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Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen

Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen

Titel: Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bowden
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lassen.
    Nachdem wir Holden begraben hatten, war ich nach Amerika aufgebrochen, und Jenny kehrte nach England zurück, in das Haus am Queen Anne’s Square, wo sie seither lebt, immer noch ledig. Zweifellos war sie das Thema endlosen Klatsches und unermüdlicher Spekulationen gewesen aufgrund der Jahre ihrer Abwesenheit, und ebenso zweifellos ist ihr das nur recht so. Wir schreiben uns, aber so gern ich sagen würde, dass unsere gemeinsamen Erlebnisse uns zusammengeführt haben, entspricht es doch eher den nackten Tatsachen, dass dies nicht der Fall war. Wir schrieben uns, weil uns der Name Kenway gemeinsam war und wir das Gefühl hatten, in Kontakt bleiben zu müssen. Jenny beleidigte mich nicht mehr, in dieser Hinsicht hatte sich unsere Beziehung zum Besseren gewendet, doch unsere Briefe waren stets langweilig und oberflächlich. Wir waren zwei Menschen, die genug Leid und Verlust für ein Dutzend Leben erfahren hatten. Was gab es, worüber wir uns in Briefen hätten austauschen sollen? Nichts. Und so tauschten wir uns über nichts aus.
    In der Zwischenzeit – ich hatte recht behalten – hatte ich um Holden getrauert. Ich hatte nie einen größeren Mann als ihn gekannt, und ich werde auch nie einen kennenlernen. Doch für ihn waren die Kraft und der Charakter, die er im Übermaß besaß, einfach nicht genug gewesen. Man hatte ihm seine Männlichkeit genommen. Damit konnte er nicht leben, dazu war er nicht bereit, und so hatte er gewartet, bis ich genesen war, und sich dann das Leben genommen.
    Ich trauerte um ihn und werde es wahrscheinlich immer tun, und ich trauerte auch wegen Reginalds Verrat – ich trauerte um die Beziehung, die wir einst hatten, und wegen der Lügen und Heimtücke, auf denen mein Leben basierte. Und ich trauerte um den Mann, der ich gewesen war. Der Schmerz in meiner Seite war nie ganz verschwunden, ab und zu durchzuckte er mich noch, und trotzdem ich meinem Körper nicht erlaubt hatte, alt zu werden, war er entschlossen, es doch zu tun. Kleine, drahtige Härchen sprossen mir aus den Ohren und der Nase. Plötzlich war ich nicht mehr so geschmeidig wie früher. Mein Ansehen im Orden war höher als je zuvor, aber körperlich war ich nicht mehr derselbe Mann. Wieder in Amerika ließ ich mich in Virginia nieder, wo ich Tabak und Weizen anbaute, und wenn ich über das Anwesen ritt, spürte ich, wie meine Kräfte im Laufe der Jahre allmählich schwanden. In und aus dem Sattel zu steigen fiel mir schwerer als früher. Und ich meine nicht schwer , sondern nur schwerer, denn ich war immer noch stärker, schneller und beweglicher als ein Mann, der halb so alt war wie ich, und es gab keinen Arbeiter auf dem Anwesen, der mir in puncto körperlicher Kraft das Wasser reichen konnte. Trotzdem, ich war nicht mehr so schnell, so kräftig und so behände, wie ich es einmal gewesen war. Das Alter hatte nicht vergessen, seinen Tribut von mir zu verlangen.
    Im Jahr 1773 kehrte auch Charles nach Amerika zurück und wurde mein Nachbar, wie ich ein Gutsbesitzer in Virginia, nur einen halben Tagesritt entfernt, und wir hatten korrespondiert und übereingestimmt, dass wir uns treffen mussten, um über die Templer betreffende Angelegenheiten sowie über die weiteren Interessen des kolonialen Ritus zu sprechen. In erster Linie sprachen wir über die allmählich aufkommende rebellische Stimmung. Die Saat einer Revolution lag in der Luft, und wir überlegten, wie wir uns diese Entwicklung am besten zunutze machen konnten, denn unsere Kolonisten hatten es in zunehmendem Maße satt, vom britischen Parlament immerzu neue Regeln auferlegt zu bekommen – den Stamp Act, den Revenue Act, den Indemnity Act, den Commissioners of Customs Act. Man presste Steuern aus ihnen heraus, und es ärgerte sie, dass es niemanden gab, der ihre Sicht der Dinge vertrat und ihre Unzufriedenheit zur Kenntnis nahm.
    Unter den Unzufriedenen war auch ein gewisser George Washington. Der junge Offizier, der einst mit Braddock geritten war, hatte seinen Dienst aufgegeben und von den Engländern ein Stück Land für seine Hilfe im Franzosen- und Indianer-Krieg bekommen. In der Zwischenzeit hatten sich seine Sympathien jedoch verlagert. Der Offizier mit den wachen Augen, den ich wegen seines Mitgefühls bewundert hatte – wovon er zumindest mehr besaß als sein Befehlshaber –, war nun eine der lautesten Stimmen in der anti-englischen Bewegung. Das lag zweifellos daran, dass die Interessen der Regierung Seiner Majestät mit seinen eigenen

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