Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen
Kontrolle über die eigenen Emotionen, die mir Reginald beigebracht hat.
Trotzdem, so schwach es auch sein mag, es brennt noch.
III
Die Ehefrau des Herbergswirts hatte mich gerade aufgesucht. Sie warf einen kurzen Blick die Treppe hinab, dann schloss sie die Tür hinter sich. Während ich unterwegs gewesen war, sei ein Bote gekommen, sagte sie und reichte mir sein Sendschreiben mit einem lasziven Blick, auf den ich vielleicht eingegangen wäre, hätte ich nicht andere Dinge im Kopf gehabt. Die Ereignisse der vergangenen Nacht zum Beispiel.
Deshalb schob ich sie aus dem Zimmer und setzte mich, um die Nachricht zu entschlüsseln. Darin stand, ich solle, sobald ich in Altea fertig war, nicht nach Frankreich heimkehren, sondern nach Prag reisen, wo ich im Keller des Hauses in der Celetná-Straße, dem Hauptquartier der Templer, auf Reginald treffen würde. Er habe eine dringende Angelegenheit mit mir zu besprechen.
Bis dahin muss ich noch meinen Käse abliefern. Heute Nacht wird der Verräter sein Ende finden.
11. Juni 1747
I
Es ist vollbracht. Die Tat, meine ich. Und mag sie auch nicht ohne Schwierigkeiten vonstattengegangen sein, war die Exekution doch insofern sauber, dass er nun tot ist und ich unentdeckt geblieben bin, und dafür darf ich mir doch ein gewisses Maß an Zufriedenheit über die Erfüllung meines Auftrags zugestehen.
Sein Name war Juan Vedomir, und seine Aufgabe war es angeblich, in Altea unsere Interessen zu wahren. Dass er diesen Rahmen genutzt hatte, um sich ein eigenes Reich aufzubauen, hatte man toleriert. Unseren Informationen zufolge hatte er den Hafen und den Markt mit milder Hand kontrolliert, und wie ich gesehen hatte, als ich ihm folgte, schien er sich einer gewissen Beliebtheit zu erfreuen, auch wenn die ständige Präsenz seiner Leibwächter natürlich bewies, dass dies nicht immer und überall der Fall war.
Aber war er zu milde? Reginald war dieser Ansicht. Er hatte ermittelt und schließlich festgestellt, dass Vedomir die Ideale der Templer in einem Maße vernachlässigte, der als Verrat gelten musste. Verrätern gegenüber kennen wir im Orden keine Toleranz. Ich wurde nach Altea geschickt. Ich beobachtete ihn. Und gestern Nacht nahm ich meinen Käse, verließ meine Herberge zum letzten Mal und machte mich über gepflasterte Straßen auf den Weg zu seiner Villa.
„Ja?“, sagte der Wächter, der die Tür öffnete.
„Ich habe Käse“, erklärte ich.
„Das rieche ich bis hierher“, erwiderte er.
„Ich hoffe, Señor Vedomir dazu bewegen zu können, mir den Handel auf seinem Basar zu gestatten.“
Der Wächter rümpfte die Nase noch mehr. „Señor Vedomirs Geschäft besteht darin, Kunden auf den Markt zu locken, nicht, sie zu verscheuchen.“
„Vielleicht wäre jemand mit feinerem Gaumen anderer Ansicht, Señor?“
Der Wächter musterte mich aus schmalen Augen. „Euer Akzent. Wo kommt Ihr her?“
Er war der Erste, der bezweifelte, dass ich ein Spanier war. „Ursprünglich aus der Republik Genua“, erklärte ich lächelnd, „wo Käse einer unserer besten Exportartikel ist.“
„Euer Käse wird sich sehr anstrengen müssen, wenn er den aus Varela übertreffen will.“
Mein Lächeln blieb. „Ich bin zuversichtlich, dass er das tut. Und ich bin auch zuversichtlich, dass Señor Vedomir das so sehen wird.“
Er musterte mich immer noch zweifelnd, trat jedoch beiseite, um mich in eine große Eingangshalle einzulassen, in der es, obwohl die Nacht warm war, kühl, beinah schon kalt war. Sie war zudem karg eingerichtet. Es gab nur zwei Stühle und einen Tisch, auf dem ein paar Karten lagen. Ich warf einen Blick darauf. Hier wurde Pikett gespielt, wie ich erfreut feststellte, denn Pikett wird nur zu zweit gespielt, und das hieß, es verbargen sich nicht irgendwo noch mehr Wächter.
Der Wächter, der mich hereingelassen hatte, bedeutete mir, den eingewickelten Käse auf den Kartentisch zu legen, und das tat ich. Der zweite Mann stand etwas abseits, eine Hand am Griff seines Schwerts, während sein Kollege mich nach Waffen durchsuchte. Er tastete meine Kleidung sorgfältig ab, dann schaute er in die Tasche, die ich an einem Riemen über der Schulter trug. Darin befanden sich nur ein paar Münzen und mein Tagebuch, weiter nichts. Ich hatte keine Klinge dabei.
„Bewaffnet ist er nicht“, sagte der Mann, und der andere nickte. Der erste wies auf meinen Käse. „Ich nehme an, Ihr wollt, dass Señor Vedomir davon probiert?“
Ich nickte eifrig.
„Vielleicht sollte ich
Weitere Kostenlose Bücher