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Assassino

Assassino

Titel: Assassino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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Eminönü«, erklärte Faruk Sen. »Von dort aus kann man auf die asiatische Seite übersetzen.« Wie anderswo Busse oder Straßenbahnen brachten hier die Boote die Berufspendler aus dem Umland der Stadt zurück oder beförderten sie wieder nach Hause.
    Als sie die Brücke schließlich hinter sich gelassen hatten, tauchten sie in ein Gewirr von schmalen Gassen ein, ein Irrgarten von hohen Häuserschluchten, die sich hügelan zogen und von ungezählten Cafés, Galerien, Kinos, Bücherläden und Clubs gesäumt wurden.
    »Das ist Beyo ğ lu«, erklärte Sen. »Hier wird für die nächsten Tage eure Heimat sein.«
    Mustafa hielt den Wagen in einer kleinen Seitenstraße an, die aus prachtvollen Jugendstilhäusern bestand. Mit einer Behändigkeit, die Kati ihm nicht zugetraut hatte, sprang Sen aus dem Wagen und schob die Seitentür auf, um seine Gäste herauszulassen.
    Die Luft war mild und von unbekannten Aromen durchzogen. Ilyas schaute sich um und hob leicht den Kopf, so als schnuppere er einen wohlvertrauten Duft. Kati reckte sich erst einmal, bevor sie um den Wagen herum zum Kofferraum ging. Aber Mustafa war schneller als sie. Und schon standen ihre Koffer vor der Tür, die Faruk Sen soeben öffnete.
    Sie traten in einen hohen, gekachelten Flur. Sen führte sie kurz durch die Räumlichkeiten. Unten lagen einige Büros, eine kleine Suite, die Katis Vater bei seinen gelegentlichen Aufenthalten nutzte, eine Küche mit großem Frühstückstisch und ein Besprechungsraum, der aber, sah man einmal von dem schwarzen Holztisch am Fenster ab, mit seinen Sesseln und Sofas eher an ein Wohnzimmer erinnerte.
    Im ersten Stockwerk befand sich eine große Wohnung mit drei Schlafzimmern für die Männer und darüber eine kleinere Wohnung für Kati. Mustafa schleppte ihr den Koffer nach oben, und sie war erfreut, neben einem bequem aussehenden Bett auch einen Kühlschrank mit kalten Getränken vorzufinden, aus dem sie sich sofort bediente.
    Nachdem sich die Neuankömmlinge frisch gemacht hatten, versammelten sie sich im Besprechungsraum im Erdgeschoss.
    »Sie sehen müde aus«, empfing sie Sen. »Ich will Sie auch nicht lange aufhalten. Sagen Sie mir nur, was Sie morgen unternehmen wollen, damit ich die entsprechenden Vorkehrungen treffen kann. Und anschließend gehen wir in der Nähe eine Kleinigkeit essen, wenn Sie einverstanden sind.«
    Das klang gut, fand Kati. Sie hatte im Zimmer schon der Versuchung widerstehen müssen, sich einfach aufs Bett fallen zu lassen. Und Hunger hatte sie auch.
    Alles andere hatte Zeit bis morgen.

Paola
    1.
    Nach einem reichhaltigen Frühstück holte Mustafa Chris, Ilyas und Kati am nächsten Morgen ab und fuhr sie zum Archäologischen Museum. Seamus hatte sich entschuldigt. »Im Museum kommt ihr sicher gut ohne mich zurecht«, hatte er gesagt. »Ich werde mich erst einmal darum kümmern, ein paar alte Kontakte aufzufrischen.«
    Sie hatten Faruk Sen gestern Abend eine ganze Liste mit Wünschen diktiert, woran sie interessiert waren. Er mochte vielleicht aussehen wie eine Witzfigur, aber er war ein hervorragender Organisator. Jedes Anliegen, das Kati oder Chris geäußert hatten, hatte er zumeist kommentarlos notiert. Manchmal hatte er eine gezielte Nachfrage gestellt, um sich Klarheit zu verschaffen, was genau sie beabsichtigten. Sen schien jeden Bibliothekar, Konservator und Beamten in Istanbul zu kennen.
    Zum Frühstück hatte er ihnen bereits eine umfangreiche Sammlung mit Adressen präsentiert. Über Nacht waren Genehmigungen erteilt, Auskünfte eingeholt, Informationen beschafft und Wege geebnet worden, für die sie ohne seine Hilfe sicher Tage oder Wochen benötigt hätten, denn die verschlungenen Wege der türkischen Bürokratie warenunter Archäologen berüchtigt. Kati wunderte die Effizienz Sens nicht, denn sie kannte ihren Vater, und er arbeitete nur mit Leuten zusammen, die ihr Handwerk mehr als sehr gut beherrschten.
    Nachdem Mustafa sie abgesetzt hatte, betraten sie den Innenhof des Museums. »Gut, dass uns Faruk angemeldet hat«, sagte Chris und zog sein Telefon hervor. Er wählte eine eingespeicherte Nummer und wechselte ein paar Worte mit dem Angerufenen. Schon wenig später kam eine junge Frau über den Hof auf sie zu.
    Sie hatte schwarze, kurz geschnittene Haare und war einfach, aber elegant gekleidet: schwarze Hose, schwarze Bluse und schwarze Sandalen. Die Eleganz lag weniger in der Kleidung als in der Art, wie sie sie trug und sich bewegte, mit einer Art raubtierhaften Grazie, die

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