Assassin's Creed: Die Bruderschaft (German Edition)
Entscheidung getroffen“, erwiderte seine Mutter. „Du warst dir sicher, dass er sterben würde.“
Mario trat zu ihm und legte ihm einen Arm um die Schultern. „Machiavelli kennt deinen Wert. Wie wir alle. Und selbst wenn der Papst aus dem Weg geräumt wäre, müssten wir uns immer noch mit seiner Brut herumschlagen.“
„Aber hätte der Leib überlebt, wenn ich den Kopf abgeschlagen hätte?“
„Wir müssen die Sache so nehmen, wie sie ist, mein lieber Ezio, und nicht, wie sie hätte sein können.“ Mario schlug ihm auf den Rücken. „Und da uns morgen ein anstrengender Tag bevorsteht, schlage ich vor, dass wir jetzt essen und uns früh zur Ruhe begeben!“
Caterinas Blick fing Ezios ein. Täuschte er sich, oder lag darin ein lustvolles Funkeln? Er zuckte innerlich die Achseln. Vielleicht hatte er es sich ja nur eingebildet.
7
Ezio aß etwas Leichtes – pollo ripieno mit Röstgemüse – und trank seinen Chianti mit Wasser verdünnt. Man unterhielt sich nur wenig während des Abendessens, und er beantwortete die vielen Fragen seiner Mutter höflich, aber wortkarg. Nachdem all die Spannung, die sich in Erwartung der Versammlung aufgebaut hatte, von ihm abgefallen war, fühlte er sich nur noch müde. Er hatte seit seinem Aufbruch aus Rom kaum Gelegenheit gehabt, sich auszuruhen. Und nun sah es erneut so aus, als würde es eine ganze Weile dauern, bis er sich den lang gehegten Wunsch, einige Zeit in seiner alten Heimat Florenz zu verbringen und in den umliegenden Hügeln spazieren zu gehen und zu lesen, erfüllen konnte.
Sobald es der Anstand erlaubte, entschuldigte sich Ezio und zog sich in sein Schlafquartier zurück, ein großes, ruhiges, schwach beleuchtetes Zimmer in einem der oberen Stockwerke mit Blick über das Land, nicht auf die Stadt. Dort angelangt schickte er den Diener weg. Die Spannung, die ihn den Tag über aufrecht gehalten hatte, fiel von ihm ab, seine Schultern sanken nach vorn, und seine Schritte wurden schlurfend. Langsam ging er durch das Zimmer, dorthin, wo der Diener ihm ein Bad bereitet hatte. Er zog Stiefel und Kleider aus, und als er nackt war, blieb er kurz vor dem mannshohen Spiegel nahe der Kupferwanne stehen, seine Kleidung als Bündel in den Händen. Mit müden Augen betrachtete er sein Spiegelbild. Wohin waren die vergangenen vier langen Jahrzehnte entschwunden? Er richtete sich auf. Er mochte älter geworden sein, auch stärker und gewiss weiser, aber die tiefe Erschöpfung, die er empfand, ließ sich nicht leugnen.
Ezio warf seine Kleidung aufs Bett. Darunter befanden sich in einer verschlossenen Truhe aus Ulmenholz die geheimen Kodexwaffen, die Leonardo da Vinci für ihn angefertigt hatte. Er wollte sie gleich am Morgen durchsehen, nach dem Kriegsrat, den er mit seinem Onkel halten würde. Die verborgene Klinge, die erste dieser Waffen, trug er stets bei sich, außer wenn er nackt war, doch selbst dann behielt er sie in Reichweite – sie war wie ein Teil seines Körpers geworden.
Mit einem erleichterten Seufzer ließ Ezio sich in die Badewanne sinken. Bis zum Hals im heißen Wasser, den duftenden Dampf in der Nase, schloss er die Augen und atmete langsam aus. Endlich Ruhe! Er wollte die paar Stunden, die ihm blieben, voll auskosten.
Er war gerade eingedöst und hatte zu träumen begonnen, als ein ganz leises Geräusch – das Öffnen und Schließen der Tür hinter dem schweren Vorhang – ihn weckte. Er war augenblicklich hellwach und angespannt wie ein wildes Tier. Lautlos suchte und fand seine Hand die Klinge, mit einer geübten Bewegung befestigte er sie an seinem Handgelenk. In einer einzigen fließenden Bewegung drehte er sich dann herum und stand in der Wanne auf, zu allem bereit, den Blick zur Tür gerichtet.
„Nun“, meinte Caterina, und sie grinste während sie näher kam, „Ihr habt im Laufe der Jahre keinen Zentimeter verloren.“
„Ihr seid mir gegenüber im Vorteil, Contessa“ , lächelte Ezio. „Ihr seid vollständig angezogen.“
„Ich nehme an, wir könnten das ändern. Aber ich warte noch.“
„Und worauf?“
„Dass Ihr sagt, Ihr müsstet das gar nicht mit eigenen Augen sehen. Dass Ihr sicher seid, selbst ohne meinen nackten Körper zu sehen, dass mir die Natur ebenso freundlich gesonnen war wie Euch, wenn nicht sogar noch freundlicher.“ Ihr Grinsen wurde noch breiter, als sie Ezios Verwirrung gewahrte. „Aber ich erinnere mich, dass Ihr schon immer besser darin wart, die Welt von Templern zu befreien, als einer Frau
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