Assassin's Creed: Der geheime Kreuzzug (German Edition)
Altaïr. Er fragte sich zwar, ob er nicht zu weit ging, trotzdem hielt er nicht inne. „Ihr sagtet, die Antwort auf meine Frage würde sich ergeben, sobald ich sie nicht mehr stellen muss. Also werde ich nicht fragen. Ich verlange , dass Ihr mir erklärt, was diese Männer miteinander verbindet.“
Er wappnete sich, die Spitze von Al Mualims Schwert zu spüren zu bekommen, hoffte jedoch, dass der Meister ihn für zu wertvoll hielt. Es war ein riskantes Spiel, das wusste er.
Auch Al Mualim schien seine Möglichkeiten abzuwägen. Sein Schwert bebte, das Licht spiegelte sich zitternd auf der Klinge. Dann steckte er die Waffe weg und schien sich ein wenig zu entspannen.
„Es stimmt, was du sagst“, räumte er schließlich ein. „Es gibt eine Verbindung zwischen diesen Männern … es ist ein Bluteid, der sie verbindet, ähnlich dem unseren.“
„Wer sind sie?“
„Non nobis, Domine, non nobis“, sagte Al Mualim. Nicht uns, Herr, nicht uns.
„Templer … “ flüsterte Altaïr. Natürlich.
„Nun kennst du die wahre Reichweite von Robert de Sable.“
„All diese Männer. Stadtführer, Befehlshaber über Armeen … “
„Sie alle haben sich seinen Zielen verpflichtet.“
„Ihr Tun steht nicht jeweils für sich allein, oder?“ Das war eigentlich keine Frage, Altaïr dachte nur laut nach. „Man muss ihr Wirken in seiner Gesamtheit betrachten … Was wollen sie?“
„Sie wollen erobern“, antwortete Al Mualim schlicht. „Sie trachten nach dem Heiligen Land und zwar nicht im Namen Gottes, sondern für sich selbst.“
„Was ist mit Richard? Und mit Salah Al’din?“
„Wer immer sich den Templern entgegenstellt, wird vernichtet. Und du kannst davon ausgehen, dass sie die Mittel haben, um das zu tun.“
„Dann müssen sie aufgehalten werden“, sagte Altaïr voller Entschlossenheit. Er hatte das Gefühl, ein ungeheures Gewicht sei von ihm genommen worden.
„Deshalb tun wir unsere Arbeit, Altaïr. Für eine Zukunft, die frei ist von solchen Menschen.“
„Warum habt Ihr mir die Wahrheit verheimlicht?“, wollte er wissen.
„Damit du den Schleier selbst zerreißen konntest. Wie bei jeder Aufgabe geht auch hier Wissen der Tat voran. Informationen, die man sich selbst erwirbt, sind von größerem Wert als Informationen, die man einfach bekommt. Außerdem bot dein Verhalten kaum Anlass, dir zu vertrauen.“
„Ich weiß.“ Altaïr senkte den Kopf.
„Altaïr, deine Mission hat sich nicht geändert, nur der Rahmen, in dem du sie siehst.“
„Und gewappnet mit diesem Wissen werde ich die Templer, die noch übrig sind, vielleicht besser verstehen.“
Al Mualim nickte. „Willst du sonst noch etwas wissen?“
Altaïr hatte das Rätsel um die Bruderschaft, von denen seine Opfer sprachen, gelöst. Aber es gab da noch etwas …
„Was ist mit dem Schatz, den Malik aus dem Tempel Salomons mitgebracht hat?“, fragte er. „Robert schien ganz versessen darauf, ihn zurückzubekommen.“
„Zu gegebener Zeit, Altaïr, wirst du auch das verstehen“, sagte Al Mualim. „So wie sich dir die Rolle der Templer offenbart hat, so wird es auch mit dem Geheimnis dieses Schatzes der Fall sein. Bis dahin tröste dich mit der Tatsache, dass er sich nicht in deren, sondern in unseren Händen befindet.“
Einen Moment lang war Altaïr versucht, Al Mualim nicht so einfach vom Haken zu lassen, doch dann entschied er sich anders. Einmal hatte er Glück gehabt. Er bezweifelte, dass es ihm ein zweites Mal beschieden sein würde.
„Wenn das Euer Wunsch ist“, sagte er deshalb nur.
„Das ist mein Wunsch.“
Die Spannung, die über dem Raum gelegen hatte, ließ nach, als Altaïr sich zum Gehen wandte. Sein nächstes Ziel war Jerusalem.
„Altaïr, ehe du gehst … “
„Ja?“
„Woher wusstest du, dass ich dich nicht töten würde?“
„Um die Wahrheit zu sagen, Meister … ich wusste es nicht.“
22
Oh, Altaïr, du hochmütiger Dummkopf!
Er steckte in Schwierigkeiten. Majd Addin lag tot zu seinen Füßen, sein Blut bildete eine größer werdende Lache auf dem Holzfußboden. Hinter ihm hingen die Angeklagten schlaff und blutig an den Pfählen, an die man sie geschlagen hatte. Die Zuschauer verließen den Marktplatz, Majd Addins Gardisten allerdings blieben, und sie kamen näher und auf das Schafott zu, wo sie die Stufen zu beiden Seiten heraufzusteigen begannen und Altaïr zugleich den Weg nach vorn versperrten. Wilden Blickes und mit erhobenen Schwertern umzingelten sie ihn langsam.
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