Assassin's Creed: Die Bruderschaft (German Edition)
Schwert und seinen Dolch bei sich. Machiavelli war mit einem leichten Schwert und einem Stilett bewaffnet.
„Kommt herein, Herrschaften, seid willkommen!“, drang eine körperlose Stimme aus einem Fenster in der Mauer weit über der offenen Tür. „Ich glaube, wir haben etwas zum Tauschen.“
„Der Papst weiß, wo wir sind“, behauptete Machiavelli laut. „Ihr seid verloren. Ergebt Euch! Der Zweck, dem Ihr dient, ist tot.“
Ein hohles Lachen war die Antwort. „Ach wirklich? Das glaube ich nicht. Aber tretet ein. Wir wussten, dass Ihr den Köder schlucken würdet. Bruno arbeitet jetzt schon seit einem Jahr für uns.“
„Bruno?“
„Verräterei liegt im Blut, und der liebe Bruno bildet da keine Ausnahme. Alles, was Bruno wollte, war etwas mehr Geld, als Ihr ihm bezahlt habt. Er ist es wert. Es gelang ihm, Claudia hierher zu locken, weil sie hoffte, auf einen der englischen Kardinäle zu treffen. Sie verhalten sich abwartend, wie es die Engländer immer tun, und Claudia glaubte, sie könnte ihn für Eure Seite gewinnen und ihm ein paar Informationen abluchsen. Leider hatte Kardinal Shakeshaft einen furchtbaren Unfall – er wurde von einer Kutsche überfahren und starb an Ort und Stelle. Aber Eure Schwester, Ezio, lebt noch – gerade noch –, und ich bin sicher, sie sehnt sich danach, Euch zu sehen.“
„Calma“, mahnte Machiavelli, als er Ezio anschaute. Ezios Blut kochte. Er hatte einen ganzen Tag damit verbracht, die Borgia-Anhänger aufzuspüren und war dann geradewegs zu ihnen geführt worden.
Er ballte die Fäuste. Seine Fingernägel gruben sich in seine Handflächen.
„Wo ist sie, bastardi?“, schrie er.
„Kommt herein!“
Vorsichtig näherten sich die beiden Assassinen dem dunklen Eingang.
Dahinter lag ein schwach erleuchteter Raum, in dessen Mitte auf einer Plinthe eine Büste von Papst Alexander VI . stand, die charakteristischen Züge – die Hakennase, das fliehende Kinn, die dicken Lippen – äußerst lebensecht nachgebildet. Anderes Mobiliar gab es nicht, und wieder führten drei Türen aus dem Raum, doch nur die dem Eingang gegenüberliegende stand offen. Ezio und Machiavelli gingen darauf zu, traten hindurch und standen in einem weiteren kargen Raum. Es gab einen Tisch, darauf lagen auf einem fleckigen Tuch verschiedene rostige chirurgische Instrumente, die im Licht einer einzelnen Kerze glänzten. Daneben stand ein Stuhl, und darauf saß Claudia, halb entkleidet und gefesselt, die Hände im Schoß, Gesicht und Brüste blau geschlagen, einen Knebel im Mund.
Drei Männer lösten sich aus dem Schatten der rückwärtigen Wand. Ezio und Machiavelli wurden noch weiterer Personen gewahr, Männer und Frauen, hinter und beiderseits von ihnen. Diejenigen, die sie im schwachen Licht sehen konnten, trugen die inzwischen schmuddeligen Farben der Borgia. Alle waren schwer bewaffnet.
Claudias Blick sprach zu Ezio. Es gelang ihr, ihm ihren gebrandmarkten Finger zu zeigen, um ihm zu bedeuten, dass sie trotz der Folter nicht nachgegeben hatte. Sie war eine wahre Assassine. Warum hatte er je an ihr gezweifelt?
„Wir wissen, wie viel Euch Eure Familie bedeutet“, sagte der Anführer, ein hagerer Mann von etwa fünfzig Jahren, den Ezio nicht kannte. „Ihr habt Euren Vater und Eure Brüder sterben lassen. Um Eure Mutter brauchen wir uns nicht zu kümmern, die stirbt sowieso. Aber Eure Schwester könnt Ihr noch retten. Wenn Ihr wollt. Sie ist auch nicht mehr die Jüngste und hat nicht einmal Kinder, also schert Ihr Euch womöglich gar nicht um sie.“
Ezio beherrschte sich. „Was wollt Ihr?“
„Im Tausch? Ich möchte, dass Ihr Rom verlasst. Warum geht Ihr nicht zurück nach Monteriggioni und baut dort alles wieder auf? Werdet Bauer! Überlasst das Spiel der Macht denjenigen, die sich darauf verstehen!“
Ezio spuckte aus.
„Herrje!“, sagte der dünne Mann. Er packte Claudia an den Haaren, holte ein kleines Messer hervor und schnitt ihr in die linke Brust.
Claudia schrie.
„Im Moment mag sie verletzt sein, aber unter Eurer fürsorglichen Pflege erholt sie sich bestimmt wieder.“
„Ich werde sie befreien, und dann werde ich Euch umbringen. Und zwar langsam.“
„Ezio Auditore! Ich habe Euch eine Chance gegeben, aber Ihr habt mir gedroht – und in Eurer Lage habt Ihr niemandem zu drohen. Wenn hier einer jemanden umbringt, dann bin ich das. Vergesst Monteriggioni – einer feinen Dame wie Madonna Claudia würde es dort zweifellos ohnehin nicht gefallen. Euer Schicksal liegt
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