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Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen

Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen

Titel: Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bowden
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rief ich da. „Wo ist er? Bringt ihn her.“
    „Halt dein Maul, du!“, brüllte der Henker und wies mit dem Finger auf mich. Zugleich kam sein Helfer, der Mann, der mir Wasser ins Gesicht geschüttet hatte, von rechts auf mich zu und versetzte mir eine weitere Ohrfeige, nur tat er es diesmal nicht, um mich zur Besinnung, sondern zum Schweigen zu bringen.
    Ich knurrte und zerrte an meinen Handfesseln, aber nicht zu heftig, nicht so sehr, dass ich das Gleichgewicht verlor und vom Stuhl fiel, auf dem ich so wackelig stand.
    „Mein Name ist Haytham Kenway“, rief ich. Der Strick grub sich in meinen Hals.
    „Ich hab gesagt, du sollst dein Maul halten!“, brüllte der Henker noch einmal, und sein Helfer schlug mich von Neuem und so fest, dass ich beinah vom Hocker gekippt wäre. Dabei erhaschte ich den ersten Blick auf den Soldaten links von mir und erkannte, wer es war: Spitzohr. Um den Oberschenkel trug er einen Verband, der vor Blut ganz schwarz war. Er sah mich mit umnebelten, halb geschlossenen Augen an, ein träges, schiefes Grinsen auf den Lippen.
    Inzwischen hatte der Henker den zweiten Mann in der Reihe erreicht.
    „Dieser Mann ist ein Deserteur“, keifte er. „Er ließ seine Kameraden im Stich. Sie waren Männer wie ihr. Er hat also auch euch im Stich gelassen. Sagt mir, wie soll er bestraft werden?“
    Ohne große Begeisterung erwiderten die Männer im Chor: „Hängt ihn.“
    „Wie ihr wollt“, feixte der Henker, trat zurück, setzte dem Verurteilten einen Fuß ins Kreuz, stieß zu und genoss die angewiderte Reaktion der Zuschauer.
    Ich schüttelte den Schmerz des Hiebes ab und zerrte weiter an meinen Fesseln, während der Henker den nächsten Mann erreichte, der Menge dieselbe Frage stellte, dieselbe gedämpfte, pflichtgetreue Antwort erhielt und den armen Kerl dann in den Tod stieß. Das Podest zitterte und bebte, als nun drei Männer an Stricken hingen. Über mir knarzte und ächzte der Galgen, und als ich nach oben schaute, sah ich, wie die Balken an den Verbindungen kurz auseinanderklafften und sich dann wieder zusammenfügten.
    Spitzohr erreichte der Henker als Nächsten.
    „Dieser Mann“, verkündete er, „dieser Mann unternahm einen kleinen Ausflug in den Schwarzwald und dachte, er könne sich unbemerkt wieder zurückschleichen, aber da hat er sich geirrt. Sagt mir, wie soll er bestraft werden?“
    „Hängt ihn“, brummte die Menge freudlos.
    „Seid ihr der Meinung, dass er sterben soll?“, schrie der Henker.
    „Ja“, erwiderten die Zuschauer. Aber ich sah, wie ein paar von ihnen verstohlen den Kopf schüttelten, während andere aus mit Leder umwickelten Flaschen tranken und sich eher an dem Schauspiel zu erfreuen schienen, wie man es unter dem Einfluss von Ale eben tat. War das vielleicht auch der Grund für Spitzohrs offensichtliche Benommenheit? Er lächelte immer noch, auch als der Henker hinter ihn trat und ihm den Fuß ins Kreuz stemmte.
    „Es ist Zeit, den Deserteur zu hängen!“, rief er und stieß zu, im gleichen Moment, da ich „Nein!“ schrie und nun doch wie wild an meinen Fesseln zog und mich zu befreien versuchte. „Nein, er muss am Leben bleiben! Wo ist Braddock? Wo ist Lieutenant-Colonel Edward Braddock?“
    Der Helfer des Henkers erschien in meinem Blickfeld und grinste durch seinen struppigen Bart hindurch, kaum einen Zahn im Mund. „Hast du nicht gehört? Er hat gesagt, du sollst dein Maul halten.“ Und er holte mit der Faust aus, um mich ein weiteres Mal zu schlagen.
    Doch diesmal bekam er die Gelegenheit nicht. Meine Beine schnellten vor, traten den Hocker um und umklammerten im nächsten Augenblick den Hals des Helfers, die Knöchel überkreuzt – und ich drückte.
    Er schrie. Ich drückte fester zu. Sein Schrei wurde zum erstickten Keuchen, sein Gesicht lief rot an, während seine Hände meine Unterschenkel packten und auseinanderzwängen wollten. Ich warf mich hin und her, schüttelte ihn wie ein Hund seine Beute zwischen den Zähnen, riss ihn fast von den Füßen, spannte die Muskeln meiner Oberschenkel und versuchte zugleich zu verhindern, dass mein Gewicht an der Schlinge um meinen Hals zog. Neben mir zappelte Spitzohr am Strick. Seine Zunge schoss zwischen den Zähnen hervor, seine trüben Augen quollen aus den Höhlen, als wollten sie ihm aus dem Schädel springen.
    Der Henker war ans andere Ende des Podiums gegangen und zog an den Beinen der Gehängten, um sich zu vergewissern, dass sie tot waren, doch der Tumult, den ich verursachte, erregte

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