir nicht, nach wem wir suchen sollen. Jedenfalls dürfte das Amt des Papstes in der kirchlichen Welt durchaus ein paar Morde wert sein.«
    Ich war verletzt und hatte meinem Zorn länger und heftiger freien Lauf gelassen als beabsichtigt. Meine Wut brach sich Bahn, und das überraschte sogar mich selbst.
    Elizabeth hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Hinter ihrer Stirn überschlugen sich offensichtlich die Gedanken, und schließlich schüttelte sie so heftig den Kopf, daß die braunen Haare flogen. Ihr Gesicht nahm einen sanfteren Ausdruck an.
    »Trotzdem«, sagte sie, »es klingt absurd. Ich kenne diese Männer. Es sind keine Mörder, Ben. Ich will nicht so tun, als wüßte ich, was hier vor sich geht, aber ich kann mich den Schlußfolgerungen, die Sie und Artie Dunn anscheinend so sehr faszinieren, nicht anschließen. Ich möchte es mal so ausdrücken: Ich versuche, eine vorurteilsfreie Position einzunehmen.«
    »Ich würde eher sagen, gar keine«, sagte ich.
    Sie lachte und erinnerte mich dabei schmerzhaft an Val. »Sie suchen offenbar Streit«, stellte sie fest.
    »Da haben Sie recht«, erwiderte ich. »Da haben Sie verdammt noch mal recht.«
    »Na, dann bin ich jetzt gewarnt. Immerhin sind Sie Vals Bruder.«
    »Und meines Vaters Sohn. Vergessen Sie das nicht. In mir steckt ein rücksichtsloser Mistkerl.« Ich ließ mich auf einen Stuhl sinken und versuchte, die innere Spannung abzuschütteln. »Ich bin mit dem, was geschehen ist, einfach noch nicht fertig. Mir ist nicht einmal richtig zu Bewußtsein gekommen, daß Val tot ist. Und ich weiß noch nicht, was ich unternehmen werde. Ich glaube es zwar zu wissen, aber ich bin mir noch nicht ganz sicher – bitte, leisten Sie mir noch ein bißchen Gesellschaft. Reden Sie einfach mit mir, erzählen Sie mir mehr über Sandanato, und dann werde ich Ihnen sagen, was mir an ihm aufgefallen ist.«
    Elizabeth seufzte. »Nun, was den guten Monsignore betrifft, da bin ich mir nicht so ganz im klaren. Manchmal habe ich den

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