Assassin's Creed: Die Bruderschaft (German Edition)
schlug ihm auf den Rücken. „Aber nun ist ja alles gut. Kein Streit mehr. Den können wir uns in der Bruderschaft nicht leisten. Also, was wolltet Ihr mir sagen? Braucht Ihr meine Hilfe?“
„Ja. Die Gilde ist stark, aber viele meiner Männer sind jung und unerfahren. Seht Euch nur den Knaben an, der Euch den Geldbeutel stahl. Oder den jungen Claudio …“
„Worauf wollt Ihr hinaus?“
„Dazu will ich ja gerade kommen. Die Diebe in Rom sind hauptsächlich junge Männer und Frauen, die sich zwar auf ihr Handwerk verstehen, gewiss, aber sie sind eben auch noch grün hinter den Ohren und neigen mithin zu Rivalitäten. Und diese Rivalitäten schaden uns.“
„Sprecht Ihr von einer anderen Bande?“
„Ja. Vor allem von einer ganz bestimmten, die eine Gefahr darstellen könnte. Ich brauche Verstärkung, um ihrer Herr zu werden.“
„Meine Rekruten?“
La Volpe schwieg zunächst, dann sagte er: „Ich weiß, ich verweigerte Euch meine Hilfe, als mein Verdacht gegen Niccolò am größten war, aber jetzt …“
„Wer sind sie?“
„Sie nennen sich Cento Occhi , die hundert Augen. Sie dienen Cesare Borgia und bereiten uns gehörige Schwierigkeiten.“
„Haben sie ein Hauptquartier?“
„Meine Spione haben es gefunden.“
„Wo liegt es?“
„Einen Moment noch. Sie sind wütend und streitlustig.“
„Dann müssen wir sie überraschen.“
„Bene!“
„Aber wir müssen auf einen Vergeltungsangriff vorbereitet sein.“
„Wir werden zuerst und mit voller Kraft zuschlagen, dann bleibt ihnen keine Gelegenheit zur Vergeltung.“ La Volpe, jetzt wieder ganz der Alte, rieb sich voll Vorfreude die Hände. „Am wichtigsten ist es, ihre Anführer unschädlich zu machen. Nur sie haben direkten Kontakt zu den Borgia. Entfernt man sie, hat man den Cento Occhi den Kopf abgeschlagen.“
„Und dafür braucht Ihr wirklich meine Hilfe?“
„Ihr habt die Macht der Wolfsmänner gebrochen.“
„Ohne Eure Hilfe.“
„Ich weiß.“
„Der Mann, der mir bei der Bezwingung der Wolfsmänner half, war …“
„Ich weiß!“
„Na gut, Gilberto, wir werden uns dieser Sache mit vereinten Kräften annehmen, keine Angst. Und ich nehme an, dann wird Eure Gilde das vorherrschende Kartell in Rom sein.“
„Das stimmt“, gab La Volpe widerstrebend zu.
„Wenn ich Euch in diesem Fall helfe“, sagte Ezio langsam und bedächtig, „dann knüpfe ich eine Bedingung daran.“
„Ja?“
„Ihr werdet die Einigkeit der Bruderschaft nicht mehr aufs Spiel setzen. Denn das habt Ihr beinahe getan.“
La Volpe senkte den Kopf. „Ich habe meine Lektion gelernt“, sagte er unterwürfig. „Einverstanden.“
„Egal, ob wir in Eurer Angelegenheit siegen oder verlieren.“
„Egal, ob wir siegen oder verlieren“, stimmte La Volpe zu. „Aber das werden wir nicht.“
„Was werden wir nicht?“
La Volpe schenkte seinem Freund ein teuflisches Grinsen. „Verlieren“, sagte er.
39
Nachdem er eine Gruppe seiner wachsenden Rekrutenmiliz abkommandiert hatte, die La Volpe gegen die Cento Occhi helfen würde, kehrte Ezio in sein Quartier zurück. Er füllte die eingebaute Phiole seiner Giftklinge mit dem Präparat, das Leonardo eigens für ihn gemischt hatte, und überprüfte und säuberte seine übrigen Waffen.
Dabei wurde er von einem Boten gestört, den Bartolomeo geschickt hatte. Er bat ihn, so schnell wie möglich zur Kaserne der Söldner zu kommen. Ezio konnte den Ärger, der in der Luft lag, förmlich riechen und sorgte sich deswegen. Er hatte gehofft, Bartolomeo und seine condottieri hätten die Franzosen unter Kontrolle. Er packte die Kodexwaffen, von denen er meinte, sie brauchen zu können, in eine Satteltasche und machte sich auf den Weg zum Stall, wo er sein Lieblingspferd auslieh und losritt. Es war ein schöner Tag, und die Straße war halbwegs trocken, da es seit fast einer Woche nicht mehr geregnet hatte. Die ländliche Gegend außerhalb der Stadt war etwas staubig und die Route so unbedeutend, dass sie nicht von den Borgia-Truppen überwacht wurde. Gelegentlich kürzte er den Weg durch Wälder und Felder ab, wo grasende Kühe müßig ihre Köpfe hoben, um ihm nachzuschauen.
Es war Nachmittag, als er die Kaserne erreichte, und alles schien ruhig zu sein. Seit der Renovierung waren die Wehrgänge und Mauern durch die französischen Kanonaden leicht beschädigt worden, und eine Handvoll Männer war auf Gerüsten oder in Körben, die an Seilen von den Zinnen nach unten gelassen wurden, damit
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