Assassin's Creed: Die Bruderschaft (German Edition)
Gleichgewicht der Kräfte zu wahren. Wie Ihr wisst, hat er in Sachen vatikanische Politik jahrzehntelange Erfahrung.“
„Allerdings.“
„Ihr müsst diese Namen mitnehmen, wenn Ihr in die Stadt zurückkehrt. Sie werden Euch von Nutzen sein.“
„Meine Bewunderung für Euch kennt keine Grenzen, Madonna .“
„Jagt diese Leute, löscht sie aus, wenn Ihr könnt, und wir werden alle leichter atmen.“
„Ich muss auf der Stelle zurück nach Rom. Und ich werde Euch etwas sagen, das mich leichter atmen lässt.“
„Ja?“
„Was Ihr mir soeben verraten habt, beweist, dass Machiavelli zweifellos einer von uns ist.“ Dann aber zögerte Ezio. „Trotzdem …“
„Ja?“
„Ich habe eine ähnliche Abmachung mit Bartolomeo getroffen. Wartet eine Woche und bittet ihn dann, auf die Tiberinsel zu kommen – er kennt sie, und ich traue mich zu wetten, dass auch Ihr sie kennt. Dort soll er mir mitteilen, was er über Rodrigo und Cesare herausgefunden hat.“
„Zweifelt Ihr immer noch an Machiavelli?“
„Nein, aber Ihr stimmt mir sicher zu, dass es nicht schaden kann, jede Information, die man erhält, doppelt zu prüfen, erst recht in Zeiten wie diesen.“
Ein Schatten schien über ihr Gesicht zu gleiten, doch dann lächelte sie und sagte: „Er wird zur Stelle sein.“
19
Wieder in Rom, erkor Ezio das Bordell, das Machiavelli als weitere Informationsquelle genannt hatte, zu seiner ersten Anlaufstelle. Vielleicht stammten einige der Namen, die er Pantasilea per Brieftauben schickte, ja von dort. Er musste herausfinden, wie die Mädchen an ihre Informationen kamen, beschloss jedoch, inkognito hinzugehen. Wenn sie wüssten, wer er war, würden sie ihm womöglich einfach nur sagen, was er ihrer Meinung nach hören wollte.
Er erreichte die Adresse und warf einen Blick auf das Schild: Die Rosa in Fiore . Es konnte keinen Zweifel geben, und doch sah dieses Haus nicht so aus, als würde es von der Borgia- Nomenklatura aufgesucht – es sei denn, die hohen Herren trieben sich gern in Elendsvierteln herum. Auf jeden Fall war das Gebäude nicht mit Paolas Etablissement in Florenz zu vergleichen, zumindest nicht von außen. Andererseits wahrte auch Paola eine unauffällige Fassade, nur eben auf andere Art und Weise. Unsicher klopfte Ezio an die Tür.
Sie wurde augenblicklich geöffnet. Ihm gegenüber stand ein attraktives, dralles Mädchen von etwa achtzehn Jahren, das ein abgenutzt aussehendes Seidenkleid trug.
Sie verzog die Lippen zu einem professionellen Lächeln. „Willkommen, Fremder! Willkommen in der Rosa in Fiore !“
„Salve“, grüßte er, als sie ihn vorbeiließ. Die Eingangshalle machte schon etwas mehr her, dennoch herrschte auch hier eine gewisse Verwahrlosung.
„Und wonach steht Euch heute der Sinn?“, fragte das Mädchen.
„Wärt Ihr so freundlich, Eure Herrin für mich zu holen?“
Die Augen des Mädchens wurden schmal. „ Madonna Solari ist nicht da.“
„Verstehe.“ Er überlegte, was er nun tun sollte. „Wisst Ihr, wo sie ist?“
„Sie ist ausgegangen.“ Das Mädchen war schon merklich weniger freundlich.
Ezio schenkte ihr sein charmantestes Lächeln, aber er war kein junger Mann mehr, und er sah, dass dieser Versuch bei dem Mädchen nicht erfolgreich war. Sie hielt ihn für irgendeinen Offiziellen. Verdammt! Nun, wenn er etwas herausbekommen wollte, musste er so tun, als sei er ein Kunde. Und wenn er dazu tatsächlich einer werden musste, dann sollte ihm das auch recht sein.
Er hatte sich gerade für diese Vorgehensweise entschieden, als die Eingangstür plötzlich aufflog und ein weiteres Mädchen hereingerannt kam, das Haar zerzaust, das Kleid in Unordnung. Sie wirkte völlig aufgelöst.
„Aiuto! Aiuto!“, rief sie eindringlich. „ Madonna Solari …“ Sie schluchzte und brachte kein weiteres Wort heraus.
„Was ist denn, Lucia? Reiß dich zusammen! Warum bist du schon wieder zurück? Ich dachte, du seist mit der Madonna und einigen Kunden ausgegangen.“
„Diese Männer waren keine Kunden, Agnella. Sie … sie … sagten, sie würden mit uns zu einer Stelle am Tiber gehen, die sie kennen. Aber dort lag ein Boot, und sie fingen an, uns zu schlagen, und zogen Messer. Sie zerrten Madonna Solari an Bord und legten sie in Ketten.“
„Lucia! Dio mio! Wie bist du ihnen entkommen?“ Agnella legte einen Arm um ihre Freundin und führte sie zu einer Liege, die an der Wand stand. Dann holte sie ein Taschentuch hervor und betupfte damit eine rote Strieme, die sich auf
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