Assassin's Creed: Die Bruderschaft (German Edition)
rief er der Nachhut zu, die bereits mit Borgia-Soldaten kämpfte. Er wartete auf der anderen Seite der Schlucht, bis auch der Letzte seiner Männer in Sicherheit war, aber auch zwei der Borgia-Leute hatten es herübergeschafft. Ezio vertrat ihnen den Weg und reckte ihnen mit dem unverletzten Arm sein Schwert entgegen. Obgleich ihn seine Wunde behinderte, war er seinen Gegnern haushoch überlegen. Er parierte ihre Attacken in einem stählernen Wirbel, der beide Klingen auf einmal erwischte. Ezio trat zur Seite und duckte sich unter einem wilden Hieb weg, während er seine Waffe über das Kniegelenk des Mannes zog. Der Soldat kippte um, weil sein linkes Bein plötzlich nutzlos war. Der andere Angreifer wollte sich von oben herab auf Ezio stürzen, den er aus dem Gleichgewicht wähnte, doch Ezio hatte sich schon zur Seite gerollt, als die Klinge seines Widersachers gegen den Fels klirrte und Steinsplitter aufstieben ließ, die in die Tiefe der Schlucht rieselten. Der Mann zuckte zusammen, als der Hieb erst seine Klinge und dann die Knochen seiner Hand und seines Armes vibrieren ließ. Ezio witterte seine Chance, wuchtete sich in die Höhe und ließ sein Schwert über den gesenkten Arm und das Gesicht seines Feindes fahren. Der Mann ging zu Boden, und in einer einzigen fließenden Bewegung hieb Ezio mit seiner Klinge nach den Seilen, die die Brücke trugen. Sie gingen augenblicklich entzwei und peitschten wie von unkontrolliertem Leben erfüllt nach hinten über die Schlucht. Die Brücke löste sich vom Fels, schlug regelrecht Wellen, und die Borgia-Männer, die sich an ihre Überquerung gemacht hatten, stürzten schreiend in den Abgrund.
Ezio blickte zur anderen Seite der Schlucht hinüber, wo er Cesare sah. Neben ihm stand Caterina, immer noch in Ketten, deren Ende die boshaft dreinschauende Lucrezia in Händen hielt. Juan Borgia, der totenbleiche Micheletto und der schwitzende Franzose, General Octavien, standen ebenfalls an seiner Seite.
Cesare winkte mit irgendetwas zu Ezio herüber.
„Eurer ist der nächste!“, schrie er wütend.
Ezio erkannte, dass es der Kopf seines Onkels war.
12
Für Ezio gab es jetzt nur ein Ziel. Cesares Truppen war der direkte Weg abgeschnitten, und sie würden Tage brauchen, um die Schluchten zu umgehen und die überlebenden Assassinen einzuholen. Den Flüchtlingen wies Ezio den Weg zu Städten, die nicht unter der Herrschaft der Borgia standen, zumindest noch nicht – Siena, San Gimignano, Pisa, Lucca, Pistoia und Florenz –, und wo sie Zuflucht finden würden. Darüber hinaus versuchte er seine Mutter und seine Schwester davon zu überzeugen, dass es klüger wäre, ins sichere Florenz zurückzukehren, ganz gleich, was mit der Villa Auditore geschehen sein mochte, und trotz der traurigen Erinnerungen, die die Stadt barg, und ihrer beider Wunsch, Marios Tod zu rächen.
Ezio selbst war nach Rom unterwegs, wo Cesare sich, wie er wusste, neu formieren würde. In seiner Arroganz mochte Cesare sogar glauben, Ezio sei geschlagen oder er liege irgendwo tot auf der Straße wie Aas. Wenn er so dachte, dann konnte es den Assassinen nur zum Vorteil gereichen. Aber Ezio trieb noch etwas anderes um. Nach Marios Tod war die Bruderschaft ohne Anführer. Machiavelli war innerhalb der Organisation eine enorme Macht, doch im Augenblick schien er nicht Ezios Freund zu sein. Das war eine Angelegenheit, die geklärt werden musste.
Neben den überlebenden Menschen aus der Stadt gab es auch noch eine Anzahl von Tieren, die den Angriff überstanden hatten, darunter das stolze braune Schlachtross, das Mario so geliebt hatte. Ezio stieg auf das Pferd, das der alte Stallmeister, dem ebenfalls die Flucht gelungen war, für ihn bereitgehalten hatte. Die meisten seiner Tiere waren jedoch in die Hände der Borgia gefallen.
Ezio zügelte sein Ross und verabschiedete sich von seiner Mutter und seiner Schwester.
„Musst du denn wirklich nach Rom?“, fragte Maria.
„Mutter, dieser Krieg ist nur zu gewinnen, wenn man ihn zum Feind trägt.“
„Aber wie willst du die Streitkräfte der Borgia bezwingen?“
„Ich bin nicht ihr einziger Gegner. Und außerdem ist Machiavelli bereits vor Ort. Ich muss meinen Frieden mit ihm machen, damit wir zusammenarbeiten können.“
„Cesare hat den Apfel“, meinte Claudia nüchtern.
„Wir müssen beten, dass er die Kräfte des Apfels nicht meistert“, erwiderte Ezio, auch wenn er innerlich die schlimmsten Befürchtungen hegte. Leonardo stand jetzt bei Cesare in
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