Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen
waren sie schwarz und mit Ruß verklebt, die Glasscheiben zertrümmert. Und was würden sie denn auch beleuchten? Die blinden und zerbrochenen Fenster der umliegenden Gebäude? Leere Gerippe aus Stein und Holz, die nur noch als Unterschlupf für streunende Hunde und Ungeziefer taugten.
Über all dem ragte die Spitze der Trinity Church auf, und auf sie hielten wir zu, indem wir an einer der noch stehenden Mauern emporkletterten, um dort oben Stellung zu beziehen. Während wir hinaufkletterten, fiel mir auf, dass mich das Gebäude an eine vergrößerte Version meines Zuhauses am Queen Anne’s Square erinnerte, wie es damals nach dem Feuer ausgesehen hatte. Und als wir in den düsteren Alkoven kauerten und auf die Ankunft der Rotröcke warteten, dachte ich an jenen Tag, an dem ich mit Reginald zum Haus zurückgekehrt war und an seinen Anblick. Das Dach war wie das der Kirche hier ein Raub der Flammen geworden. Gleichfalls wie die Kirche war auch das Haus nur noch eine Hülle gewesen, ein Schatten seiner selbst. Über uns funkelten die Sterne am Himmel, und ich blickte einen Moment lang durch das offene Dach zu ihnen hinauf, bis mich ein Ellbogenstoß in die Seite aus meiner Gedankenversunkenheit riss. Connor deutete nach unten, wo Offiziere und Rotröcke zwischen den Trümmern auf der Wall Street hindurch auf die Kirche zugingen. Während sie näher kamen, zogen zwei Männer, die dem Trupp voraus waren, einen Karren und hängten Laternen in das kahle schwarze Geäst der Bäume, um den Weg zu erhellen. Sie erreichten die Kirche, und wir sahen zu, wie sie unten weitere Laternen aufhängten. Schnell gingen sie zwischen den Säulenstümpfen der Kirche hindurch, wo die Natur begonnen hatte, die Ruine für sich zu beanspruchen und Unkraut, Moos und Gras wachsen ließ. Auch am Taufstein und am Pult wurden Laternen platziert, dann traten die beiden Männer beiseite und die Delegation kam herein, drei Kommandanten und ein Trupp Soldaten.
Dann spitzten wir beide die Ohren, um ihrer Unterhaltung zu lauschen, hatten jedoch kein Glück. Stattdessen zählte ich die Soldaten. Es waren zwölf, doch das erschien mir nicht zu viel.
„Sie reden nur um den heißen Brei herum“, zischte ich Connor zu. „So erfahren wir nichts.“
„Was schlagt Ihr vor?“, gab er zurück. „Dass wir da runtergehen und uns Antworten holen?“
Ich sah ihn an und grinste. „Nun, ja …“, meinte ich.
Und im nächsten Augenblick kletterte ich auch schon hinunter, bis ich den Rest der Distanz im Sprung zurücklegen konnte und zwei Soldaten, die das Schlusslicht bildeten, überraschte. Sie starben, den Mund zu einem stummen O geformt.
„Hinterhalt!“, ertönte der Schrei, als ich zwei weitere Rotröcke anging. Von oben hörte ich Connor fluchen. Er sprang herab und schloss sich mir an.
Ich hatte recht. Es waren nicht zu viele. Die Rotröcke verließen sich wie immer zu sehr auf ihre Musketen und Bajonette. Auf dem Schlachtfeld mochte das effektiv sein, im Nahkampf und auf begrenztem Raum war es nutzlos. Darauf allerdings verstanden Connor und ich uns ausgezeichnet. Unser Zusammenspiel im Kampf war inzwischen sehr gut, beinah schon partnerschaftlich. Schon bald glänzten die moosbewachsenen Figuren der ausgebrannten Kirche von frischem Rotrockblut. Die zwölf Soldaten waren tot und nur die drei entsetzten Kommandanten noch übrig, die mit bebenden Lippen beteten und sich auf den Tod gefasst machten.
Ich hatte jedoch etwas anderes im Sinn – einen Ausflug nach Fort George, um genau zu sein.
III
Fort George lag im südlichsten Teil von Manhattan. Es war über hundertfünfzig Jahre alt, und vom Meer her bot es eine gewaltige Skyline aus Spitzen, Wachtürmen und langen Kasernenbauten, die sich über die gesamte Landzunge zu ziehen schienen. Hinter den hoch aufragenden Festungsmauern lagen ausgedehnte Übungsplätze rund um hohe Dormitorien und Verwaltungsgebäude, allesamt streng bewacht und stark befestigt. Ein perfekter Stützpunkt für die Templer. Und der perfekte Ort für uns zur Unterbringung der drei Loyalisten-Kommandanten.
„Was haben die Engländer vor?“, fragte ich den ersten, nachdem ich ihn in einem Verhörraum tief im Innern des Gebäudes am Nordende an einen Stuhl gebunden hatte. Hier war alles durchdrungen von modriger Feuchte, und wenn man genau hinhorchte, konnte man das Kratzen und Nagen der Ratten hören.
„Warum sollte ich Euch das verraten?“, höhnte der Mann.
„Weil ich Euch umbringen werde, wenn Ihr es nicht
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