Assassin's Creed: Die Bruderschaft (German Edition)
doch … und doch sehnte er sich von Herzen danach, es zu lesen.
Ich liebe dich! , rief sein Herz gegen seinen Willen nach Caterina. Endlich hatte er die Frau seiner Träume gefunden, so spät im Leben. Doch seine Pflicht kam an erster Stelle, und Caterina … Caterina ließ sich nie wirklich in die Karten schauen. Ihre rätselhaften braunen Augen, ihr Lächeln, die Art und Weise, wie sie ihn um ihren langen, eleganten Finger zu wickeln verstand. Die Verschlossenheit. Aber auch ihr Haar, das immer nach Vanille und Rosen duftete …
Wie konnte er ihr jemals vertrauen, selbst wenn er seinen Kopf auf ihre Brust legte, nachdem sie sich leidenschaftlich geliebt hatten und er sich einfach nur geborgen fühlen wollte?
Nein! Die Bruderschaft. Die Bruderschaft war seine Mission und seine Bestimmung.
Ich bin tot , sagte sich Ezio. Ich bin innerlich bereits tot, aber ich werde zu Ende bringen, was zu Ende gebracht werden muss.
* * *
Ezios Traum verging, er öffnete träge die Augen und blickte auf einen üppigen, wenn auch nicht mehr taufrischen Busen, der sich auf ihn niedersenkte, während die Chemise, die die Frau trug, sich teilte wie einstmals das Rote Meer.
Ezio setzte sich hastig auf. Seine Wunde war jetzt sauber verbunden, und der Schmerz war so dumpf, dass er sich fast leugnen ließ. Als seine Augen sich an die Lichtverhältnisse gewöhnt hatten, nahm er einen kleinen Raum mit Wänden aus grob behauenen Steinen wahr. Vor die schmalen Fenster hatte man Kattunvorhänge gezogen, und in einer Ecke bullerte ein gusseiserner Ofen, durch dessen offenes Türchen Ezio die Flammen darin sah, die einzige Lichtquelle des Zimmers. Die Tür des Raumes war geschlossen, und wer auch immer sich mit ihm hier in diesen vier Wänden befand, entzündete jetzt den Docht eines Kerzenstummels.
Eine Frau mittleren Alters, die wie eine Bäuerin aussah, ging neben ihm in die Knie. Ihr Gesicht war freundlich, wie er bemerkte, als sie seine Wunde versorgte und den Breiumschlag sowie den Verband zurechtzupfte.
Es tat weh. Ezio zuckte zusammen.
„Calmatevi“, sagte die Frau. „Die Schmerzen werden bald aufhören.“
„Wo ist mein Pferd?“
„In Sicherheit. Das Tier ruht sich aus. Was es sich weiß Gott verdient hat. Es blutete aus dem Maul. So ein gutes Pferd. Was habt Ihr ihm nur angetan?“
Die Frau setzte die Wasserschüssel, die sie hielt, ab und stand auf.
„Wo bin ich?“
„In Rom, mein Lieber. Messer Machiavelli fand Euch beinah besinnungslos im Sattel, Euer Pferd hatte Schaum vorm Maul, und er brachte Euch hierher. Keine Sorge, er hat mich und meinen Mann gut bezahlt, damit wir uns um Euch und Euer Pferd kümmern. Und für unsere Verschwiegenheit hat er noch etwas draufgelegt. Aber Ihr kennt ja Messer Machiavelli – wer sich mit ihm einlässt, tut dies auf eigene Gefahr. Wie auch immer, wir waren auf diese Weise schon häufiger für Eure Organisation tätig.“
„Hat er mir irgendeine Nachricht hinterlassen?“
„Oh ja! Sobald Ihr Euch kräftig genug fühlt, will er sich mit Euch am Augustusmausoleum treffen. Wisst Ihr, wo das ist?“
„Es ist eine der Ruinen, nicht wahr?“
„Ganz recht. Wenn auch kaum eine solche Ruine wie der größte Teil dieser heute so furchtbaren Stadt. Kaum zu fassen, dass sie einmal der Mittelpunkt der Welt war. Und nun seht sie Euch an – kleiner als Florenz, halb so groß wie Venedig. Aber einer Sache können wir uns doch rühmen.“ Sie lachte meckernd.
„Und die wäre?“
„Gerade mal fünfzigtausend arme Seelen leben heute in diesem Elendsloch, das sich einst stolz Rom nannte – und siebentausend von ihnen sind Huren. Das muss doch ein Rekord sein.“ Sie meckerte von Neuem. „Kein Wunder, dass jeder unter der Neuen Krankheit leidet. Schlaft mit niemandem hier“, fügte sie warnend hinzu, „wenn Ihr nicht an der Syphilis zerfallen wollt. Sogar Kardinäle haben sie, und es heißt, auch der Papst und sein Sohn litten daran.“
* * *
Ezio erinnerte sich an Rom wie an einen Traum. Heute war es ein bizarrer Ort, dessen alte, verfallende Mauern einst um eine Bevölkerung von einer Million Menschen herum errichtet worden waren. Jetzt wurde der größte Teil des Gebiets von Bauern bestellt.
Er erinnerte sich auch an das mit Ruinen übersäte Ödland, das einst das Forum Romanum gewesen war und wo heute Schafe und Ziegen weideten. Die Menschen stahlen die alten, behauenen Marmorblöcke und Porphyrsteine, die verstreut im Gras lagen, um Schweineställe daraus zu bauen oder sie
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