Assassin's Creed: Der geheime Kreuzzug (German Edition)
grinsend. „Mein Gesicht ist das letzte, das du je sehen wirst.“
„Nein“, jammerte Mukhlis, aber Bayhas zerrte ihn schon hoch, und nun sah der Händler, dass der Räuber zwei Gefährten dabei hatte, die seine Waren von den Pferden luden und sie auf ihre eigenen packten.
Er schaute nach dem schlafenden alten Mann, doch der war nicht mehr da, obgleich Mukhlis sein Pferd noch sah. Hatten sie ihn bereits umgebracht? Lag er irgendwo mit durchgeschnittener Kehle?
„Seil“, verlangte Bayhas. Er hielt Mukhlis nach wie vor den Dolch an den Hals, während einer seiner Begleiter ihm ein aufgerolltes Seil zuwarf. Wie Bayhas trug auch dieser Mann schwarze Kleidung und hatte einen ungekämmten Bart. Sein Haar verschwand unter einer Kufiya . Über seinem Rücken hing ein Langbogen. Der dritte Mann hatte lange Haare und keinen Bart, in seinem Gürtel steckte ein breiter Krummsäbel, und er war damit beschäftigt, Mukhlis Gepäck zu durchwühlen, wobei er alles, was er nicht gebrauchen konnte, in den Sand warf.
„Nein“, rief Mukhlis, als er sah, wie ein bemalter Stein in den Staub fiel. Seine Tochter hatte ihm den Stein am Tag seiner Abreise als Glücksbringer geschenkt, und zu sehen, wie der Räuber ihn achtlos zu Boden warf, war zu viel für ihn. Er entwand sich Bayhas’ Griff und stürmte zu Langhaar, der sich umdrehte und ihn mit einem Lächeln empfing, bevor er ihn mit einem gemeinen Hieb gegen die Luftröhre zu Boden schickte. Die drei Räuber lachten brüllend, als Mukhlis sich keuchend im Staub wand.
„Was ist?“, höhnte Langhaar und beugte sich zu ihm hinunter. Er sah, wo Mukhlis hinschaute, hob den Stein auf und las die Worte, die Nada darauf gemalt hatte: Viel Glück, Papa. Ist es das, was dich auf einmal so mutig macht, Papa?“
Mukhlis griff nach dem Stein, wollte ihn unbedingt haben, aber Langhaar schlug seine Hand verächtlich beiseite, rieb sich dann mit dem Stein den Hintern, lachte noch lauter, als Mukhlis vor Wut aufheulte, und warf den Glücksbringer schließlich in den Brunnen.
„Platsch“, machte er höhnisch.
„Du … “, setzte Mukhlis an, „du … “
„Bindet ihm die Beine zusammen“, hörte er da von hinten. Bayhas warf Langhaar das Seil zu, trat um Mukhlis herum, ging wieder in die Hocke und hielt ihm die Dolchspitze dicht vor die Augen.
„Wo wolltest du hin, Papa?“, fragte er.
„Nach Damaskus“, log Mukhlis.
Bayhas schnitt ihm mit dem Dolch über die Wange, und er schrie vor Schmerz auf. „Wo wolltest du hin?“, fragte der Räuber noch einmal.
„Sein Tuch stammt aus Masyaf“, sagte Langhaar, der das Seil um Mukhlis Beine wickelte.
„Masyaf, hm?“, meinte Bayhas. „Früher hättest du auf die Hilfe der Assassinen zählen können, aber heute nicht mehr. Vielleicht sollten wir dort einmal vorbeischauen. Möglicherweise finden wir eine trauernde Witwe, die Trost braucht. Was meinst du, Papa? Natürlich erst, wenn wir mit dir fertig sind.“
Langhaar erhob sich, warf das Seilende über einen Ast des Feigenbaums und zerrte daran, sodass Mukhlis hochgezogen wurde. Seine Welt stand kopf. Er wimmerte, als Langhaar das Ende des Seils an der Winde des Brunnens festband, damit er so hängen blieb. Jetzt streckte Bayhas die Hand aus, stieß ihn an und drehte ihn. Mukhlis sah den Bogenschützen ein paar Fuß entfernt stehen, der auf den Fersen wippend lachte. Bayhas und Langhaar kamen näher und lachten ebenfalls. Bayhas beugte sich zu ihm vor.
Mukhlis drehte sich immer noch, er sah die Brunnenmauer vorbeiziehen, dann gerieten die drei Räuber wieder in sein Blickfeld, Langhaar und Bayhas, hinter ihnen der dritte Mann, und …
Hinter dem dritten Mann erschienen zwei Beine, die plötzlich vom Baum herunterragten.
Aber Mukhlis drehte sich weiter, und die Brunnenmauer zog wieder vorüber. Seine Drehbewegung verlangsamte sich jetzt, und so dauerte es einen Moment, bis er die drei Räuber wiedersah, die noch nicht gemerkt hatten, dass ein vierter Mann hinter ihnen stand. Ein Mann, dessen Gesicht größtenteils unter der Kapuze seines Gewands verborgen war und der den Kopf leicht geneigt und die Arme ausgebreitet hielt und so einen fast flehenden Eindruck machte. Es war der alte Mann.
„Halt“, sagte er. Seine Stimme war genau wie sein Gesicht vom Alter gezeichnet.
Die drei Räuber wandten sich zu ihm um, spannten sich, bereit, den Störenfried niederzumachen.
Dann begannen alle drei leise zu lachen.
„Was soll das?“, schnaubte Bayhas. „Ein alter Mann kommt
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