Assassin's Creed: Die Bruderschaft (German Edition)
er Reue gezeigt?“
„Weder noch. Er war auf den Gewinn der Macht aus. Als er einsah, dass er sie nicht bekommen würde, brach er zusammen.“
„Und Ihr glaubtet, er sei dem Tod geweiht.“
„Ich wollte nicht der sein, der ihm den Todesstoß versetzt.“
„Das hättet Ihr aber tun sollen.“
„Ich bin nicht hier, um über Vergangenes zu streiten. Ich stehe zu meiner Entscheidung. Und jetzt sollten wir über die Zukunft sprechen. Darüber, was wir tun müssen.“
„Was wir tun müssen, ist nun noch dringlicher, nachdem Ihr es versäumt habt, dem Anführer der Templer den Garaus zu machen, als Ihr die Gelegenheit dazu hattet.“ Machiavelli holte scharf Luft, doch dann entspannte er sich ein wenig. „Nun gut, Ezio. Ihr wisst, welch große Stücke wir alle auf Euch halten. Ohne Eure zwanzigjährige Hingabe an die Bruderschaft der Assassinen und unser Credo wären wir nicht annähernd so weit gekommen. Und zum Teil zolle ich Euch durchaus Beifall dafür, dass Ihr nicht getötet habt, als Ihr es für unnötig hieltet. Dies entspricht unserem Ehrenkodex. Aber Ihr habt falsch geurteilt, mein Freund, und das bedeutet, dass eine gefährliche Aufgabe unmittelbar vor uns liegt.“ Er hielt inne, und der Blick seiner Adleraugen wanderte über die Anwesenden. „Unsere Spione in Rom berichten, dass Rodrigo in der Tat nur noch eine geringe Gefahr darstellt. Sein Schwung sei etwas erlahmt. Man sagt, es sei weniger gefährlich, mit einem Löwenjungen zu kämpfen als mit einem alten, sterbenden Löwen. Doch im Falle der Borgia ist es genau umgekehrt. Rodrigos Sohn Cesare ist der Mann, mit dem wir uns jetzt messen müssen. Dank des riesigen Vermögens, das die Borgia sowohl auf rechtmäßigen als auch krummen – und vor allem krummen – Wegen angehäuft haben …“ An dieser Stelle gestattete sich Machiavelli ein sprödes Lächeln. „… untersteht ihm eine große Armee aus bestens ausgebildeten Soldaten. Mit ihr will er ganz Italien erobern, die gesamte Halbinsel, und er hat nicht vor, vor den Grenzen des Königreichs Neapel haltzumachen.“
„Das würde er nie wagen … das könnte er gar nicht!“, fuhr Mario laut auf.
„Das würde er, und er könnte es auch“, widersprach Machiavelli. „Er ist durch und durch böse und als Templer mindestens ebenso engagiert, wie sein Vater es war, aber er ist auch ein exzellenter, wenn auch absolut skrupelloser Soldat. Er wollte schon immer Soldat werden, selbst nachdem sein Vater ihn zum Kardinal von Valencia ernannt hatte, als er gerade siebzehn Jahre alt war. Wie wir alle wissen, trat er von diesem Amt zurück, womit er der erste Kardinal der Kirchengeschichte war, der dies getan hat. Die Borgia behandeln unser Land und den Vatikan, als wären es ihre privaten Lehensgüter. Cesares Plan sieht nun vor, als Erstes den Norden zu bezwingen, um die Romagna zu unterdrücken und Venedig zu isolieren. Außerdem will er uns übrige Assassinen ausmerzen und vernichten, da er weiß, dass am Ende nur wir es sind, die ihn aufhalten können. ‚Aut Cesar, aut nihil‘, das ist sein Motto: ‚Alles oder nichts‘. Entweder seid Ihr für mich, oder Ihr seid tot. Und ich glaube, davon ist dieser Wahnsinnige wirklich überzeugt.“
„Mein Onkel erwähnte auch eine Schwester“, sagte Ezio.
Machiavelli wandte sich ihm zu. „Ja. Lucrezia. Sie und Cesare sind … wie soll ich sagen? Sie stehen sich sehr nah. Sie sind eine äußerst eng verbundene Familie. Wenn sie nicht gerade dabei sind, all diejenigen Brüder und Schwestern, Ehemänner und Ehefrauen, die ihnen unbequem sind, umzubringen, dann … begatten sie sich.“
Maria Auditore machte ihrem Ekel mit einem spitzen Laut Luft.
„Wir müssen uns ihnen mit derselben Vorsicht nähern, mit der wir uns einem Schlangennest nähern würden“, schloss Machiavelli seine Ausführungen. „Weiß Gott, wo und wann sie das nächste Mal zuschlagen werden.“ Er hielt inne und trank sein Weinglas in einem Zug zur Hälfte leer. „Und nun, Mario, muss ich Euch verlassen. Ezio, ich nehme an, wir werden uns bald wiedersehen.“
„Ihr reist schon ab?“
„Die Zeit drängt, mein guter Mario. Ich reite noch heute Nacht gen Rom. Lebt wohl!“
Schweigen erfüllte den Raum, als Machiavelli gegangen war. Nach einer langen Pause sagte Ezio bitter: „Er macht es mir zum Vorwurf, Rodrigo nicht getötet zu haben, als ich die Möglichkeit dazu hatte.“ Er schaute in die Runde. „Wie Ihr alle.“
„Jeder Einzelne von uns hätte vielleicht dieselbe
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