Assassin's Creed: Die Bruderschaft (German Edition)
sobald ich kann.“
„Bist du sicher? Wir haben etwas ganz anderes über unser altes Haus gehört. Messer Soderini konnte es nicht mehr retten. Wie auch immer, wir möchten bei dir bleiben. Um dir zu helfen.“
Gerade verschwanden die letzten Bewohner der Stadt der Reihe nach in dem dunklen Tunnel, und im selben Moment hämmerten und krachten Schläge gegen die Tür, die dieses Refugium von der Zitadelle trennte.
„Was ist das?“
„Das sind die Borgia-Truppen. Beeilt euch! Beeilt euch!“
Ezio scheuchte seine Familie in den Tunnel und folgte ihr mit ein paar der noch lebenden Assassinen.
* * *
Der Weg durch den Tunnel zog sich hin. Als er zur Hälfte hinter ihnen lag, vernahm Ezio ein Krachen, als die Borgia-Männer durch die Tür zum Refugium brachen. Bald würden sie selbst im Tunnel auftauchen. Er drängte seine Schützlinge vorwärts, rief den Nachzüglern zu, sich zu beeilen, und hörte die schweren Schritte gepanzerter Soldaten, die hinter ihnen den Tunnel entlangliefen. Als seine Leute einen Durchlass hinter sich ließen, der einen Abschnitt des Ganges abschloss, griff Ezio nach einem Hebel an der Wand, und sobald der letzte Assassinen-Flüchtling an ihm vorbei war, zog er daran und löste ein Gitter aus. Gerade als es herabfiel, hatte der Erste ihrer Verfolger aufgeholt und wurde jetzt von den spitzen Eisenstäben in den Boden genagelt. Seine Schmerzensschreie erfüllten den Gang. Ezio war bereits weitergerannt und genoss das Gefühl, seinen Leuten Zeit verschafft zu haben, die für ihre Flucht von entscheidendem Wert sein konnte.
Es kam ihm wie Stunden vor, doch konnten es in Wirklichkeit nur Minuten gewesen sein, als sich die Neigung des Ganges veränderte, der Weg eben wurde und dann leicht anstieg. Die Luft schien jetzt weniger abgestanden zu sein, da sie fast draußen waren. Genau in diesem Moment hörten sie das dumpfe Grollen andauernden Kanonenfeuers. Die Borgia mussten das Feuer auf die Zitadelle eröffnet haben, ein letzter Akt der Schändung. Der Gang erbebte, Staub rieselte von der Decke. Das Knirschen von Steinen war zu vernehmen, erst ganz leise, doch dann wurde es unheilvoll lauter.
„ Dio, ti prego, salvaci – die Decke stürzt ein!“, schluchzte eine Frau. Andere fingen an zu schreien, als die Angst, lebendig begraben zu werden, wie eine Welle durch die Menge rollte.
Plötzlich schien sich die Decke des Ganges zu öffnen, und eine Flut aus Geröll prasselte herab. Die Flüchtlinge eilten vorwärts, versuchten den herunterstürzenden Steinen zu entgehen, aber Claudia reagierte zu langsam und verschwand in einer Staubwolke. Ezio fuhr erschrocken herum, er hörte seine Schwester schreien, konnte sie jedoch nicht sehen. „Claudia!“, rief er mit Panik in der Stimme.
„Ezio!“, kam die Antwort, und als sich der Staub legte, suchte sich Claudia vorsichtig einen Weg durch die Trümmer.
„Gott sei Dank, dir fehlt nichts! Oder bist du verletzt?“, fragte Ezio.
„Nein, mir ist nichts passiert. Ist Mutter in Ordnung?“
„Mir geht es gut“, meldete sich Maria.
Sie klopften sich den Staub ab, dankten den Göttern, dass sie bisher überlebt hatten, und nahmen den Rest des Fluchtwegs in Angriff.
Dann stiegen sie endlich ins Freie. Nie zuvor hatten das Gras und die Erde besser geduftet.
Zwischen der Mündung des Tunnels und der umliegenden Landschaft lagen mehrere Schluchten, über die eine Reihe von Seilbrücken führte. Das war Teil von Marios großem Fluchtplan. Monteriggioni würde die Entweihung durch die Borgia überstehen. Wenn sie Stadt und Festung erst einmal verwüstet hatten, würden sie sich nicht mehr dafür interessieren. Doch Ezio wollte zu gegebener Zeit zurückkehren und das Hauptquartier der Assassinen wieder aufbauen und im alten Glanz und Stolz erstrahlen lassen. Dessen war er sicher. Mehr noch, er schwor es sich. Monteriggioni sollte ein Denkmal für seinen Onkel werden, der so erbarmungslos abgeschlachtet worden war.
Sobald seine Leute die Brücken überquert hatten, plante Ezio, sie zu zerstören. Aber die Flüchtlinge kamen nur langsam voran, weil man den älteren Menschen und Verletzten behilflich sein musste. Hinter sich hörte er die Rufe und Schritte ihrer Verfolger schnell näher kommen. Er war nicht in der Lage, jemanden auf seinem Rücken zu tragen, aber er stützte mit seiner unversehrten Schulter eine Frau, die am Bein verletzt war, und wankte über die erste Seilbrücke, die unter seinem Gewicht gefährlich schaukelte.
„Kommt schon!“,
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