Assassin's Creed: Die Bruderschaft (German Edition)
nach, dann seufzte er schicksalsergeben. Er wollte sich gerade anschicken zu gehen, als er plötzlich in der Bewegung erstarrte und sich mit der flachen Hand abtastete. „Mein Geldbeutel! Wo ist er denn nur?“, murmelte er, dann blickte er in die Richtung, in die der Bankier mit dem Mädchen gegangen war. Sie waren von lachenden Gästen umringt, zwischen denen flinke Dienstboten mit Silbertabletts voller Speisen und Getränke umherhuschten. „Ach, merda !“, brummte er vor sich hin und kehrte zur Eingangstür zurück, die sich hinter ihm schloss. Offenbar waren inzwischen alle Gäste eingetroffen. Ezio sah dem Mann nach und dachte: Wenn sie ihre Leute weiter so behandeln, sollte es mir keine Mühe bereiten, so viele neue Rekruten anzuwerben, wie ich brauche.
Ezio drehte sich um und schob sich näher an den Bankier heran, als ein Herold auf eine Galerie trat und ein Trompeter mit einem kurzen Fanfarenstoß für Ruhe sorgte.
„Eminenze, signore, signori!“, begann der Herold. „Unser hoch geschätzter Herr und Ehrengast, der Herzog von Valence und der Romagna, Generalhauptmann der päpstlichen Forze Armate , Prinz von Andria und Venafro, Graf von Dyois und Herr von Piombino, Camerino und Urbino, Seine Gnaden, Messer Cesare Borgia, wird uns im Großen Saal mit einer Ansprache beehren.“
„Kommt, meine Liebe, Ihr sollt in meiner Nähe sitzen“, sagte der Bankier zu der Kurtisane aus der Rosa in Fiore und legte ihr seine knochige Hand auf den Po. Ezio schloss sich dem Gedränge an, das jetzt folgsam durch die Doppeltür wogte, die in den Großen Saal führte. Er bemerkte, dass sich die beiden anderen Mädchen ganz in der Nähe aufhielten, ihn aber klugerweise nicht beachteten. Er fragte sich, wie viele weitere Verbündete seine Schwester noch eingeschleust haben mochte. Wenn sie in allem, worum er sie bat, solchen Erfolg hatte, würde er mehr tun müssen, als nur den Hut vor ihr zu ziehen. Er war stolz auf sie.
Ezio setzte sich in der Mitte der Versammelten auf einen Platz in der Nähe des Gangs. Päpstliche Gardisten standen an den Seiten des Raums, und eine weitere Reihe hatte vor dem Podium an der Stirnseite des Saales Aufstellung genommen. Nachdem alle saßen und die Frauen sich Kühle zufächelten, weil es im Raum so heiß war, stieg eine bekannte Gestalt in Schwarz auf das Podium. Der Mann wurde von seinem Vater begleitet, allerdings nahm Rodrigo einfach nur hinter seinem Sohn Platz. Zu Ezios Erleichterung war Lucrezia nirgends zu sehen, obwohl sie inzwischen sicher befreit worden war.
„Willkommen, meine Freunde“, begann Cesare mit einem kleinen Lächeln. „Ich weiß, vor uns liegt eine lange Nacht.“ Er hielt inne, um das vereinzelte Lachen und Klatschen abzuwarten. „Aber ich werde Euch nicht lange aufhalten. Meine Freunde, ich fühle mich geehrt, dass der Kardinal von Santa Susanna keine Mühen gescheut hat, um mir zu helfen, meine jüngsten Siege zu feiern.“
Applaus brandete auf.
„Und wie sollte ich sie angemessener feiern, als mich unter die Menschen zu begeben? Schon bald werden wir uns hier einmal mehr zu einem noch größeren Fest versammeln, denn dann werden wir ein geeintes Italien feiern. Dann, meine Freunde, werden das Schlemmen und der Jubel nicht nur eine Nacht oder zwei währen, auch nicht fünf, sechs oder sieben Nächte – wir werden vierzig Tage und Nächte lang feiern.“
Ezio sah, wie der Papst bei diesen Worten erstarrte; aber er schwieg. Die Rede war kurz, wie Cesare es versprochen hatte, und erschöpfte sich in einer Auflistung der neuen Stadtstaaten, die er unter seine Herrschaft gebracht hatte, sowie einem vagen Ausblick auf seine zukünftigen Eroberungspläne. Danach wandte sich Cesare unter lauten Rufen der Zustimmung und viel Beifall zum Gehen, doch Rodrigo vertrat ihm den Weg. Der Papst hatte unübersehbar Mühe, seinen Zorn im Zaum zu halten. Ezio drängte nach vorn, um das knappe Gespräch zu belauschen, das halblaut zwischen Vater und Sohn stattfand. Die anderen Feiernden zogen sich bereits wieder in den Hauptsaal zurück und hatten nur die Vergnügungen des Festes im Sinn.
„Wir hatten uns nicht darauf geeinigt, ganz Italien zu erobern“, sagte Rodrigo in diesem Moment voller Groll.
„Aber, caro padre , wenn dein genialer Generalhauptmann sagt, dass wir es tun können, warum freust du dich dann nicht einfach darüber und lässt es zu?“
„Du setzt alles aufs Spiel! Du läufst Gefahr, das empfindliche Gleichgewicht der Macht zu stören, das uns so
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