Assassin's Creed: Die Bruderschaft (German Edition)
Gestalt auffiel, die ihm nachschlich. Kaum spürte der Mann Ezios Blick auf sich, machte er kehrt und rannte weg. Dennoch erkannte Ezio ihn als Paganino, den Dieb, der bei dem Angriff auf Monteriggioni darauf bestanden hatte zurückzubleiben.
„He!“, rief Ezio und nahm die Verfolgung auf. „ Un momento!“
Der Dieb kannte sich in der Gegend zweifellos aus. Er tauchte dermaßen geschickt und flink um Ecken und durch Öffnungen, dass Ezio ihn fast verloren hätte. Mehr als nur einmal musste er auf Dächer steigen und in die Straßen hinunterschauen, um die Spur des Mannes wieder aufzunehmen. Dabei leistete ihm der magische Kletterhandschuh, den Leonardo für ihn angefertigt hatte, erstaunlich gute Dienste.
Endlich gelang es ihm, den Dieb zu überholen und ihm den Fluchtweg abzuschneiden. Der Mann griff nach seinem Dolch, einer gefährlich aussehenden Ochsenzunge, doch Ezio drehte sie ihm rasch aus der Hand, sodass die Waffe zu Boden klirrte.
„Warum bist du davongelaufen?“, wollte Ezio wissen, während er den Dieb festhielt. Dabei fiel ihm ein Brief auf, der aus dessen lederner Gürteltasche lugte. Das Siegel war unverkennbar – es handelte sich um das Siegel von Papst Alexander VI ., Rodrigo, dem Spanier!
Ezio stieß langsam die Luft aus, als sich plötzlich eine Anzahl von Verdachtsmomenten zusammenfügte und ein Bild ergab. Vor langer Zeit hatte Paganino zu Antonio de Magianis Diebesgilde in Venedig gehört. Die Borgia mussten ihm genug Geld geboten haben, um ihn auf ihre Seite zu ziehen, und dann hatte er sich in La Volpes hiesige Gruppe eingeschleust. Die Borgia hatten also die ganze Zeit über einen Maulwurf im Herzen der Assassinen-Bruderschaft gehabt.
Hier hatte er den Verräter – und es war nicht Machiavelli!
Während Ezios Aufmerksamkeit abgelenkt war, befreite sich der Dieb aus seinem Griff und schnappte sich blitzschnell seine zu Boden gefallene Waffe. Mit verzweifeltem Blick sah er Ezio an.
„Lang lebe die Herrschaft der Borgia!“, schrie er und rammte sich den Dolch mit aller Kraft in die Brust.
Ezio sah auf den Mann hinab, der sich in Todesqualen am Boden wand. Nun, er war wohl besser dran, auf diese Art zu sterben – seine Herren hätten ihm einen langsameren Tod beschert. Ezio wusste, wie die Borgia Versager bestraften. Er schob sich den Brief aus der Gürteltasche des Mannes unter das Wams und ging davon.
Merda! , dachte er. Ich hatte recht. Und jetzt muss ich La Volpe aufhalten, bevor ihm Machiavelli in die Hände fällt.
37
Auf dem Weg durch die Stadt wurde Ezio von Saraghina angesprochen, einem der Mädchen aus der Rosa in Fiore .
„Ihr müsst schnell mitkommen“, bat sie. „Eure Mutter möchte Euch dringend sehen.“
Ezio nagte an seiner Unterlippe. So viel Zeit musste sein. „Dann los“, sagte er.
Im Bordell wartete Maria schon auf ihn. Die Sorge stand ihr ins Gesicht geschrieben.
„Ezio“, sagte sie. „Danke, dass du gleich gekommen bist!“
„Ich muss mich beeilen, Mutter.“
„Irgendetwas stimmt nicht.“
„Und was?“
„Die frühere Besitzerin dieses Etablissements …“
„ Madonna Solari?“
„Ja.“ Maria straffte sich. „Wie sich herausgestellt hat, war sie eine Betrügerin und Lügnerin. Wir sind dahintergekommen, dass sie il doppio gioco spielte, und sie unterhielt enge Verbindungen zum Vatikan. Schlimmer noch, etliche der Mädchen, die noch hier arbeiten, könnten …“
„Keine Sorge, Madre . Ich werde sie ausmerzen. Ein paar meiner vertrauenswürdigsten Rekruten werden die Mädchen befragen. Unter Claudias Anleitung werden sie schnell hinter die Wahrheit kommen.“
„Danke, Ezio!“
„Wir werden dafür sorgen, dass nur Mädchen, die uns loyal gesonnen sind, hierbleiben. Die übrigen …“ Ezios Gesicht wurde hart.
„Ich habe noch andere Neuigkeiten.“
„Ja?“
„Uns kam zu Ohren, dass Abgesandte des spanischen Königs Ferdinand und des Heiligen Römischen Kaisers Maximilian in Rom eingetroffen sind. Anscheinend wollen sie sich mit Cesare verbünden.“
„Bist du dir sicher, Mutter? Wozu sollten sie ihn brauchen?“
„Ich weiß es nicht, figlio mio.“
Ezio schob das Kinn vor. „Vorbeugen ist besser als heilen. Bitte Claudia, der Sache für mich nachzugehen. Sie hat die volle Befehlsgewalt über die Rekruten, die ich herschicken werde.“
„Du traust ihr das zu?“
„Mutter, nach der Angelegenheit mit dem Bankier würde ich euch beiden mein Leben anvertrauen. Ich schäme mich dafür, dass ich es nicht schon
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