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Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen

Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen

Titel: Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bowden
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Stätte der Vorläufer sprechen zu können. Aber es gab nichts, was ich hätte tun können, Haytham, das kann ich Euch versichern. Washington und seine Leute wüteten überall. Sie waren an jenem Tag in einem regelrechten Blutrausch.“
    „Und da war also ein Junge?“, hakte ich nach.
    Jetzt wandte er den Blick hastig wieder ab. „Ja, da war ein Junge, ein kleiner Junge, ungefähr fünf Jahre alt.“
    Ungefähr fünf Jahre alt, dachte ich. Ich sah Ziio vor mir, das Gesicht, das ich einst geliebt hatte, als ich zu solcherlei Gefühlen noch imstande gewesen war, und ich verspürte einen dumpfen Anflug von Trauer um sie – und Verachtung für Washington, der offenbar das eine oder andere gelernt hatte in seiner Zeit unter General Braddock, Lektionen in Sachen Brutalität und Unbarmherzigkeit. Ich dachte daran, wie Ziio und ich zum letzten Mal zusammen gewesen waren, ich stellte sie mir in unserem kleinen Lager vor, wie sie mit in die Ferne gerichtetem Blick zwischen die Bäume sah und sich mit den Händen, fast unbewusst, an den Bauch fasste.
    Aber … nein. Ich verwarf den Gedanken. Er war zu versponnen. Zu weit hergeholt.
    „Er hat mich bedroht, dieser Junge“, sagte Charles.
    Unter anderen Umständen hätte ich vielleicht gegrinst ob der Vorstellung, wie Charles, stolze sechs Fuß groß, von einem fünfjährigen einheimischen Jungen bedroht wurde … hätte ich nicht die Nachricht von Ziios Tod verarbeiten müssen, dann hätte ich darüber gegrinst, ganz sicher … So aber holte ich nur tief, doch kaum merklich Atem, konzentrierte mich auf das Gefühl der in meine Lungen strömenden Luft und verscheuchte das Bild von ihr.
    „Ich war nicht der Einzige von uns, der dort war“, sagte Charles wie zu seiner Verteidigung, und ich blickte fragend in die Runde.
    „Nur zu. Wer noch?“
    William, Thomas und Benjamin nickten, die Augen auf das dunkle, knorrige Holz der Tischplatte geheftet.
    „Das kann er nicht gewesen sein“, meinte William knurrig. „Das kann einfach nicht derselbe Junge gewesen sein.“
    „Kommt schon, Haytham, was wäre das denn für ein Zufall?“, pflichtete Thomas Hickey ihm bei.
    „Und Ihr habt ihn auf Martha’s Vineyard nicht erkannt?“, fragte ich nun Benjamin.
    Er schüttelte achselzuckend den Kopf. „Das war nur ein Junge, ein Indianerjunge. Die sehen doch alle gleich aus, nicht?“
    „Und weshalb wart Ihr auf Martha’s Vineyard?“
    Sein Tonfall war gereizt. „Ich gönnte mir eine Pause.“
    Oder du hast Pläne geschmiedet, um dir die Taschen zu füllen, dachte ich, sagte jedoch nur: „Ach?“
    Er schürzte die Lippen. „Wenn sich die Dinge so entwickeln, wie wir glauben, und die Rebellen sich zu einer Armee organisieren, dann wird man mich zum Chefarzt ernennen, Master Kenway“, sagte er. „Das ist einer der höchsten Ränge in der Armee. Anstatt mich also zu fragen, was ich an jenem Tag auf Martha’s Vineyard tat, solltet Ihr mir vielleicht lieber gratulieren.“
    Er sah sich Zustimmung suchend am Tisch um. Thomas und William nickten zögerlich und schauten mich von der Seite her an.
    Ich gab nach. „Verzeiht, ich habe meine Manieren vergessen, Benjamin. Eure Ernennung zum Chefarzt wäre für den Orden in der Tat ein großer Schritt nach vorn.“
    Thomas räusperte sich vernehmlich. „Und darüber hinaus hoffen wir, dass unser guter Charles, wenn es zur Aufstellung einer solchen Armee kommt, zu ihrem Heerführer erkoren wird.“
    Ich konnte es nicht genau sehen, weil das Licht in der Schenke so trüb war, aber ich konnte spüren, wie Charles errötete. „Genau genommen, hoffen wir das nicht nur“, widersprach er. „Ich bin der naheliegende Kandidat. Meine militärische Erfahrung übertrifft die von George Washington bei Weitem.“
    „Ja, aber Ihr seid Engländer , Charles“, seufzte ich.
    „Ich wurde in England geboren “, platzte er heraus, „aber im Herzen bin ich Kolonist.“
    „Womöglich genügt nicht, was in Eurem Herzen ist“, gab ich zu bedenken.
    „Wir werden ja sehen“, erwiderte er indigniert.
    Das werden wir allerdings, dachte ich müde, dann richtete ich mein Augenmerk auf William, der sich bislang sehr zugeknöpft gegeben hatte – was allerdings angesichts der Tatsache, dass er von den Ereignissen der Tea Party am meisten betroffen war, nicht sonderlich verwunderte.
    „Und was ist mit Eurem Auftrag, William? Wie steht es um die Pläne zum Ankauf des Landes der Eingeborenen?“
    Natürlich wussten wir das alle, aber es musste gesagt werden,

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