Assassin's Creed: Die Bruderschaft (German Edition)
Cesare drückte ihm das Gesicht mit dem Stiefel gegen den Boden und holte eine Schusswaffe hervor, bei der es sich um ein neues Modell handelte, wie Ezio sogleich erkannte. Abermals bedauerte er die Zerstörung der meisten seiner Kodexwaffen zu Beginn des Angriffs.
„Das ist kein Luntenschloss“, stellte der Waffenmeister interessiert fest.
„Es ist ein Radschloss“, erklärte Cesare. „Ihr seid offenbar nicht dumm“, fügte er an den Waffenmeister gewandt hinzu. „Diese Waffe ist viel zuverlässiger und wirksamer als die früheren. Leonardo hat sie für mich gebaut. Sie ist auch schnell nachzuladen. Soll ich sie Euch einmal vorführen?“
„Sehr gern!“, erwiderte der Waffenmeister. Sein berufliches Interesse überwog jede andere Regung.
„Wie Ihr wünscht“, lächelte Cesare, richtete die Pistole auf den Waffenmeister und erschoss ihn. „Nachladen, bitte“, sagte er dann und reichte die Waffe General Octavien, während er eine zweite von derselben Bauart aus dem Gürtel zog. „Es wurde schon so viel Blut vergossen“, fuhr er fort, „und jetzt muss eben noch ein wenig mehr aufgewischt werden. Na egal! Ezio, ich möchte, dass Ihr es in dem Sinne auffasst, wie es gemeint ist – von meiner Familie an die Eure.“
Er beugte sich ein wenig vor und stemmte einen Fuß in Marios Rücken, dann zog er das Schwert heraus und ließ das Blut hervorquellen. Marios Augen weiteten sich vor Schmerz, als er versuchte, auf seinen Neffen zuzukriechen.
Cesare lehnte sich vor und feuerte aus nächster Nähe eine Kugel in Marios Schädel, der unter dem Treffer zerplatzte.
„Nein!“, schrie Ezio, während die Erinnerung an die brutale Ermordung seines Vaters und seiner Brüder in seinem Kopf aufflammte. „Nein!“ Er sprang auf Cesare zu, durchdrungen vom Schmerz des Verlusts.
Als Ezio sprang, hatte General Octavien die Waffe schon nachgeladen. Es krachte. Ezio fühlte sich von einem ungeheuren Schlag getroffen, wankte zurück, hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen, und dann wurde die Welt um ihn herum schwarz.
10
Als Ezio wieder zur Besinnung kam, hatte sich das Kriegsglück abermals gewendet, und die Borgia-Angreifer waren aus der Zitadelle verjagt worden. Ezio wurde in Sicherheit geschleppt, während die Soldaten, die die rocca zurückerobert hatten, das zertrümmerte Tor verbarrikadierten, die übrigen Bewohner von Monteriggioni innerhalb der Festungsmauern sammelten und ihre Flucht aufs Land hinaus zu organisieren begannen. Es war unmöglich zu sagen, wie lange sie den entschlossenen Streitkräften der Borgia, deren Stärke grenzenlos zu sein schien, würden standhalten können.
All dies erfuhr Ezio von dem ergrauten Oberfeldwebel, während er langsam wieder zu sich kam.
„Haltet still, mein Herr!“
„Wo bin ich?“
„Auf einer Trage. Wir bringen Euch ins Refugium. Da kommt keiner hin.“
„Lasst mich runter! Ich kann allein gehen.“
„Wir müssen Eure Wunde versorgen.“
Ezio ignorierte ihn und befahl den Männern, die ihn trugen, stehen zu bleiben. Doch als er sich von der Trage erhob, wurde ihm schwindlig.
„So kann ich nicht kämpfen.“
„Oh Gott, da kommen sie wieder!“, brüllte der Feldwebel, als ein Belagerungsturm gegen die Zinnen der Zitadelle krachte und einen neuen Trupp Borgia-Soldaten ausspie.
Ezio wandte sich ihnen zu, die Dunkelheit in seinem Kopf lichtete sich langsam, und seine stählerne Selbstbeherrschung überwand den sengenden Schmerz der Schussverletzung. Im Nu war er von condottieri umringt, die Cesares Männer zurückschlugen. Sie errangen ohne allzu viele Verluste eine Chance zum Rückzug, doch als sie sich auf den Weg machten, um tiefer in die Festung einzudringen, rief Claudia aus einer Tür, die unbedingt wissen wollte, wie es ihrem Bruder ging. Als sie heraustrat, stürmte ein Borgia-Hauptmann auf sie zu, ein blutiges Schwert in der Hand. Ezio sah es mit Entsetzen, fasste sich aber so weit, dass er seinen Männern einen Befehl zurufen konnte. Zwei Assassinen-Kämpfer rannten zu Ezios Schwester und schafften es gerade noch, sich zwischen sie und die blitzende Klinge des Borgia-Mörders zu werfen. Funken flogen, als die drei Klingen aufeinanderprallten, denn die beiden Assassinen hatten ihre Schwerter gleichzeitig hochgerissen, um den tödlichen Hieb zu parieren. Claudia stürzte zu Boden, den Mund zu einem stummen Schrei geöffnet. Der kräftigere der Assassinen-Soldaten, der Oberfeldwebel, drängte die gegnerische Klinge nach oben, während
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