Assassin's Creed: Der geheime Kreuzzug (German Edition)
daher und will uns den Spaß verderben? Was hast du vor, alter Mann? Willst du uns mit Geschichten von früher zu Tode langweilen? Uns totfurzen?“
Seine Kameraden lachten.
„Lasst ihn herunter“, sagte der alte Mann und deutete auf Mukhlis, der immer noch kopfüber und schaukelnd dahing. „Auf der Stelle.“
„Und warum sollte ich das tun?“, fragte Bayhas.
„Weil ich es verlange“, erwiderte der alte Mann mit rauer Stimme.
„Und wer bist du, dass du das von mir zu verlangen wagst?“
Der alte Mann bewegte ruckhaft die Hand.
Klick .
54
Der Bogenschütze griff nach seiner Waffe, aber Altaïr war mit zwei Schritten bei ihm und schwang seine Klinge in einem weiten Bogen, sodass sie ihm nicht nur den Hals öffnete, sondern auch den Bogen entzweite und einen guten Teil seiner Haare abschnitt. Der Bogen des Banditen klapperte zu Boden, gefolgt von einem dumpfen Laut, als der Räuber selbst hinterherstürzte.
Altaïr, der seit zwei Jahren nicht mehr gekämpft hatte, stand schwer atmend da und sah, wie der Hohn aus den Gesichtern von Bayhas und Langhaar verschwand und Wachsamkeit seine Stelle einnahm. Zu seinen Füßen zuckte und gurgelte der Bogenschütze. Sein Blut wurde vom Sand aufgesaugt. Ohne Bayhas und Langhaar aus den Augen zu lassen, ging Altaïr auf ein Knie nieder, stieß dem Mann die Klinge in den Leib und brachte ihn zum Schweigen. Angst war jetzt seine stärkste Waffe, das wusste er. Diese Männer hatten Jugend und Schnelligkeit auf ihrer Seite. Sie waren wild und skrupellos und an den Tod gewöhnt. Altaïr hingegen hatte Erfahrung. Er hoffte, das würde reichen.
Langhaar und Bayhas wechselten einen Blick. Sie lächelten nicht mehr. Für einen Moment war das leise Knarren des Seils über dem Ast des Feigenbaums der einzige Laut, der rings um die Quelle zu hören war. Mukhlis verfolgte alles mit dem Kopf nach unten hängend. Seine Arme waren nicht gefesselt, und er überlegte, ob er versuchen sollte, sich zu befreien, hielt es dann jedoch für besser, keine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
Die beiden Räuber trennten sich. Sie wollten Altaïr in die Zange nehmen. Langhaar wechselte seinen Krummsäbel von einer Hand in die andere. Dabei entstand ein leises klatschendes Geräusch. Bayhas kaute auf der Innenseite seiner Wange.
Langhaar tat einen Schritt nach vorn und stieß mit dem Krummsäbel zu. Die Luft schien unter dem Klirren von Stahl zu vibrieren, als Altaïr ihn mit seiner Klinge stoppte und den Säbel beiseitedrückte, wobei er spürte, wie seine Muskeln protestierten. Wenn die Räuber sich auf kurze Angriffe verlegten, wusste er nicht, wie lange er ihnen standhalten konnte. Er war ein alter Mann. Alte Männer kümmerten sich um ihre Gärten oder verbrachten ihre Nachmittage mit dem Studieren von Büchern, sie lasen und dachten an jene, die sie geliebt und verloren hatten – aber sie veranstalteten keine Schwertkämpfe. Schon gar nicht, wenn sie in der Unterzahl und ihre Gegner deutlich jünger waren.
Er führte einen Stich nach Bayhas, wollte verhindern, dass der Anführer sich ihm von der Seite her näherte, und es klappte – doch Bayhas kam mit dem Dolch trotzdem nahe genug, um Altaïr eine erste blutende Brustwunde beizubringen. Altaïr ging zum Gegenangriff über, sie prallten zusammen, es entspann sich ein Schlagabtausch, der Langhaar jedoch die Chance zum Eingreifen gab, bevor Altaïr ihn abwehren konnte. Langhaar führte einen weiten Streich mit seiner Klinge und fügte Altaïr eine lange Schnittwunde am Bein zu.
Die Verletzung war groß. Tief. Blut quoll hervor, und Altaïr wäre fast gestolpert. Er humpelte auf seine Seite zurück, versuchte, den Brunnen als Deckung zu nutzen, sodass er sich nur nach vorn hin verteidigen musste. Er erreichte die Ummauerung. Hinter ihm hing der Händler vom Baum.
„Ich wünsche Euch Kraft“, hörte er den Händler leise sagen, „und was auch geschieht, meine Dankbarkeit und Liebe sind Euch gewiss, ob nun in diesem Leben oder im nächsten.“
Altaïr nickte, ohne sich umzudrehen. Stattdessen beobachtete er die beiden Räuber, die er nun vor sich hatte. Dass Altaïr blutete, hatte sie ermuntert und ermutigt. Sie drangen schlagend und stechend auf ihn ein. Altaïr wehrte drei Attacken ab, handelte sich weitere Verletzungen ein, blutete jetzt heftig, hinkte, war außer Atem. Angst war nun nicht mehr seine Waffe. Diesen Vorteil hatte er eingebüßt. Alles, was ihm nun noch zur Verfügung stand, waren Fähigkeiten und Instinkte, die
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