Assassin's Creed: Der geheime Kreuzzug (German Edition)
dass Majd Addin ihn nicht tötet.“
„Ich werde ihm keine Gelegenheit dazu geben.“
Als er ging, hatte Malik ihn noch gewarnt: „Verpatz die Sache nicht, Altaïr.“
Doch Altaïr hatte im Stillen nur gelacht und sich auf den Weg zur Klagemauer gemacht.
23
Als er sich der Klagemauer näherte, hatte Altaïr gesehen, wie sich die Menge zu sammeln begann – Männer, Frauen, Kinder, Hunde und sogar Vieh. Alle pilgerten sie durch die umliegenden Straßen zur Hinrichtungsstätte.
Altaïr schloss sich ihnen an, und während er eine Straße entlangging, die sich mit immer mehr neugierigen Zuschauern füllte, die alle in dieselbe Richtung unterwegs waren, hörte er einen Ausrufer, der die Spannung auf das bevorstehende Spektakel hochpeitschte, auch wenn das kaum noch nötig zu sein schien.
„Aufgepasst!“, rief der Mann. „Majd Addin, der geliebte Regent von Jerusalem, wird einer öffentlichen Hinrichtung an der Westseite des Tempels von Salomon beiwohnen. Alle Bürger werden aufgefordert, dabei zu sein. Eilt zur Westseite des Tempels von Salomon. Kommt und seht, was unseren Feinden droht.“
Altaïr konnte sich gut vorstellen, was ihnen drohte. Er hoffte, dass es ihm gelingen würde, das vorgesehene Ende abzuwenden.
Am Zugang zum Platz versuchten Wachen den Strom der Menge zu kontrollieren, schickten einige weg, ließen andere durch. Altaïr blieb etwas zurück und sah zu, wie die Menschenmasse einen regelrechten Strudel um den Zugang bildete. Leiber pressten sich gegen ihn. Kinder huschten Erwachsenen zwischen den Beinen hindurch und schlichen sich auf den Platz. Dann sah er eine Gruppe von Gelehrten, vor denen sich die Menge teilte, um sie hindurchzulassen. Selbst Hunde schienen die Ehrerbietung zu wittern, die diesen Herren vorbehalten war. Altaïr ordnete seine Kleidung, zog seine Kapuze zurecht und wartete, bis die Gelehrten an ihm vorbeikamen, dann stahl er sich zwischen sie. Dabei spürte er, wie eine Hand an seinem Ärmel zupfte. Er senkte den Blick und sah ein schmutziges Kind, das ihn mit fragenden Augen anglotzte. Er knurrte, und der Junge flitzte erschrocken davon.
Gerade noch rechtzeitig, denn sie hatten das Tor erreicht, wo die Wachen beiseitetraten, um die Gelehrten passieren zu lassen. So erhielt auch Altaïr Zutritt zu dem Platz.
Gesäumt wurde er ringsum von groben Steinmauern. Vor der Stirnseite befand sich eine erhöhte Plattform, das Schafott, und darauf stand eine Reihe von Pfählen. Noch war das Blutgerüst leer, aber das änderte sich schnell. Majd Addin, der Regent von Jerusalem, betrat die Bühne. Sein Erscheinen ließ einen Ruck durch die Menge gehen, vom Eingang her wurde Geschrei laut, als die Wachen die Kontrolle verloren, und die Bürger fluteten nur so herein. Altaïr wurde von der Welle vorwärts und auf das Schafott zugetragen, sodass er den gefürchteten Majd Addin nun besser erkennen konnte. Addin schritt bereits auf der Bühne auf und ab und wartete, dass der Platz sich füllte. Er trug einen weißen Turban und ein langes, mit Stickereien verziertes Gewand. Seine Bewegungen wirkten wütend. Als würde er gleich die Geduld verlieren.
Und so kam es auch.
„ Ruhe . Ich verlange Ruhe!“, brüllte er.
Das tödliche Schauspiel stand unmittelbar bevor, es ging noch eine letzte wellenförmige Bewegung durch die Menge, und Altaïr wurde noch ein Stück weiter nach vorn getragen. Er schaute zur Seite und sah Wachen, die beiderseits des Gerüsts vor den Treppen postiert waren. Vor der Bühne standen weitere, deren Aufgabe es war zu verhindern, dass die Menge auf das Schafott kletterte. Altaïr reckte den Hals und machte rings um den Platz noch mehr Wachen aus. Denen würde es zumindest schwerfallen, sich durch die Menge zu drängen, aber ihm blieben trotzdem nur Sekunden, um Majd Addin zu töten und die Gardisten in nächster Nähe abzuwehren, zumindest die vier, die links und rechts auf der Bühne standen. Und vielleicht auch diejenigen, die vor dem Schafott Aufstellung genommen hatten.
Konnte er sie alle in dieser kurzen Zeit bezwingen? Rund zehn Sarazenen, die ihrem Herrn treu ergeben waren? Der Altaïr, der Robert de Sable im Tempelberg attackiert hatte, hätte daran keinen Zweifel gehabt.
Jetzt allerdings … jetzt war er vorsichtiger. Und er wusste, dass es Irrsinn war, den Anschlag auf Majd Addin gerade jetzt zu versuchen. Ein Plan, der zum Scheitern verurteilt war.
Kaum hatte er beschlossen, noch zu warten, wurden vier Gefangene auf das Schafott und zu den
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