Assassin's Creed: Die Bruderschaft (German Edition)
enttäuschen“, gelobte Ezio. „Gilberto, ich möchte, dass Ihr Bartolomeo und meine Schwester Claudia hierher bringt. Es gibt etliche Dinge zu besprechen. Niccolò, Ihr kommt bitte mit mir.“
Auf dem Weg hinaus blieb Ezio kurz an Caterinas Bett stehen. „Kümmert Euch gut um sie!“, wies er den Arzt an.
* * *
„Wo gehen wir hin?“, fragte Machiavelli, als sie sich wieder in der Stadt befanden.
„Ich möchte Euch etwas zeigen.“
Ezio führte seinen Begleiter zum nächsten Marktplatz. Die Hälfte der Verkaufsstände hatte geöffnet. Es gab einen Bäcker, ein Fleischer verscheuchte Fliegen von seiner Auslage, und ein Gemüsehändler bot eine Auswahl recht welk aussehender Waren feil. So früh am Tage es auch war, ging das Geschäft in den Weinbuden doch am besten. Und wie Ezio es erwartet hatte, drangsalierte eine kleine Schar von Borgia-Gardisten den unglückseligen Betreiber eines Lederwarenstands.
„Seht Euch um“, sagte Ezio, als sie sich unter die kleine Menge von Kunden mischten.
„Ich weiß, was hier los ist“, erwiderte Machiavelli.
„Das ist mir schon klar, Niccolò. Verzeiht mir, aber Ihr seht nur das Gesamtbild. Ihr wisst, was auf politischem Wege unternommen werden muss, um die Macht der Borgia zu brechen, und ich zweifle nicht daran, wie ernst es Euch damit ist.“ Ezio hielt kurz inne. „Aber wir müssen weiter unten beginnen. Die Borgia nehmen sich völlig ungestraft von den Leuten, was immer sie brauchen, um ihre Macht zu wahren.“
Sie sahen, wie die Gardisten den Lederhändler zu Boden stießen und sich dann lachend von seinen Waren griffen, was ihnen gefiel, ehe sie weitergingen. Der Mann rappelte sich auf, schaute ihnen in hilflosem Zorn nach und machte sich dann, den Tränen nahe, daran, seine Sachen wieder zu ordnen. Eine Frau trat zu ihm, um ihn zu trösten, aber er wandte sich ab. Sie blieb trotzdem in seiner Nähe, Sorge und Furcht in den Augen.
„Warum habt Ihr ihm nicht geholfen?“, fragte Machiavelli. „Ihr wärt mit diesen Kerlen doch im Handumdrehen fertig geworden.“
„Nun“, erwiderte Ezio, „einem einzelnen Mann zu helfen, ist natürlich eine gute Sache. Aber das Problem ist damit nicht gelöst. Diese Kerle kämen zurück, wenn wir nicht hier wären, und würden genauso weitermachen. Seht Euch die Qualität der Waren an, die hier verkauft werden. Das Gemüse ist alt, auf dem Fleisch krabbeln die Fliegen herum, und das Brot ist bestimmt hart. Das Beste bekommen die Borgia. Und warum, glaubt Ihr, trinken die Leute so viel?“
„Ich weiß es nicht“, sagte Machiavelli.
„Weil sie leiden“, erklärte Ezio. „Sie haben keine Hoffnung und werden unterdrückt. Das versuchen sie zu vergessen. Aber wir können das ändern.“
„Und wie?“
„Indem wir sie für unsere Sache gewinnen.“ Ezio breitete die Arme aus. „Diese Menschen werden das Rückgrat unseres Widerstands gegen die Borgia bilden.“
„Darüber haben wir doch bereits gesprochen“, erinnerte Machiavelli in scharfem Ton. „Das kann nicht Euer Ernst sein.“
„Ich werde nicht mit diesem Standbetreiber anfangen. Um den Krieg zu gewinnen, brauchen wir treue Soldaten, die für uns kämpfen. Wir müssen die Saat der Rebellion in ihr Denken säen.“ Ezio schwieg einen Moment, ehe er ernst fortfuhr: „Indem wir diejenigen rekrutieren, die sich der tyrannische Staat zu Feinden gemacht hat. Bewaffnen wir die Menschen, die von den Borgia entwaffnet wurden.“
Machiavelli musterte seinen Freund lange und eingehend. „Dann geht“, sagte er schließlich. „Geht und rekrutiert Eure ersten Neulinge!“
„Oh, das habe ich vor“, erwiderte Ezio. „Und Ihr werdet sehen, dass ich aus den entschlossenen Männern und Frauen, die ich um uns schare, ein Schwert schmieden werde, mit dem sich die Glieder und der Kopf vom Rumpf der Borgia und der Templer abschlagen lassen.“
27
Ezio kehrte allein auf die Tiberinsel zurück. Er hatte einiges erreicht und unauffällig eine Anzahl unzufriedener Bürger für seine Ziele gewonnen.
Bis auf die treuen Helfer, die sich um das Inselquartier der Assassinen kümmerten und es bewachten, war es verlassen, und Ezio freute sich auf etwas Ruhe, um nachzudenken und Pläne zu schmieden. Als er sich ihm näherte, stellte er jedoch fest, dass er einen Besucher hatte. Ein Besucher, der ganz sichergehen wollte, dass seine Anwesenheit unbemerkt blieb, und der deshalb gewartet hatte, bis die Leute, die sich im Versteck aufhielten, anderweitig beschäftigt waren,
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