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Assassin's Creed: Der geheime Kreuzzug (German Edition)

Assassin's Creed: Der geheime Kreuzzug (German Edition)

Titel: Assassin's Creed: Der geheime Kreuzzug (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bowden
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für Sefs Tod verantwortlich sei.“
    Altaïr und Maria sahen einander an. Ihr Sohn war seit zwei Jahren tot. Altaïr fühlte Zorn in sich aufwallen und kämpfte dagegen an  – er kämpfte an gegen den Impuls, sich kurzerhand umzudrehen, den Raum zu verlassen, in die Festung zu gehen und Abbas die Kehle durchzuschneiden, um dann zuzusehen, wie er um Gnade bettelte und verblutete.
    Maria legte ihm eine Hand auf den Arm. Sie fühlte mit ihm, teilte seinen Schmerz.
    „Es tut mir leid“, sagte Malik. „Ich konnte euch keine Nachricht schicken, weil ich eingesperrt war. Außerdem kontrollierte Abbas alle Nachrichtenwege aus und in die Festung. Ich bin sicher, er hat während der Zeit meiner Gefangenschaft auch andere Bräuche so geändert, wie es ihm zupasskam.“
    „Das hat er“, bestätigte Altaïr. „Er scheint im Rat einigen Beistand zu haben.“
    „Es tut mir leid, Altaïr“, sagte Malik noch einmal. „Ich hätte Abbas’ Pläne vorausahnen müssen. Nach eurer Abreise hat er jahrelang daran gearbeitet, meine Führung zu untergraben. Ich wusste nicht, dass er schon so starke Unterstützung gefunden hatte. Einem stärkeren Führer wäre das nicht passiert. Dir wäre das nicht passiert.“
    „Mach dir keine Vorwürfe. Ruh dich aus, mein Freund“, sagte Altaïr und gab Maria einen Wink.
    Sie nahmen beide im Zimmer nebenan Platz, Maria auf der steinernen Bank, Altaïr auf einem hochlehnigen Stuhl.
    „Weißt du, was du zu tun hast?“, fragte Maria.
    „Ich muss Abbas vernichten“, antwortete Altaïr.
    „Aber nicht aus Rache, Liebster“, sagte sie und schaute ihm tief in die Augen. „Sondern um des Ordens willen. Zum Wohl der Bruderschaft. Um sie zurückzugewinnen und wieder zu alter Größe zu führen. Wenn du das vermagst und wenn du dich davon leiten lässt und nicht von deiner eigenen Vergeltungslust, dann wird der Orden dich lieben wie einen Vater, der den Assassinen den wahren Weg weist. Lässt du dich aber von Zorn und Gefühlen blenden, wie könntest du dann erwarten, dass sie auf dich hören, wenn du sie das genaue Gegenteil lehren willst?“
    „Du hast recht“, sagte er nach kurzer Überlegung. „Wie wollen wir also vorgehen?“
    „Wir müssen Abbas stellen. Wir müssen den Vorwurf gegen den angeblichen Mörder unseres Sohnes in Zweifel ziehen. Das muss der Orden akzeptieren, und Abbas wird gezwungen sein, sich zu verantworten.“
    „Dann wird Maliks Wort gegen das von Abbas und seinem Helfer stehen, wer immer es auch sein mag.“
    „Der Helfer eines Wiesels wie Abbas kann nur noch weniger vertrauenswürdig sein. Die Bruderschaft wird dir glauben, Liebster. Sie werden dir glauben wollen . Du bist der große Altaïr. Wenn du deinem Wunsch nach Rache widerstehen kannst, wird es dir gelingen, den Orden auf deine Seite zu ziehen und zwar mit ehrlichen, nicht mit betrügerischen Mitteln. Damit wird das Fundament, das du legst, noch stärker.“
    „Ich werde zu ihm gehen, jetzt gleich“, erklärte Altaïr und erhob sich.
    Sie vergewisserten sich, dass Malik schlief, dann nahmen sie eine Fackel und gingen. Der Frühnebel waberte um ihre Füße, als sie am inneren Schutzwall entlang zum Haupttor gingen. Hinter ihnen erhoben sich die steilen Hänge von Masyaf, das Dorf war leer und still, würde aber bald erwachen. Ein schläfriger Wachtposten schaute zu ihnen, geradezu unverschämt teilnahmslos, und Altaïr musste seine Wut darüber niederzwingen. Sie passierten den Mann, erstiegen das Torvorwerk und betraten den Haupthof.
    Eine Glocke läutete.
    Es war kein Signal, das Altaïr kannte. Er hob die Fackel und schaute sich um. Die Glocke schlug immer noch. Dann gewahrte er eine Bewegung in den Türmen, die über dem Hof aufragten. Maria drängte ihn weiter. Sie erreichten die Treppe, die zur Estrade vor dem Turm des Meisters hochführte. Jetzt drehte Altaïr sich um und sah weiß gekleidete Assassinen mit brennenden Fackeln den Hof betreten. Die Glocke hatte sie gerufen. Nun verstummte sie.
    „Ich möchte Abbas sehen“, sagte Altaïr zu dem Wachtposten an der Tür zum Turm. Seine Stimme klang in der unheimlichen Stille laut und ruhig. Maria warf einen Blick nach hinten, und als sie scharf den Atem einsog, wandte auch Altaïr sich um. Er keuchte auf. Die Assassinen versammelten sich. Alle schauten sie auf ihn und Maria. Einen Moment lang fragte er sich, ob sie unter einem Bann standen, verwarf den Gedanken aber wieder. Er trug den Apfel bei sich, er war sicher unter seiner Kleidung versteckt und

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