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Assassini

Assassini

Titel: Assassini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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Eindruck, er ist der perfekte Vatikan-Insider, der kühle Technokrat, nüchtern und überlegt, der Mann, der weiß, wo’s langgeht und der das Instrument der Kirche wie eine Stradivari spielen kann. Und dann wieder erscheint er mir vollkommen religiös, durchgeistigt, wie ein Mönch. Er ist von Klöstern fasziniert, und vielleicht wäre dort sein eigentlicher Platz. Aber so oder so – für Sandanato ist die Kirche die Welt, und die Welt ist die Kirche. Das ist der Unterschied zwischen ihm und D’Ambrizzi. Der Kardinal ist sich sehr wohl bewußt, daß es eine Kirche und eine Welt gibt, die der Politik, der Macht, des Geldes, und er handelt danach, und was noch wichtiger ist: Er weiß, daß die Kirche innerhalb dieser Welt existieren muß, als deren Bestandteil. Kardinal D’Ambrizzi ist wahrscheinlich der weltlichste Mensch, der mir je begegnet ist.«
    »Das scheint mir ja ein seltsames Gespann zu sein.«
    »Außerdem habe ich den Eindruck«, sagte sie und starrte aus dem Fenster auf die Kapelle, die sich öde und trostlos und mit weißem, rauhreifbedecktem Dach über dem gefrorenen Rasen erhob, »glaube ich, daß Sandanato so etwas wie D’Ambrizzis Gewissen ist. Val hielt Sandanato natürlich für einen religiösen Fanatiker, einen Verrückten.« Sie lächelte beim Gedanken an Val.
    Im Zimmer breitete sich Schweigen aus. Draußen war es düster, bedrückend; die Schatten sammelten sich wie eine feindliche Armee vor dem Angriff. Ich dachte an Val und versuchte mir vorzustellen, was für ein Schweinehund es fertiggebracht haben konnte, sie so kaltblütig zu ermorden. Ich dachte darüber nach, was ich tun würde, sollte ich ihn finden.
    Elizabeth knipste eine Lampe an, dann noch eine. Ein Windstoß fuhr wispernd durch den Schornstein in den Kamin; Asche und Funken wirbelten aus der Feuerstelle.
    »Sie wollten mir doch erzählen, was Ihnen an Sandanato aufgefallen ist«, sagte sie leise.
    »Oh – sicher. Er ist in Sie verliebt, Schwester Elizabeth.«
    Sie öffnete den Mund, schloß ihn wieder und errötete schlagartig. Für einen Augenblick war sie sprachlos. »Also, das ist absurd, Ben Driskill. Und lächerlich! Und verrückt! Ich weiß wirklich nicht, wie Sie auf einen so idiotischen Gedanken …«
    »Nur mit der Ruhe, Schwester. Ich hab’s beobachtet. Es ist ganz offensichtlich. Länger als fünf Sekunden konnte er den Blick nicht von Ihnen nehmen. Ich fand es ganz lustig.«
    »Oh! Val hat mir mal gesagt, daß Sie ein ziemliches Scheusal sein können, aber das …«
    »Schwester, ich habe nicht gesagt, daß Sie in ihn verliebt sind. Sie brauchen sich also überhaupt nicht aufzuregen.«
    Sie funkelte mich an; ihr Gesicht war immer noch gerötet. »Sie müssen noch die eine oder andere Lektion lernen, Freundchen.« Sie ging zur Tür und blieb dort stehen, um mir noch einen giftigen Blick zuzuwerfen. Ein paar passende Worte fielen ihr offensichtlich nicht mehr ein; sie wandte sich abrupt um und verließ das Zimmer. Ich hörte, wie sie die Treppe hinaufstieg.
    Mein eigener Zorn war vorerst verraucht. Ich wandte meine Gedanken wieder dem Mörder zu. Wer immer er sein mochte. Wo immer er sein mochte.
    Mein Vater lag völlig regungslos unter den frischen weißen Bettlaken; sein Gesicht war grau wie Asche. Seine Augen waren geschlossen, aber die Lider flatterten ganz leicht, wie winzige Flügel. Das Zimmer sah aus wie die Dekoration für ein Fernseh-Melodram, bis hin zu den EKG- und EEG-Monitoren, die leise, rhythmische Pieptöne von sich gaben. Es war natürlich ein Privatzimmer, nüchtern und auf Zweckmäßigkeit ausgerichtet, und es war das Beste und Komfortabelste, was dieses Krankenhaus zu bieten hatte. Obwohl er an die Apparaturen angeschlossen war, am Tropf hing und mehr tot als lebendig aussah, war Dad noch immer ein imponierendes Exemplar der Gattung Mensch: groß, schwer und massig. Dabei hatte ich fast erwartet, einen alten, zerbrechlichen, schwachen Mann zu Gesicht zu bekommen; denn ich hatte noch das Bild vor Augen, wie er kraftlos und eingefallen am Fuß der Treppe in meinen Armen gelegen hatte. Aber ich hatte mich geirrt. Er schien bereits wieder in besserer Verfassung zu sein. Dennoch war er nur ein Schatten seiner selbst.
    Aber es war nicht der Anblick meines Vaters, der mich beunruhigte. Es war die Nonne in der schwarzen Robe, die sich wie ein Engel des Todes über ihn beugte und ihm irgend etwas zuzuflüstern schien.
    Die Krankenschwester, die mich den Flur hinuntergeführt hatte, war eine große,

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