Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen
nahm ihre Hand. „Ich sollte gehen“, sagte ich, obwohl ich ganz und gar nicht gehen wollte, und letztlich war sie es, die mich zurückhielt – sie lehnte sich vor und küsste mich.
13. Juli 1755
„Master Kenway, seid Ihr fündig geworden?“
Das waren die ersten Worte, die Charles Lee zu mir sprach, als ich unser Zimmer im Green Dragon betrat. Meine Männer waren vollzählig versammelt, und sie blickten mir mit erwartungsvollen Augen entgegen; dann entgleisten ihre Gesichtszüge, als ich den Kopf schüttelte.
„Es war nicht der richtige Ort“, sagte ich. „Ich fürchte, der Tempel war nichts weiter als eine Höhle mit bemalten Wänden. Trotzdem, sie enthielt zahlreiche Bilder und Inschriften der Vorläufer, und das heißt, wir sind unserer Sache dicht auf den Fersen. Wir müssen unsere Bemühungen nun verdoppeln, unseren Orden erweitern und hier einen ständigen Stützpunkt einrichten“, fuhr ich fort. „Mag sich die Stätte auch noch nicht offenbart haben, bin ich doch zuversichtlich, dass wir sie eines Tages finden werden.“
„Wohl wahr!“, sagte John Pitcairn.
„Hört, hört!“, tönte Benjamin Church.
„Darüber hinaus glaube ich, dass es an der Zeit ist, Charles in unsere Reihen aufzunehmen. Er hat sich als treuer Anhänger erwiesen und uns seit dem Tag, da er zu uns kam, unfehlbar gedient. Es soll Euch vergönnt sein, an unserem Wissen teilzuhaben und alle Vorteile zu ernten, die mit einem solchen Geschenk einhergehen, Charles. Ist jemand dagegen?“
Die Männer schwiegen, maßen Charles nur mit wohlwollenden Blicken.
„Sehr gut“, ergriff ich wieder das Wort. „Erhebt Euch, Charles.“ Er trat zu mir, und ich sagte: „Schwört Ihr, die Grundsätze unseres Ordens und alles, wofür wir stehen, in Ehren zu halten und zu unterstützen?“
„Das schwöre ich.“
„Schwört Ihr, unsere Geheimnisse für immer zu wahren und die wahre Art unseres Wirkens niemals preiszugeben?“
„Das schwöre ich.“
„Und schwört Ihr, das zu tun, von nun an bis zu Eurem Tode – um jeden Preis?“
„Das schwöre ich.“
Die Männer erhoben sich. „Dann heißen wir Euch in unseren Reihen willkommen, Bruder. Gemeinsam werden wir eine neue Ära einer neuen Welt einleiten, eine Ära, die von Zweck und Ordnung geprägt sein soll. Gebt mir Eure Hand.“
Ich holte den Ring, den ich Braddock abgenommen hatte, hervor und steckte ihn Charles an den Finger.
Ich sah ihn an. „Ihr seid jetzt ein Templer.“
Er grinste. „Möge uns der Vater des Verstehens leiten“, sagte ich, und die Männer stimmten mit ein. Unser Team war komplett.
1. August 1755
Liebe ich sie?
Es fällt mir schwer, diese Frage zu beantworten. Ich wusste nur, dass ich es genoss, mit ihr zusammen zu sein, und ich schätzte die Zeit, die wir gemeinsam verbrachten.
Sie war … anders. Sie hatte etwas, das ich von keiner anderen Frau kannte. Dieser „Geist“, von dem ich bereits sprach, er schien sich in jedem ihrer Worte, ihrer Gesten auszudrücken. Ich ertappte mich dabei, wie ich sie ansah, fasziniert von dem Licht, das immerfort in ihren Augen zu brennen schien, und ich fragte mich, gleichfalls immerfort, was wohl darin vorging? Was dachte sie?
Ich glaubte, dass ich sie liebte. Ich hätte gern geglaubt, dass sie auch mich liebte, aber sie ist mir so ähnlich. Sie hält so vieles von sich verborgen. Und wie ich weiß sie, jedenfalls glaube ich das, dass einer solchen Liebe kein Vorankommen beschieden wäre, dass wir unser Leben nicht miteinander verbringen könnten, weder in diesem Wald noch in England, weil es zu viele Hürden gibt zwischen uns und unser beider Leben – ihren Stamm zum Beispiel. Sie möchte ihr Leben nicht hinter sich lassen. Ihr Platz ist hier, bei ihrem Volk, wo sie ihr Land beschützt – ein Land, das sie von Menschen wie mir bedroht wähnen.
Und auch ich habe meinen Leuten gegenüber eine Verantwortung. Stehen die Grundsätze meines Ordens mit den Idealen ihres Stammes im Einklang? Ich bin mir dessen nicht sicher. Vor die Frage gestellt, mich zwischen Ziio und den Idealen, an die zu glauben ich erzogen wurde, zu entscheiden, wie würde meine Wahl ausfallen?
Das sind die Gedanken, die mich in den vergangenen Wochen geplagt haben, obwohl ich in diesen süßen, gestohlenen Stunden mit Ziio schwelgte. Ich habe mich gefragt, was ich tun soll.
4. August 1755
Die Entscheidung wurde mir abgenommen, denn an diesem Morgen erhielten wir Besuch.
Wir lagerten ungefähr fünf Meilen von Lexington entfernt, wo
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