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Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen

Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen

Titel: Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bowden
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als Stütze benutzte, um mich aus dem Schlamm zu ziehen, musste unerträglich gewesen sein, und er kreischte nun vor Schmerz, und seine Augen rollten in ihren Höhlen nach oben. Dennoch fuchtelte er noch immer wild mit seinem Schwert herum, und ich war unbewaffnet, weshalb mich die Klinge, als ich mich wie ein Fisch auf dem Trockenen auf ihn fallen ließ, seitlich am Hals erwischte und einen Schnitt hinterließ, aus dem das Blut warm über meine Haut rann.
    Meine Hände griffen nach den seinen, und plötzlich rangen wir um das Schwert. Ächzend und fluchend kämpften wir, als ich von hinten etwas hörte – das Geräusch näher kommender Schritte. Dann Stimmen. Jemand sagte etwas auf Niederländisch. Ich fluchte.
    „Nein“, sagte jemand, und dann erst wurde mir bewusst, dass ich das selbst gewesen war.
    Spitzohr musste es ebenfalls gehört haben.
    „Du kommst zu spät, Kenway“, knurrte er.
    Hinter mir das Stapfen der Füße. Der Regen. Meine eigenen Schreie. „Nein, nein, nein .“ Dann eine Stimme, auf Englisch: „Ihr da. Hört sofort auf.“
    Ich löste mich in einer Drehbewegung von Spitzohr, schlug vor Enttäuschung in den feuchten Schlamm, während ich mich aufrappelte und die Ohren verschloss vor seinem rauen, abgehackten Lachen. Ich wandte mich den Soldaten zu, die aus dem Nebel und Regen auftauchten, und versuchte, mich ganz aufzurichten, während ich sagte: „Ich bin Haytham Kenway, ein Gefährte von Lieutenant-Colonel Edward Braddock. Ich verlange, dass dieser Mann in meinen Gewahrsam übergeben wird.“
    Ich wusste nicht, ob das nächste Lachen, das ich vernahm, von Spitzohr stammte, der immer noch am Boden festgenagelt war, oder einem der Männer des kleinen Trupps, der vor mir erschienen war wie die Geister von einigen der Toten, die auf diesem Schlachtfeld gefallen waren. Der Anführer hatte einen Schnurrbart und eine verdreckte, nasse, zweireihige Jacke mit durchweichten Litzen, die einst goldfarben gewesen waren. Ich sah, wie er etwas anhob – etwas, das auf Augenhöhe an mir vorbeizublitzen schien –, dann erst begriff ich, dass er mit dem Knauf seines Schwertes nach mir schlug. Im nächsten Moment hatte er mich auch schon getroffen, und ich verlor das Bewusstsein.
    II
    Einen Bewusstlosen brachte man nicht um. Das wäre ehrlos gewesen. Selbst in einer Armee unter dem Befehl von Lieutenant-Colonel Edward Braddock.
    Und darum war das Nächste, was ich spürte, kaltes Wasser, das in mein Gesicht klatschte – oder war es eine flache Hand, die mir gegen die Wange schlug? Wie auch immer, ich wurde unsanft geweckt, und während meine Sinne wieder einsetzten, fragte ich mich einen Moment lang, wer ich war, wo ich war …
    Und warum eine Schlinge um meinen Hals lag.
    Und warum man mir meine Arme auf den Rücken gebunden hatte.
    Ich stand an der Kante eines Podests. Links von mir standen vier weitere Männer, wie ich mit Schlingen um den Hals. Genau in diesem Augenblick zuckte der Mann ganz links zusammen, ein Ruck durchlief ihn, dann strampelten seine Füße in der Luft.
    Vor mir ertönte ein kollektives Keuchen, und mir wurde bewusst, dass wir Publikum hatten. Wir befanden uns nicht mehr auf dem Schlachtfeld, sondern auf einer kleineren Wiese, wo sich Männer versammelt hatten. Sie trugen die Farben der britischen Armee und die Fellmützen der Coldstream Guards, und ihre Gesichter waren aschfahl. Sie waren nicht freiwillig und nicht gern dort, das war offensichtlich. Gezwungenermaßen schauten sie zu, wie der arme Kerl am Ende der Reihe sein Leben aushauchte, wie sein Mund aufklappte und die Spitze seiner Zunge, blutig, weil er hineingebissen hatte, zum Vorschein kam, während er noch reflexhaft um Atem rang.
    Er zappelte und trat noch ein paar Mal ins Leere unter sich, sein Körper brachte den Galgen zum Wanken, der über unseren Köpfen längs über das Podium verlief. Ich schaute hoch und sah, dass auch meine Schlinge daran festgeknüpft war, dann senkte ich den Blick auf den hölzernen Hocker hinab, auf dem ich stand, und sah meine Füße, die nur noch in Strümpfen steckten.
    Schweigen senkte sich über die Szenerie. Nur die Laute des Sterbenden waren noch zu hören, das Knarren des Stricks und das Ächzen des Galgens.
    „So ergeht es Dieben“, kreischte der Henker und zeigte auf den Toten. Dann schritt er über das Podium auf den zweiten Mann zu und rief in die immer noch stockstille Menge: „Diebe werden aufgehängt. Befehl von Lieutenant-Colonel Braddock.“
    „Ich kenne Braddock“,

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