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Assassin's Creed: Der geheime Kreuzzug (German Edition)

Assassin's Creed: Der geheime Kreuzzug (German Edition)

Titel: Assassin's Creed: Der geheime Kreuzzug (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bowden
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davon erzählte. Bücher zu verbrennen, war ein Affront gegen die Einstellung der Assassinen. Lernen bedeutete Wissen, und Wissen bedeutete Freiheit und Macht. Das wusste er. Irgendwie hatte er es zwischendurch zwar mal vergessen. Aber jetzt wusste er es wieder.
    Von unten nicht zu sehen, stand er an der Dachkante und blickte hinunter in den Hof von Jubairs Madrasah in Damaskus. Rauch stieg zu ihm herauf, aber unten richtete sich alle Aufmerksamkeit auf das Feuer, in dem sich Berge von Büchern, Dokumenten und Schriftrollen in der Mitte des Hofs türmten. Auf das Feuer und auf Jubair al Hakim, der ganz in der Nähe stand und Befehle bellte. Alle taten, was er verlangte  – nur einer nicht, wie Altaïr auffiel. Dieser Gelehrte stand etwas abseits, blickte in das Feuer, und sein Gesichtsausdruck spiegelte Altaïrs Gedanken wider.
    Jubair trug Lederstiefel, ein schwarzes Kopftuch und eine permanent finstere Miene. Altaïr beobachtete ihn aufmerksam. Er hatte viel über den Mann herausgefunden. Jubair war der oberste Schriftgelehrte von Damaskus, allerdings nur dem Namen nach, denn es war schon ein höchst seltsamer Schriftgelehrter, der seine Aufgabe nicht darin sah, Lehren und Wissen zu verbreiten, sondern beides zu vernichten. Dazu hatte er sich die Akademiker der Stadt zur Unterstützung geholt, auf die wiederum Salah Al’din entsprechend Druck ausgeübt hatte.
    Und warum taten sie das? Warum trugen sie all diese Aufzeichnungen erst zusammen, um sie dann zu zerstören? Sie taten es im Namen einer „neuen Lebensart“, der „Neuen Welt“, von der Altaïr gehört hatte. Was es damit genau auf sich hatte, darüber war Altaïr sich nicht im Klaren. Er wusste jedoch, wer dahintersteckte. Die Templer, und seine Zielperson gehörte dazu.
    „Sämtliche Schriftstücke, die es in dieser Stadt gibt, müssen vernichtet werden.“ Unten im Hof trieb Jubair seine Leute mit fanatischem Eifer an. Seine Helfer eilten umher, die Arme mit Papieren beladen, die sie von einem Ort herbeitrugen, den Altaïr nicht sehen konnte. Sie warfen die Schriften in die Flammen, die mit jeder neuen Ladung heller und höher loderten. Aus dem Augenwinkel bekam er mit, wie etwas entfernt der Unmut jenes einen Gelehrten immer mehr zunahm, bis er es auf einmal nicht mehr aushielt und vorsprang, um Jubair zur Vernunft zu bringen.
    „Ihr dürft das nicht tun, mein Freund“, sagte er. Seine offenkundige Pein über das Geschehen strafte seinen Plauderton Lüge. „In diesen Schriften steckt so viel Wissen, das unsere Vorfahren aus gutem Grund bewahren wollten.“
    Jubair hielt inne und starrte den Mann mit blanker Verachtung an. „Und was für ein Grund soll das sein?“, schnauzte er.
    „Diese Aufzeichnungen sind Leuchtfeuer, die uns leiten und uns retten sollen vor dem Dunkel der Unwissenheit“, erwiderte der Gelehrte in beschwörendem Ton. Hinter seinem Rücken schlugen die Flammen in die Höhe. Andere Männer schleppten Stapel von Büchern herbei, die sie ins Feuer warfen. Ein paar schauten nervös in die Richtung, wo Jubair und der Protestler standen.
    „Nein.“ Jubair trat einen Schritt vor und zwang den Neinsager, einen Schritt zurückzuweichen. „Diese Papierfetzen sind mit Lügen beschmiert. Sie vergiften den Geist und die Gedanken. Und solange sie existieren, gibt es für die Menschen keine Hoffnung, die Welt so zu sehen, wie sie wirklich ist.“
    Der Gelehrte rang verzweifelt um Fassung und konnte seine Enttäuschung nicht verbergen. „Wie könnt Ihr diese Schriften beschuldigen, Waffen zu sein? Sie sind Werkzeuge des Lernens.“
    „Ihr wendet Euch ihnen zu, um Antworten und Erlösung darin zu finden.“ Jubair trat noch einen Schritt vor. Der Protestler wich einen weiteren zurück. „Ihr verlasst Euch mehr auf diese Schriften als auf Euch selbst. Das macht Euch dumm und schwach. Ihr vertraut auf Worte, auf Tintenflecke. Haltet Ihr je inne, um darüber nachzudenken, wer sie hinterlassen hat? Oder warum? Nein. Ihr nehmt diese Worte einfach hin, ohne sie zu hinterfragen. Aber was ist, wenn diese Worte falsch sind, was oft genug der Fall ist? Das ist gefährlich.“
    Der Gelehrte blickte verwirrt drein. Als wolle ihm jemand einreden, dass Schwarz auf einmal Weiß und die Nacht fortan der Tag sei. „Ihr irrt Euch“, beharrte er. „Diese Aufzeichnungen schenken Wissen. Wir brauchen sie.“
    Jubairs Miene wurde noch finsterer. „Ihr liebt also kostbare Schriften? Ihr würdet alles für sie tun?“
    „Ja, ja. Natürlich.“
    Jubair

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