Assassin's Creed: Die Bruderschaft (German Edition)
Geschrei zu dämpfen, und durchtrennte ihm eine Achillessehne. Diese Lektion würde der Kerl im Leben nicht vergessen.
Er brachte seinen Mund ganz dicht an das Ohr des Mannes.
„Wenn du überlebst“, sagte er, „und zu dieser syphiliszerfressenen Laus, die du Meister nennst, zurückkehrst, bestell ihm schöne Grüße von Ezio Auditore. Andernfalls – requiescat in pace .“
20
Ezio kehrte nicht gleich zum Bordell zurück. Es war spät. Er brachte das Pferd zurück und kaufte dem Stallknecht für ein paar Münzen einen Sack ab, in dem er seine Beute und das Geld verstaute. Den Sack warf er sich über die Schulter, dann suchte er den Geldverleiher auf, der überrascht und enttäuscht zu sein schien, ihn so bald wiederzusehen, und gab ihm, was er ihm schuldete. Anschließend machte er sich auf den Weg zu seinem Quartier, wobei er darauf achtete, sich stets unsichtbar zu machen, wann immer er eine Borgia-Garde erblickte.
In seiner Unterkunft angekommen, ließ er sich Badewasser bringen, zog sich aus und wusch sich erschöpft, wobei er sich wünschte, Caterina möge wieder auftauchen und ihn überraschen. Doch diesmal war niemand da, der ihn auf so angenehme Weise störte. Er zog frische Kleidung an und steckte die Sachen, die er heute getragen hatte – und die nicht mehr zu gebrauchen waren –, in den Sack. Er würde sie später wegwerfen. Danach reinigte er die Pistolen und packte sie in eine Umhängetasche. Er hatte die Waffen eigentlich behalten wollen, aber sie waren schwer und klobig, weshalb er beschloss, sie Bartolomeo zu geben. Auch der größte Teil der Diamanten würde an Bartolomeo gehen, aber nachdem er sie näher in Augenschein genommen hatte, wählte Ezio fünf der größten und reinsten aus und steckte sie selbst ein. Damit war gewährleistet, dass er sich zumindest für eine Weile um Geld keine Gedanken zu machen brauchte.
Alles andere würde er von La Volpe zur Kaserne schaffen lassen. Wenn man einem befreundeten Dieb nicht trauen konnte, wem dann?
Schon bald war er wieder ausgehfertig. Die Tasche schlang er sich über die Schulter, seine Hand lag auf dem Verschluss, für den Fall, dass ihn die Müdigkeit übermannte. Und müde war er – er war des Tötens müde, er war der Gier und des Greifens nach der Macht müde, und er war des Elends müde, zu dem das alles führte.
Beinahe war er auch des Kämpfens müde.
Er hatte die Hand schon an der Tür, doch jetzt ließ er sie sinken, nahm die Umhängetasche von der Schulter und legte sie auf das Bett. Er verschloss die Tür, zog sich wieder aus, dann blies er die Kerze aus und fiel regelrecht auf die Matratze. Er hatte gerade noch genug Zeit, einen Arm schützend um die Tasche zu legen, bevor er einschlief.
Er wusste, dass die Atempause nicht von langer Dauer sein würde.
* * *
Im Schlafenden Fuchs übergab Ezio die Tasche mit genauen Anweisungen. Es gefiel ihm nicht, diese Aufgabe abzugeben, aber er wurde anderswo gebraucht. La Volpes Spione hatten nicht viel zu berichten gehabt, aber ihre wenigen Informationen deckten sich mit denen, die Machiavelli per Brieftauben an Pantasilea geschickt hatte. Das hatte die Bedenken, die Ezio gegenüber seinem Freund noch hegte, größtenteils ausgeräumt, auch wenn La Volpe zurückhaltend blieb. Ezio konnte ihn verstehen. Machiavelli wirkte ziemlich unnahbar, beinahe schon kalt.
„Ich spür’s eben einfach im Bauch“, sagte La Volpe nur barsch, als Ezio darauf zu sprechen kam.
Hinsichtlich des Apfels gab es keine Neuigkeiten, nur dass er sich noch im Besitz der Borgia befand; aber ob ihn nun Cesare oder Rodrigo hatte, war ungewiss. Rodrigo kannte sein Potenzial, doch hielt Ezio es für unwahrscheinlich, dass er dieses Wissen angesichts der Spannungen, die zwischen ihnen herrschten, seinem Sohn anvertrauen würde. Cesare hingegen war der Letzte, in dessen Händen man den Apfel gesehen hatte, aber es gab keinerlei Anzeichen dafür, dass er ihn benutzte. Ezio betete, dass derjenige, dem Cesare den Apfel zur Untersuchung gegeben hatte – wenn er es denn getan hatte –, entweder hilflos staunend vor dessen Geheimnissen stand oder sie vor seinem Herrn verheimlichte.
Machiavelli war nirgends zu finden. Nicht einmal im geheimen Hauptquartier der Assassinen auf der Tiberinsel hatte er eine Nachricht hinterlassen. Ezio erfuhr nicht mehr, als dass er „nicht da“ sei, aber auch in Florenz hielt er sich Berichten zufolge nicht auf. Die beiden Freunde, die sich zurzeit in Rom befanden – Baldassare
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