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Assassin's Creed: Die Bruderschaft (German Edition)

Assassin's Creed: Die Bruderschaft (German Edition)

Titel: Assassin's Creed: Die Bruderschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bowden
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der den Joseph von Arimathäa verkörperte, der reiche Jude, der seine eigene Grabkammer – die bereits erbaut worden war – für den Leichnam Christi gab, ergriff nun das Wort: „Oh, Herr, was bewog Euer Herz, ihnen zu gestatten, den Mann umzubringen, den ich hier tot vor mir und am Kreuze hängen sehe, einen Mann, der nie ein Übel tat? Denn er ist gewiss Gottes Sohn. Darum soll sein Leib in dem Grab ruhen, das für mich gemacht ist – denn er ist der König der Seligkeit.“
    Nikodemus, Josefs Kollege im Synedrion und gleichfalls ein Anhänger Jesu, schlug in dieselbe Kerbe: „Ser Josef, mit Gewissheit sage ich, dies ist der Sohn des allmächtigen Gottes. Lasst uns seinen Leichnam von Pontius Pilatus verlangen, auf dass er würdig bestattet werde. Und ich will Euch dabei helfen.“
    Josef wandte sich an den Darsteller des Pilatus und sprach: „ Ser Pilatus, ich möchte Euch, so ich darf, bitten, mir eine besondere Gefälligkeit zu gewähren. Dieser Prophet, der heute den Tod fand – gebt seinen Leichnam in meine Obhut.“
    Während Micheletto sich dicht neben das mittlere Kreuz stellte, schlüpfte Ezio hinter die Kulissen. Dort wühlte er hastig in einer Kiste mit Kostümen und fand das Gewand eines Rabbiners, das er eilends überzog. Dann kehrte er von links auf die Bühne zurück und stahl sich hinter Micheletto, ohne dass es jemand bemerkt hätte oder das Spiel ins Stocken geraten wäre.
    „Josef, wenn Jesus von Nazareth wirklich tot ist, was der Zenturio noch zu bestätigen hat, dann will ich Euch seinen Leib nicht vorenthalten.“ An Micheletto gerichtet sagte Pilatus: „Zenturio! Ist Jesus tot?“
    „Ja, Ser Statthalter“, antwortete Micheletto, ohne zu zögern, und Ezio sah, wie er ein Stilett unter dem Umhang hervorzog. Ezio hatte die vergiftete Klinge, deren Gift aufgebraucht war, durch seine verborgene Klinge ersetzt, und die stieß er Micheletto nun in die Seite, hielt ihn fest, damit er nicht zu Boden ging, und führte ihn von der Bühne, zurück in die Richtung, aus der er gekommen war. Erst hinter den Kulissen legte er den Mann nieder.
    Micheletto starrte ihn mit funkelndem Blick an. „Ha!“, machte er. „Ihr könnt Pietro nicht retten. Der Essig im Schwamm war vergiftet. Doppelt genäht hält besser – so habe ich es Cesare versprochen.“ Er rang nach Atem. „Ihr tätet besser daran, mir den Rest zu geben.“
    „Ich bin nicht hergekommen, um Euch zu töten. Ihr seid mit Eurem Meister aufgestiegen, und Ihr werdet mit ihm fallen. Dazu braucht Ihr mich nicht – Ihr sorgt schon ganz allein für Euren Niedergang. Und wenn ich Euch leben lasse – nun, ein Hund kehrt stets zu seinem Herrn zurück, und so werdet Ihr mich zu meiner wahren Beute führen.“
    Mehr Zeit hatte Ezio nicht. Er musste Pietro retten.
    Als er auf die Bühne zurückstürzte, erwartete ihn ein Bild des Chaos. Pietro wand sich am Kreuz, erbrach sich und nahm die Farbe einer geschälten Mandel an. Das Publikum war in Aufruhr.
    „Was geht da vor? Was ist los?“, rief Longinus, während die anderen Schauspieler auseinanderstoben.
    „Holt ihn da runter!“, schrie Ezio seinen Rekruten zu. Ein paar von ihnen schleuderten zielsicher ihre Dolche, die die Seile durchtrennten, mit denen Pietro an das Kreuz gebunden war, andere standen bereit, um ihn aufzufangen. Die übrigen wehrten die Borgia-Gardisten ab, die aus dem Nichts gekommen waren und auf die Bühne stürmten.
    „Das stand nicht im Text!“, ächzte Pietro, als er in die Arme der Rekruten fiel.
    „Wird er sterben?“, fragte Longinus hoffnungsvoll. Ein Konkurrent weniger, das war in einem harten Geschäft wie dem der Schauspielerei stets eine gute Nachricht.
    „Haltet die Gardisten auf!“, rief Ezio. Er führte die Rekruten von der Bühne und trug Pietro durch ein flaches Wasserbecken mitten im Kolosseum, wobei er Dutzende von Tauben aufscheuchte, die daraus getrunken hatten und jetzt erschrocken davonflatterten. Der letzte Schimmer der untergehenden Sonne tauchte Ezio und Pietro in ein blassrotes Licht.
    Ezio hatte seine Rekruten gut trainiert – die hintersten schlugen die Borgia-Gardisten, die die Verfolgung aufnahmen, erfolgreich zurück, derweil die anderen das Kolosseum verließen und nördlich davon im Gewirr der Straßen verschwanden. Ezio lief voraus. Sein Ziel war das Haus eines Arztes, den er kannte. Er hämmerte gegen die Tür, und nachdem man ihm widerwillig Einlass gewährt hatte, legte er Pietro im Behandlungszimmer des Medicus auf einen

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