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Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen

Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen

Titel: Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bowden
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Hohngrinsen, das ich je gesehen hatte. „Na, was warst du doch für ein Glückspilz, hm? Während du einen Mentor hattest, haben andere sich um mich gekümmert – türkische Sklavenhändler nämlich!“
    Ich hatte das Gefühl, als durchschaute sie mich völlig, als könne sie genau sehen, welche Prioritäten ich in all den Jahren gesetzt hatte, und ich senkte den Blick und ließ ihn dann quer durch die Hütte streifen, hin zu Holden. Dieser Raum war praktisch angefüllt mit meinem Versagen.
    „Es tut mir leid“, sagte ich. Wie zu allen beiden. „Es tut mir wirklich leid.“
    „Das braucht es nicht. Ich zählte zu denen, die Glück hatten. Man hielt mich rein, weil ich an den osmanischen Hof verkauft werden sollte, und danach kümmerte man sich im Topkapi-Palast um mich.“ Sie wandte den Blick ab. „Es hätte schlimmer sein können. Und ich war schließlich daran gewöhnt.“
    „Was meinst du damit?“
    „Ich nehme an, für dich war Vater ein Idol, nicht wahr? Wahrscheinlich siehst du immer noch zu ihm auf. Er ist deine Sonne und dein Mond, hm? ‚Mein Vater, mein König‘? Nicht für mich – ich hasste ihn. All sein Gerede von Freiheit – spirituelle und intellektuelle Freiheit – galt nicht für mich, seine eigene Tochter. Ich erhielt keine Waffenausbildung, weißt du noch? Für Jenny gab es kein ‚Andersdenken‘. Nur: ‚Sei ein braves Mädchen und heirate Reginald Birch.‘ Was das doch für eine großartige Partie sei. Ich behaupte, der Sultan hat mich besser behandelt als Birch es getan hätte. Ich sagte einmal zu dir, unser Leben sei uns vorgezeichnet, erinnerst du dich? Nun, auf eine Art lag ich damit natürlich falsch, denn ich glaube nicht, dass auch nur einer von uns beiden ahnen konnte, wie alles kommen würde – aber auf andere Art? Auf andere Art hätte ich nicht richtiger liegen können, Haytham, denn du wurdest zum Töten geboren, und getötet hast du, und ich wurde geboren, um Männern zu Diensten zu sein, und ich war Männern zu Diensten. Doch meine Zeit des Dienens ist vorbei. Wie steht es mit dir?“
    Sie hob den Weinbecher an ihre Lippen und trank. Ich fragte mich, welch schreckliche Erinnerungen sie da zu ertränken versuchte.
    „Es waren deine Freunde, die Templer, die unser Haus überfielen“, sagte sie, als ihr Becher leer war. „Dessen bin ich mir sicher.“
    „Du hast aber keine Ringe gesehen.“
    „Nein, aber na und? Was hat das zu bedeuten? Die haben sie natürlich abgenommen.“
    „Nein. Das waren keine Templer, Jenny. Ich bin in der Zwischenzeit auf sie gestoßen. Das waren angeheuerte Männer. Söldner.“
    Ja, Söldner, dachte ich. Söldner, die für Edward Braddock arbeiteten, der Reginald so nahestand …
    Ich lehnte mich vor. „Man hat mir erzählt, dass Vater etwas in seinem Besitz hatte – etwas, das sie haben wollten. Weißt du, was es war?“
    „Oh ja. Sie haben es gefunden. Ich sah es in jener Nacht in der Kutsche.“
    „Und?“
    „Es war ein Buch.“
    Abermals hatte ich den Eindruck zu erfrieren, ich fühlte mich starr und taub. „Was für ein Buch?“
    „Braun, in Leder gebunden, auf dem Deckel das Siegel der Assassinen.“
    Ich nickte. „Glaubst du, dass du es erkennen würdest, wenn du es wiedersähest?“
    Sie zuckte die Schultern. „Wahrscheinlich.“
    Ich schaute dorthin, wo Holden lag. Schweiß glänzte auf seinem Oberkörper. „Wenn das Fieber abgeklungen ist, brechen wir auf.“
    „Wohin?“
    „Nach Frankreich.“

8. Oktober 1757
    I
    Obgleich es kalt war, schien die Sonne an diesem Morgen, ein Tag, der sich am besten als „sonnengetupft“ beschreiben ließ – helles Licht strömte durch die Baumkronen und belegte den Waldboden mit einem Flickenteppich aus Goldtönen.
    Wir ritten in einer Dreierkolonne, ich an der Spitze. Hinter mir war Jenny, die ihre Dienerinnenkleidung längst abgelegt hatte und jetzt ein Gewand trug, das auch ihrem Pferd noch links und rechts über die Flanken hing. Über den Kopf hatte sie sich eine große, dunkle Kapuze gezogen, ihr Gesicht schien darunter hervorzulugen, als starrte sie aus einer Höhle heraus – ernst, angespannt und von grau geflecktem Haar umrahmt, das ihr über die Schultern fiel.
    Hinter ihr kam Holden, der wie ich einen zugeknöpften Mantelrock, Schal und Dreispitz trug, nur saß er ein wenig nach vorn geneigt im Sattel, sein Gesicht blass, teigig und … wie von Geistern gehetzt.
    Er hatte wenig gesprochen, seit er sich von seinem Fieber erholt hatte. Es hatte Augenblicke gegeben, in

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