Assassin's Creed: Der geheime Kreuzzug (German Edition)
zu hinterlassen, wie Ihr es mir aufgetragen habt.“
„Und der Brief?“
„Den habe ich mit einem Dolch an sein Bett geheftet.“
„Und dann?“
„Habe ich mich aus seinem Zelt geschlichen … “
„Und?“
Umar stockte kurz. „Dann wurde der Sultan wach und schlug Alarm. Es gelang mir nur mit Müh und Not, lebendig davonzukommen.“
Al Mualim wies auf Umars blutigen Ärmel. „Und was hat es damit auf sich?“
„Ich musste einem Mann die Kehle durchschneiden, um zu fliehen, Meister.“
„Einem Wächter?“, hakte Al Mualim hoffnungsvoll nach.
Umar schüttelte bedauernd den Kopf. „Er trug den Turban und die Weste eines Edelmanns.“
Al Mualim schloss müde und sorgenvoll die Augen. „Es gab keine andere Möglichkeit?“
„Ich musste schnell handeln, Meister.“
„Aber abgesehen davon war deine Mission ein Erfolg?“
„Ja, Meister.“
„Dann lass uns sehen, was sich daraus ergibt.“
Und was sich daraus ergab, war erst der Abgang von Salah Al’din und dann der Besuch von Shihab. Und Al Mualim stand hoch aufgerichtet in seinem Turm und gab sich dem Glauben hin, dass die Assassinen obsiegt hatten. Dass sein Plan aufgegangen war. Ihre Nachricht war dem Sultan Warnung genug gewesen: Sollte er seinen Feldzug gegen die Assassinen fortsetzen, würden sie ihm den nächsten Dolch nicht ins Holz seines Bettes, sondern in seine Genitalien rammen. Indem sie einfach nur die Nachricht und den Dolch hinterließen, hatten sie dem Monarchen vor Augen geführt, wie verletzlich er in Wirklichkeit war und dass seine gewaltige Streitmacht nichts bedeutete, wenn ein einzelner Assassine sein Täuschungsmanöver durchschauen und seine Wachen übertölpeln und sich so mühelos in sein Zelt stehlen konnte, während er darin schlief.
Und offenbar waren Salah Al’din seine Genitalien lieber als ein langer und teurer Zermürbungskrieg gegen einen Feind, dessen Interessen nur selten in Konflikt mit seinen eigenen gerieten. Denn er war verschwunden.
„Seine Majestät Salah Al’din nimmt Euer Friedensangebot an“, tat der Gesandte kund.
Im Turm wechselte Al Mualim einen amüsierten Blick mit Umar, der neben ihm stand. Faheem befand sich ein Stück entfernt. Er hatte die Lippen aufeinandergepresst.
„Er sichert uns also zu, dass unsere Gemeinschaft in ihrem Tun und Wirken mit keinerlei Feindseligkeiten und Störungen mehr rechnen muss?“, fragte Al Mualim.
„Solange es unseren Interessen nicht zuwiderläuft, habt Ihr diese Zusicherung.“
„Dann gehe auch ich auf das Angebot Seiner Majestät ein“, rief Al Mualim erfreut. „Ihr dürft Eure Männer aus Masyaf abziehen. Und vielleicht wärt Ihr noch so freundlich und würdet unsere Palisaden reparieren, bevor Ihr Euch verabschiedet?“
Daraufhin schaute Shihab scharfen Blickes am Turm empor. Selbst aus der enormen Höhe sah Al Mualim die Wut in seinen Augen aufblitzen. Shihab lehnte sich von seinem Hengst herab und sagte etwas zu dem Gesandten, der dann wieder die Hand an den Mund legte, um das Wort erneut an die Assassinen im Turm zu richten.
„Bei der Überbringung der Nachricht wurde einer von Salah Al’dins tüchtigsten Generälen getötet. Seine Majestät verlangt Wiedergutmachung. Den Kopf des Übeltäters.“
Das Lächeln auf Al Mualims Gesicht erstarb. Neben ihm straffte sich Umar.
Stille trat ein. Nur das Schnauben der Pferde war noch zu hören. Und Vogelgezwitscher. Alle warteten auf Al Mualims Antwort.
„Ihr könnt dem Sultan ausrichten, dass ich diese Bedingung ablehne.“
Shihab zuckte mit den Schultern und lehnte sich abermals zu dem Gesandten hinab, der dann wieder sprach.
„Seine Exzellenz möchte Euch darüber informieren, dass in diesem Fall eine Abordnung unserer Streitmacht in Masyaf zurückbleiben wird. Unsere Geduld ist größer als Eure Vorratslager. Soll das Friedensabkommen ungültig sein? Wollt Ihr zulassen, dass Eure Dorfbewohner und Soldaten verhungern? All das nur des Kopfes eines Assassinen wegen? Seine Exzellenz hofft, dass dies nicht Euer Wunsch ist.“
„Ich gehe“, zischte Umar dem Meister zu. „Es war mein Fehler. Es ist nur recht und billig, wenn ich dafür büße.“
Al Mualim schenkte ihm gar keine Beachtung. „Ich bin nicht bereit, das Leben eines meiner Männer zu opfern“, rief er dem Gesandten zu.
„Dann bedauert Seine Exzellenz Eure Entscheidung und bittet Euch, Zeuge einer Angelegenheit zu sein, die nun der Klärung bedarf. Wir haben herausgefunden, dass sich ein Spion in unserem Lager
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