Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen

Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen

Titel: Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bowden
Vom Netzwerk:
dass Washington überlebt hatte – wie konnte er es wagen? –, und verzieh es ihm nie. Wenig später war New York an die Engländer gefallen, und Washington, der beinah in Gefangenschaft geraten war, wurde die Schuld angelastet. Nicht zuletzt durch Charles, der als Einziger nicht von Washingtons darauf folgendem Vorstoß über den Delaware River beeindruckt war, trotzdem sein Sieg in der Schlacht von Trenton das Zutrauen in die Revolution erneuert hatte. Es war weiteres Wasser auf Charles’ Mühlen, dass Washington sodann die Schlacht von Brandywine und damit Philadelphia verlor. Washingtons Angriff auf die Engländer bei Germantown war ein Desaster gewesen. Und nun stand Valley Forge an.
    Nachdem er die Schlacht von White Marsh gewonnen hatte, verlegte Washington seine Truppen fürs neue Jahr an einen Ort, von dem er sich mehr Sicherheit erhoffte. Er hatte sich für Valley Forge in Pennsylvania entschieden – zwölftausend Kontinentale, so schlecht ausgerüstet und erschöpft, dass die schuhlosen Männer eine Fährte aus blutigen Fußspuren hinterließen, als sie zu ihrem Lagerplatz marschierten und sich auf den nahenden Winter vorbereiteten.
    Es war ein Scherbenhaufen. Lebensmittel und Kleidung waren jämmerlich knapp, Pferde verhungerten oder starben im Stehen. Typhus, Gelbsucht, Ruhr und Lungenentzündung grassierten im Lager und kosteten Tausende von Leben. Um Moral und Disziplin stand es so schlecht, dass sie quasi nicht mehr existierten.
    Dennoch hatte Washington – trotz des Verlusts von New York und Philadelphia und des langsamen, kalten Todes, der seine Armee dezimierte – einen persönlichen Schutzengel: Connor. Und Connor glaubte mit einer Überzeugung, wie nur die Jugend sie kennt, an Washington. Ich hätte ihn unmöglich davon abbringen können, mit keinem Wort wäre es mir gelungen, Connor zu überzeugen, dass es in Wahrheit Washington war, der für den Tod seiner Mutter verantwortlich war. In ihm hatte sich festgesetzt, dass die Templer die Schuldigen waren – und wer kann es ihm verübeln, dass er zu diesem Schluss gelangte? Schließlich hatte er Charles an jenem Tag dort gesehen. Und nicht nur Charles, sondern auch William, Thomas und Benjamin.
    Ach ja, Benjamin. Mein anderes Problem. Er war in den vergangenen Jahren fast eine Schande für den Orden gewesen, um es einmal milde auszudrücken. Nachdem er versucht hatte, Informationen an die Engländer zu verhökern, hatte man ihn 1775 vor einen Untersuchungsausschuss gezerrt, dem – wer sonst? – George Washington vorsaß. Inzwischen war Benjamin, wie er es vor Jahren prophezeit hatte, der Chefarzt und Generaldirektor des medizinischen Dienstes der Kontinental-Armee. Er wurde wegen „Kommunikation mit dem Feind“ verurteilt und ist ins Gefängnis gekommen, wo er bis Anfang dieses Jahres gesessen hatte. Dann war er freigelassen worden – und prompt verschwunden.
    Ich wusste nicht, ob er, wie Braddock seinerzeit, den Idealen des Ordens abgeschworen hatte. Ich wusste nur, dass wahrscheinlich er derjenige war, der hinter dem Diebstahl der Vorräte steckte, die für Valley Forge bestimmt waren, was das Leben für die armen Seelen, die dort campierten, natürlich noch schlimmer machte. Damit hatte Benjamin den Zielen des Ordens zugunsten persönlicher Bereicherung entsagt, und dafür musste er zur Rechenschaft gezogen werden – eine Aufgabe, die ich selbst übernahm. Ich ritt durch die eisige, schneebedeckte Wildnis um Philadelphia, bis ich auf die Kirche stieß, in der Benjamin sein Lager aufgeschlagen hatte.
    II
    So fand ich Benjamin Church also in einer Kirche. Einer verlassenen jedoch. Verlassen nicht nur von ihrer früheren Gemeinde, sondern auch von Benjamins Männern. Vor Tagen waren sie noch hier gewesen, aber jetzt – nichts. Keine Vorräte, keine Männer, nur die Überreste von Feuern, die bereits erkaltet waren, und unregelmäßige Stellen aus Schlamm und schneelosem Boden, wo Zelte aufgestellt gewesen waren. Ich band mein Pferd hinter der Kirche an, dann trat ich ein. Drinnen war es genauso beißend und betäubend kalt wie draußen. Entlang des Mittelgangs sah ich die Reste weiterer Feuer, neben der Tür einen Stapel Holz, bei dem es sich, wie ich auf den zweiten Blick erkannte, um Kirchenbänke handelte, die man zerhackt hatte. Die Ehrfurcht fällt der Kälte als Erstes zum Opfer. Die restlichen Bänke standen links und rechts in zwei Reihen in der Kirche und waren zu einer stattlichen, aber lange nicht genutzten Kanzel hin

Weitere Kostenlose Bücher