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Assassin's Creed: Die Bruderschaft (German Edition)

Assassin's Creed: Die Bruderschaft (German Edition)

Titel: Assassin's Creed: Die Bruderschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bowden
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beurteilen konnte, waren sie fest im massiven Stein verankert.
    Es blieb ihm nichts anderes übrig. Er stieß sich mit den Händen kräftig ab und warf sich schräg nach vorn ins Leere.
    Einen Moment lang schien er in der Luft zu schweben, als schwämme er im Wasser, doch dann begann er zu fallen.
    Er reckte die Arme und zwang sich, die nächste Kette zu erreichen. Und wirklich – er bekam sie zu fassen. Aber die Glieder rutschten ihm durch die behandschuhten Finger, und er glitt mehrere Fuß weit daran nach unten, bis er sie schließlich fest im Griff hatte. Dann pendelte er im Dunkeln langsam hin und her. Er lauschte. Er hatte nichts gehört, und es war zu finster, als dass der Makler die Bewegungen der Kette von dort unten hätte ausmachen können. Ezio blickte zum Licht hinunter. Es brannte unverändert ruhig, und es waren keine Alarmrufe zu vernehmen.
    Langsam kletterte er an der Kette hinab, bis er sich etwa zwanzig Fuß hoch über dem Boden befand. Er war dem Makler schon recht nah und konnte dessen über die Geldsäcke gebeugte Gestalt erkennen. Die Goldmünzen glänzten im Kerzenlicht. Ezio hörte den Mann vor sich hin murmeln und das leise Klicken eines Abakus.
    Plötzlich erklang von oben ein furchtbares Krachen. Die Deckenbefestigung der Kette konnte die Last nicht länger tragen und löste sich. Ezio ließ los und warf sich in Richtung der Kerze. Als er durch die Luft flog, hörte er ein erschrockenes „Wer ist da?“ aus dem Mund des Maklers und ein nicht enden wollendes Rasseln, als die hundertvierzig Fuß lange Kette prasselnd unter ihm auf dem Boden landete und sich dort zu einem Haufen türmte. Gott sei Dank war das Kirchentor geschlossen! Das dicke Holz würde den Lärm nicht hinausdringen lassen.
    Ezio stürzte sich mit seinem ganzen Gewicht auf den Makler, presste ihm den Atem aus den Lungen, und dann lagen beide Männer auf dem Boden, der Makler mit von sich gestreckten Gliedern unter Ezio.
    Er wand sich hervor, doch Ezio hielt ihn am Arm gepackt.
    „Wer seid Ihr? Oh Herr, beschütze mich!“, rief der Makler entsetzt.
    „Tut mir leid, mein Freund“, sagte Ezio und ließ die verborgene Klinge aus dem Ärmel schnellen.
    „Was? Nein! Nein!“ Die Stimme des Maklers überschlug sich. „Hier, nehmt das Geld! Es gehört Euch! Es gehört Euch!“
    Ezio packte fester zu und zog den Mann zu sich.
    „Lasst mich los! Geht weg!“
    „Requiescat in pace“, sagte Ezio.
    * * *
    Rasch streifte Ezio dem Toten die Kleidung ab und zog sie über seine eigene. Um die Mundpartie schlang er sich einen Schal, den Hut des Maklers schob er sich tief in die Stirn. Die Kleider saßen ein wenig eng, aber nicht so schlecht, dass es aufgefallen wäre. Dann packte er den Rest des Geldes aus den Säcken in die Metallkassette, die der Makler eigens zu diesem Zweck mitgebracht und in die er bereits den größten Teil der Münzen ordentlich gestapelt hatte. Er legte das Kontobuch zuoberst, ließ den Abakus und die Lederbeutel liegen, klemmte sich die Kassette unter den Arm und ging zur Tür. Er hatte den Makler vorhin sprechen hören und hoffte, ihn so nachahmen zu können, dass niemand Verdacht schöpfte. Aber auch in diesem Fall blieb ihm ohnehin keine andere Wahl.
    Als er sich der Tür näherte, ging sie auf, und der Hauptmann rief herein: „Alles in Ordnung da drinnen?“
    „Gerade fertig geworden.“
    „Nun, dann beeilt Euch, Luigi, sonst kommen wir zu spät!“
    Ezio trat zwischen die Säulen hinaus.
    „Stimmt die Summe?“
    Ezio nickte.
    „Va bene“, sagte der Hauptmann. Damit wandte er sich an die Männer, die Egidio festhielten, und befahl ihnen knapp: „Tötet ihn.“
    „Wartet!“, gebot Ezio ihnen Einhalt.
    „Was ist?“
    „Tötet ihn nicht.“
    Der Hauptmann sah ihn überrascht an. „Aber … aber das machen wir doch immer so, nicht? Außerdem wisst Ihr doch, was dieser Kerl getan hat, oder?“
    „Ich habe meine Befehle. Vom Bankier persönlich. Das Leben dieses Mannes soll verschont werden.“
    „Darf ich fragen, warum?“
    „Zieht Ihr die Befehle des Bankiers in Zweifel?“
    Der Hauptmann zuckte mit den Schultern und nickte den Gardisten zu, die den Senator losließen.
    „Glückspilz“, sagte er zu Egidio, der genug Geistesgegenwart besaß, um Ezio nicht einmal mehr einen Blick zuzuwerfen, ehe er sich ohne ein weiteres Wort davonmachte.
    Der Hauptmann wandte sich an Ezio. „Also gut, Luigi, geht voraus!“
    Ezio zögerte. Jetzt war er verloren, denn er hatte keine Ahnung, wo er hinmusste.

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