Assassin's Creed: Der geheime Kreuzzug (German Edition)
lächelte. Ein grausames Lächeln. „Dann folgt ihnen nach.“
Jubair stemmte dem Gelehrten beide Hände gegen die Brust und stieß ihn kraftvoll nach hinten. Eine Sekunde lang schien der Mann in der Luft zu hängen. Seine Augen waren vor Schreck geweitet, und er ruderte wild mit den Armen, als hoffe er, vor dem gierigen Feuer davonfliegen zu können. Dann erfasste ihn die Wucht des Stoßes vollends. Er stürzte in die Flammen und wand sich auf einem Bett aus sengender Hitze. Er schrie und strampelte. Seine Kleidung fing Feuer. Für einen Moment schien er die Flammen mit den Händen ersticken zu wollen. Die Ärmel seiner Tunika brannten jedoch schon lichterloh. Dann verstummten seine Schreie. Und der Rauch trug den übelkeiterregenden Gestank von verbranntem Menschenfleisch zu Altaïr herauf. Er bedeckte seine Nase. Die Gelehrten unten auf dem Hof taten dasselbe.
Jubair richtete das Wort an sie. „Jeder, der so spricht wie dieser Mann, stellt eine nicht minder große Gefahr dar. Ist noch jemand unter euch, der mir trotzen will?“
Keine Antwort, nur Kopfschütteln und angsterfüllte Augen über Händen, die vor Nasen gehalten wurden. „Gut“, sagte Jubair. „Eure Befehle sind denkbar einfach. Geht hinaus in die Stadt, findet alle übrigen Schriften und werft sie auf die Haufen in den Straßen. Wenn ihr fertig seid, schicken wir einen Karren, um sie einzusammeln, damit sie vernichtet werden können.“
Die Gelehrten gingen. Bald war der Hof leer. Eine mit herrlichem Marmor ausgelegte Fläche, auf ewig befleckt von den Flammen, die einen geradezu obszönen Tanz aufzuführen schienen. Jubair ging um das Feuer herum und starrte hinein. Hin und wieder warf er einen nervösen Blick in die Runde und schien aufmerksam zu lauschen. Aber wenn er etwas hörte, dann nur das Knistern der Flammen und seinen eigenen Atem. Er entspannte sich ein wenig, und das ließ Altaïr lächeln. Jubair wusste, dass die Assassinen es auf ihn abgesehen hatten. Doch er hielt sich für schlauer als seine Henker, er hatte Doppelgänger in die Stadt hinausgeschickt, begleitet von seinen treuesten Leibwächtern, um der Täuschung die Krone aufzusetzen. Altaïr ging lautlos um das Dach herum, bis er direkt über dem Bücherverbrenner stand, der sich hier, eingeschlossen in seine Madrasah , sicher wähnte.
Aber das war er nicht. Und er hatte seinen letzten Untertanen ermordet, sein letztes Buch verbrannt.
Klick.
Jubair schaute nach oben und sah den Assassinen mit ausgestreckter Klinge von dort auf sich zustürzen. Zu spät versuchte er auszuweichen, denn da stieß die Klinge schon tief in seinen Hals. Mit einem Seufzen sackte er zu Boden.
Seine Lider flatterten. „Warum … warum hast du das getan?“
Altaïr blickte zu dem schwarz verkohlten Leichnam des Gelehrten. Nachdem das Feuer ihm das Fleisch vom Schädel gebrannt hatte, sah er aus, als grinse er. „Die Menschen müssen frei sein, um ihrem Glauben entsprechend handeln zu können“, sagte Altaïr zu Jubair. Er zog die Klinge aus dem Hals des Schriftgelehrten. Blut tropfte auf den Marmor. „Wir haben nicht das Recht, einen anderen für das zu bestrafen, woran er glaubt, mögen wir auch noch so wenig seiner Ansicht sein.“
„Was sollen wir denn sonst tun?“, keuchte der Sterbende.
„Gerade du solltest die Antwort kennen. Wir müssen sie lehren. Ihnen beibringen , richtig von falsch zu unterscheiden, Recht von Unrecht. Sie müssen mit Wissen befreit werden, nicht mit Gewalt.“
Jubair brachte ein glucksendes Lachen zustande. „Sie sind unbelehrbar, festgefahren in ihren Anschauungen. Du bist naiv, wenn du etwas anderes glaubst. Es ist eine Krankheit, Assassine, gegen die es nur ein einziges Mittel gibt.“
„Du irrst dich. Und deshalb musst du zur Ruhe gebettet werden.“
„Bin ich nicht wie diese kostbaren Bücher, die du zu retten trachtest? Ein Quell von Wissen, dem du nicht zustimmst? Und doch bist du schnell bei der Hand, um mir das Leben zu stehlen.“
„Ein kleines Opfer, um viele zu retten. Es ist notwendig.“
„Sind es nicht alte Schriftrollen, aus denen die Kreuzfahrer ihre Inspiration beziehen? Die Salah Al’din und seine Männer mit einem Gefühl gerechten Zorns erfüllen? Diese Schriften bringen andere in Gefahr. Und sie ziehen den Tod nach sich. Auch ich habe ein kleines Opfer gebracht.“ Jubair lächelte. „Aber es zählt jetzt nichts mehr. Deine Tat ist getan. Und mit mir ist es vorbei.“
Er starb. Seine Augen schlossen sich. Altaïr erhob
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