Assassin's Creed: Die Bruderschaft (German Edition)
Er wog die Kassette in den Händen. „Das Ding ist schwer. Eure Männer sollen es tragen.“
„Gewiss.“
Er reichte den Uniformierten die Kassette, rührte sich aber noch immer nicht vom Fleck.
Die Gardisten warteten.
„ Ser Luigi“, begann der Hauptmann schließlich, „bei allem Respekt, wir müssen das Geld rechtzeitig zum Bankier bringen. Natürlich will ich Eure Autorität nicht infrage stellen … aber sollten wir nicht aufbrechen?“
Was hatte es für einen Sinn, Zeit zum Überlegen zu schinden? Ezio war sich darüber im Klaren, dass er improvisieren musste. Er vermutete, dass der Bankier entweder irgendwo in der Nähe der Engelsburg oder des Vatikans wohnte. Er entschied sich für die Engelsburg und ging in westliche Richtung los. Seine Wachleute sahen einander an, folgten ihm jedoch. Dennoch spürte er ihre Beunruhigung, und nachdem sie ein kleines Stück gegangen waren, hörte er, wie einer der Gardisten flüsterte: „Will er uns auf die Probe stellen, oder was?“
„Ich bin mir nicht sicher.“
„Vielleicht sind wir zu früh dran.“
„Möglicherweise machen wir absichtlich einen Umweg, aus welchem Grund auch immer.“
Schließlich tippte der Hauptmann ihn auf die Schulter und fragte: „Alles in Ordnung mit Euch, Luigi?“
„Natürlich, natürlich.“
„Dann frage ich mich – wiederum bei allem Respekt –, warum Ihr uns zum Tiber führt?“
„Aus Sicherheitsgründen.“
„Aha! Ich hatte mich nur gewundert. Normalerweise nehmen wir ja den direkten Weg.“
„In diesem Fall handelt es sich um eine besonders wichtige Angelegenheit“, sagte Ezio und hoffte, dass dem wirklich so war. Der Hauptmann zuckte mit keiner Wimper.
Sie waren im Zuge des Wortwechsels stehen geblieben, und einer der Uniformierten raunte dem anderen zu: „Völliger Quatsch, wenn du mich fragst. Diese Herumkasperei lässt mich wünschen, ich wäre Schmied geblieben.“
„Ich hab Hunger. Ich will nach Hause“, murmelte der andere. „Pfeif auf die Sicherheit! Der Bankier wohnt doch bloß ein paar Straßen nördlich von hier.“
Als er das hörte, atmete Ezio innerlich erleichtert auf, weil ihm jetzt eingefallen war, wo der Palazzo des anderen Bankiers, Agostino Chigi, lag, der sich um die Belange des Papstes kümmerte. Das war nur ein Stück weiter nordöstlich. Und es war anzunehmen, dass Cesares Bankier sich nicht weit von dort entfernt niedergelassen hatte – im Finanzbezirk. Wie dumm von ihm, daran nicht gleich gedacht zu haben. Aber er hatte eben den ganzen Tag lang viel um die Ohren gehabt.
„Dieser Umweg reicht“, sagte er entschieden. „Von hier aus nehmen wir den direkten Weg.“
Er machte sich auf in Richtung des Palazzo Chigi, und die Erleichterung, die seine Begleiter ausstrahlten, bestätigte seine Annahme. Nach einer Weile ging sogar der Hauptmann voraus. Sie schritten zügig voran und erreichten bald ein Viertel mit sauberen, breiten Straßen. Am Fuß und am Kopf der Eingangstreppe des großen, hell beleuchteten Marmorgebäudes, auf das sie zugingen, hielten weitere Uniformierte Wache.
Ezio und seine Begleiter wurden offensichtlich erwartet.
„Na endlich!“, sagte der Anführer der Wache, der rangmäßig eindeutig über dem Hauptmann stand. An Ezio gewandt fügte er hinzu: „Überlasst die Kassette meinen Männern, Luigi! Ich werde dafür sorgen, dass der Bankier sie bekommt. Ihr kommt am besten auch mit. Es ist jemand da, der Euch sprechen will.“ Er sah sich um. „Wo ist Senator Troche?“
„Wir haben uns wie befohlen um ihn gekümmert“, antwortete Ezio schnell, bevor ein anderer etwas sagen konnte.
„Gut“, erwiderte der Uniformierte knapp.
Ezio folgte der Kassette, die sich nun in den Händen der neuen Gardisten befand, die Treppe hinauf. Der Hauptmann wollte sich ihm anschließen.
„Ihr nicht“, wies der Wachleiter ihn zurück.
„Wir können nicht hinein?“
„Heute Abend nicht. Ihr sollt mit Euren Männern die Patrouille hier verstärken. Und schickt einen, um noch eine Abordnung zu holen. Heute herrscht die höchste Sicherheitsstufe. Befehl von Herzog Cesare.“
„Porco puttana“, grummelte einer von Ezios Begleitern.
Ezio spitzte die Ohren. Cesare? Er ist hier? Seine Gedanken rasten, während er durch die offen stehende Tür in eine Eingangshalle trat, die hell erleuchtet und zum Glück voller Menschen war.
Der Hauptmann und der Wachführer debattierten immer noch über die zusätzliche Patrouillenpflicht, als ein Trupp der päpstlichen Streitkräfte
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