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Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen

Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen

Titel: Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bowden
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denen der alte Holden wieder erkennbar gewesen war – ein flüchtiges Lächeln hier, ein Aufblitzen seiner Londoner Beschlagenheit da. Aber sie waren rasch wieder vergangen, diese Momente, und er hatte sich wieder verschlossen gegeben. Auf unserer Schiffsreise übers Mittelmeer war er für sich geblieben, hatte alleine dagesessen und vor sich hin gebrütet. In Frankreich hatten wir uns verkleidet, Pferde gekauft und uns auf den Weg zum Château gemacht, und Holden war schweigend dahingeritten. Er wirkte bleich, und wie er ging, ließ mich vermuten, dass er immer noch Schmerzen hatte. Selbst im Sattel sah ich ihn gelegentlich zusammenzucken, insbesondere auf holprigem Boden. Ich konnte mir die Schmerzen, die er ertragen musste – körperlich wie geistig –, kaum vorstellen.
    Als wir noch etwa eine Stunde vom Château entfernt waren, machten wir Halt. Ich schnallte mein Schwert um, lud eine Pistole und schob sie in meinen Gürtel. Holden tat dasselbe, und ich fragte ihn: „Seid Ihr sicher, dass Ihr kämpfen könnt, Holden?“
    Er warf mir einen vorwurfsvollen Blick zu. Ich sah dunkle Ringe unter seinen Augen. „Entschuldigt, Sir, aber man hat mir nur meinen Schwanz und die Eier geraubt, aber nicht mein Köpfchen und meine Tatkraft.“
    „Tut mir leid, Holden, es war nicht so gemeint. Ich habe meine Antwort, und das genügt mir.“
    „Glaubt Ihr denn, dass es zu einem Kampf kommen wird, Sir?“, fragte er, und ich sah, wie er abermals zusammenzuckte, als er sein Schwert zurechtrückte.
    „Ich weiß es nicht, Holden, wirklich nicht.“
    Als wir uns dem Château näherten, sah ich die ersten Patrouillen. Der Wächter stand vor meinem Pferd und musterte mich unter der breiten Krempe seines Hutes hervor – derselbe Mann, so fiel mir auf, der auch schon bei meinem letzten Besuch vor vier Jahren hier gewesen war.
    „Seid Ihr das, Master Kenway?“, fragte er.
    „Ich bin es wirklich, und ich habe zwei Begleiter dabei“, antwortete ich.
    Ich beobachtete ihn aufmerksam, als sein Blick von mir zu Jenny und dann zu Holden wanderte, und obwohl er es zu verbergen versuchte, verrieten mir seine Augen doch alles, was ich wissen musste.
    Er wollte sich gerade die Finger in den Mund schieben, als ich bereits von meinem Pferd gesprungen war, seinen Kopf packte und meine Klinge hervorschnellen ließ, genau in sein Auge und bis in sein Hirn hinein, um ihm dann noch die Kehle aufzuschlitzen, bevor er einen Laut von sich geben konnte.
    II
    Ich kniete da, eine Hand auf der Brust des Wächters, während das Blut schnell und dick aus dem Schlitz in seiner Kehle quoll, wie zwischen den Lippen eines zweiten, grinsenden Mundes hervor. Den Blick hatte ich über die Schulter nach hinten gerichtet. Jenny musterte mich mit finsterer Miene, Holden saß aufrecht und mit gezogenem Schwert im Sattel.
    „Würde es dir etwas ausmachen, uns zu verraten, was das nun sollte?“, fragte Jenny.
    „Er wollte einen Pfiff ausstoßen“, erklärte ich, während ich mit Blicken den Wald ringsum absuchte. „Letztes Mal hat er nicht gepfiffen.“
    „Und? Vielleicht hat man die Zutrittsbedingungen geändert.“
    Ich schüttelte den Kopf. „Nein. Sie wissen, dass wir kommen. Sie erwarten uns. Der Pfiff sollte die anderen warnen. Wir hätten es nicht einmal bis über den Rasen geschafft, ehe wir niedergemacht worden wären.“
    „Woher weißt du das?“, fragte sie.
    „Ich weiß es nicht“, versetzte ich. Unter mir hob und senkte sich die Brust des Wächters ein letztes Mal. Ich schaute auf ihn hinab und sah, wie er die Augen verdrehte und sein Körper noch einmal zuckte, dann war er tot. „Ich vermute es nur“, fuhr ich fort, wischte mir die blutigen Hände am Boden ab und stand auf. „Ich habe Jahre mit Vermutungen zugebracht und das Offensichtliche ignoriert. Das Buch, das du in jener Nacht in der Kutsche gesehen hast – Reginald hat es in seinem Besitz. Und wenn ich mich nicht sehr irre, hat er es auch jetzt und hier bei sich. Er war es, der den Überfall auf unser Haus organisierte. Er ist verantwortlich für Vaters Tod.“
    „Ach, und das weißt du jetzt auf einmal, ja?“, spottete sie.
    „Zuvor habe ich mich geweigert, es zu glauben. Aber jetzt, ja, jetzt weiß ich es. Auf einmal ergeben die Dinge Sinn für mich. Eines Nachmittags zum Beispiel, als ich noch ein Kind war, traf ich Reginald vor der Geschirrkammer. Ich wette, er suchte damals nach dem Buch. Der Grund, weshalb er die Nähe der Familie suchte, Jenny – der Grund, weshalb er

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