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Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen

Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen

Titel: Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bowden
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die Hände auf dem Rücken. „Washington wird büßen für das, was er getan hat. Dafür werden wir sorgen. Er ist brutal, das steht fest, und zum Anführer nicht geeignet.“
    „Dem stimme ich zu, Haytham, und ich habe bereits einen Schritt unternommen, um zu gewährleisten, dass es keine weiteren Störungen mehr geben wird. Damit schlagen wir sozusagen zwei Fliegen mit einer Klappe.“
    Ich musterte ihn scharf. „Ich höre.“
    „Der eingeborene Junge wird gehängt werden – weil er George Washington umbringen wollte und einen Gefängniswärter umgebracht hat . Washington wird natürlich zugegen sein – dafür werde ich sorgen –, und wir können die Gelegenheit nutzen, ihn zu töten. Thomas wird diese Aufgabe natürlich mit Vergnügen übernehmen. Nun liegt es nur noch an Euch, der Mission in Eurer Funktion als Großmeister des kolonialen Ritus Euren Segen zu erteilen.“
    „Das kommt sehr kurzfristig“, meinte ich und konnte den Zweifel in meiner Stimme selbst hören. Aber warum? Weshalb kümmerte es mich überhaupt noch, wer lebte und wer starb?
    Charles breitete die Hände aus. „Es ist kurzfristig, ja, aber das sind mitunter die besten Pläne.“
    „Allerdings“, pflichtete ich ihm bei. „Das ist wahr.“
    „Nun?“
    Ich überlegte. Mit einem Wort würde ich die Hinrichtung meines eigenen Kindes gutheißen. Was für ein Ungeheuer wäre zu derlei imstande?
    „Tut es“, sagte ich.
    „Gut“, erwiderte er mit einer so unvermittelten Befriedigung, dass ihm die Brust schwoll. „Dann wollen wir keinen Moment mehr vergeuden. Wir werden noch heute Abend in ganz New York verkünden lassen, dass morgen ein Verräter an der Revolution den Tod finden wird.“
    V
    Jetzt ist es zu spät für mich, wie ein Vater zu empfinden. Wenn irgendwann einmal etwas in mir war, dass mich dazu befähigt hätte, mein Kind zu lieben, zu hegen und aufzuziehen, so war es inzwischen längst verdorben und verbrannt. Jahre des Verrats und Tötens haben dafür Sorge getragen.

28. Juni 1776
    I
    Heute Morgen fuhr ich in meinem Quartier erschrocken aus dem Schlaf hoch, setzte mich im Bett auf und schaute mich in dem unvertrauten Zimmer um. Draußen vor dem Fenster regten sich die Straßen von New York. Täuschte ich mich, oder lag da eine gewisse Spannung in der Luft, schwang in dem Stimmengewirr, das zu meinem Fenster heraufstieg, ein erregter Ton mit? Und hatte dies, wenn es so war, etwas damit zu tun, dass es heute eine Hinrichtung in der Stadt gab? Denn heute sollte er gehängt werden …
    Connor, das ist sein Name. Das ist der Name, den Ziio ihm gab. Ich fragte mich, was wohl anders gekommen wäre, wenn wir ihn gemeinsam auf diese Welt gebracht hätten.
    Würde er auch dann Connor heißen?
    Hätte er sich trotzdem für den Weg des Assassinen entschieden?
    Und wenn die Antwort auf diese Frage Nein lautete, er hätte sich nicht für den Weg eines Assassinen entschieden, weil sein Vater ein Templer war, was machte das dann aus mir außer einer Abscheulichkeit? Ein Desaster? Einen Bastard und Dreckskerl? Es machte mich zu einem Mann mit geteilter Loyalität.
    Aber auch zu einem Mann, der beschlossen hatte, dass er den Tod seines Sohnes nicht zulassen konnte. Nicht heute.
    Ich zog mich an, schlüpfte jedoch nicht in meine normale Kleidung, sondern in ein dunkles Gewand mit Kapuze, die ich mir über den Kopf zog. Dann eilte ich zum Stall, nahm mein Pferd und trieb es hastig zum Hinrichtungsplatz. Auf schlammigen, hart gebackenen Straßen scheuchte ich aufgeschreckte Stadtbewohner beiseite, die mir entweder mit hochgereckten Fäusten drohten oder mich unter ihren Hutkrempen hervor großäugig anschauten. Ich donnerte weiter, dorthin, wo die Menge dichter wurde, weil sich die Zuschauer der bevorstehenden Exekution zu sammeln begannen.
    Und während ich ritt, fragte ich mich, was ich da eigentlich tat, und mir wurde klar, dass ich es nicht wusste. Ich wusste nur, wie ich mich fühlte – als hätte ich geschlafen und sei plötzlich aufgewacht.
    II
    Dort, auf einem Podium, wartete der Galgen auf sein nächstes Opfer, während eine beträchtliche Menge gespannt auf das Schauspiel des Tages wartete. Rund um den Platz standen Pferde und Karren, auf die ganze Familien kletterten, um besser sehen zu können – feige wirkende Männer, kleine Frauen mit verkniffenen, sorgenvollen Gesichtern und schmutzige Kinder. Auf dem Platz saßen Zuschauer, andere schlenderten umher – Frauen fanden sich zu Gruppen zusammen und schwatzten, Männer

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