Assassin's Creed: Die Bruderschaft (German Edition)
Ruck. „Va bene. Man unterrichtete mich heute Nachmittag, während Ihr fort wart, über den Treffpunkt. Sie warten zum Glück schon ungeduldig auf ihr Geld, darum findet das Treffen bereits heute Nacht statt. Ich habe Blut und Wasser geschwitzt, als ich ihrem Boten versicherte, dass ich das Geld bestimmt aufbringen würde.“ Er sah Ezio an. „Wir sollten uns bald auf den Weg machen. Wie wollt Ihr es anstellen? Wollt Ihr mir folgen?“
„Es wäre nicht gut, wenn es den Anschein hätte, dass Ihr nicht allein seid.“
Egidio nickte. „Richtig. Nun, es bleibt gerade noch Zeit für ein Glas Wein, bevor wir aufbrechen. Trinkt Ihr eines mit?“
„Nein.“
„Na, ich brauche jedenfalls eines.“
31
Ezio folgte dem Senator durch einen weiteren Irrgarten aus Straßen, doch je weiter diese auf den Tiber zuführten, desto bekannter kamen sie ihm vor. Sie passierten ihm vertraute Denkmäler, Plätze und Brunnen sowie Bauwerke – die Borgia verwendeten in ihrem Streben nach Selbstverherrlichung viel Geld auf palazzi , Theater und Galerien. Schließlich blieb Egidio auf einem hübschen Platz stehen, den an zwei Seiten große Privathäuser und an der dritten eine Reihe teurer Geschäfte säumten. Die vierte Seite begrenzte ein gepflegter kleiner Park, der zum Fluss hinunterführte. Dieser Park war Egidios Ziel. Er steuerte eine der steinernen Bänke an, blieb jedoch daneben stehen und schaute, scheinbar ganz gelassen, nach links und rechts. Ezio bewunderte ihn für sein sicheres Auftreten, das aber auch nützlich war. Jedes Anzeichen von Nervosität hätte die Helfer des Bankiers misstrauisch machen können.
Ezio wartete im Schutz einer Zeder. Lange wurde seine Geduld nicht auf die Probe gestellt. Schon wenige Minuten nach Egidios Ankunft trat ein großer fremder Mann in einer Uniform auf ihn zu. Auf der Schulter trug er ein Wappen, das auf der einen Hälfte einen roten Stier auf goldenem Grund zeigte und auf der anderen breite horizontale Streifen in Schwarz und Gold. Ezio kannte das Wappen nicht.
„Guten Abend, Egidio“, sagte der Neuankömmling. „Es scheint, als wärt Ihr bereit, wie ein Mann von Rang und Namen zu sterben.“
„Das ist aber nicht sehr freundlich von Euch, Capitano“ , erwiderte Egidio. „Wo ich doch das Geld bei mir habe.“
Der Mann hob eine Augenbraue. „Wirklich? Nun, das ändert die Sache natürlich. Der Bankier wird sehr erfreut sein. Ich darf davon ausgehen, dass Ihr allein gekommen seid?“
„Seht Ihr hier sonst noch jemanden?“
„Dann folgt mir, furbacchione .“
Sie entfernten sich in östlicher Richtung und überquerten den Tiber. Ezio folgte ihnen in sicherem Abstand, blieb jedoch in Hörweite.
„Gibt es etwas Neues von meinem Bruder, Capitano ?“, erkundigte sich Egidio unterwegs.
„Ich kann Euch nur sagen, dass Herzog Cesare sich mit ihm unterhalten will. Das heißt, sobald er wieder in Rom ist.“
„Es geht ihm doch hoffentlich gut?“
„Wenn er nichts zu verbergen hat, dann hat er auch nichts zu befürchten.“
Sie setzten ihren Weg schweigend fort und bogen an der Kirche Santa Maria sopra Minerva nach Norden ab, in Richtung des Pantheons.
„Was wird mit meinem Geld geschehen?“, erkundigte sich Egidio. Ezio erkannte, dass der Senator den Hauptmann für ihn auszufragen versuchte. Ein kluger Mann !, dachte der Assassine.
„Mit Eurem Geld?“ Der Hauptmann lachte glucksend. „Ich hoffe, Ihr habt auch an die Zinsen gedacht.“
„Keine Sorge, das habe ich.“
„ Ich muss mir keine Sorgen machen.“
„Ach ja?“
„Der Bankier ist seinen Freunden gegenüber gern großzügig. Er behandelt sie gut. Das kann er sich leisten.“
„Euch behandelt er auch gut, nehme ich an?“
„Ja, das würde ich sagen.“
„Wirklich großzügig“, meinte Egidio mit so viel Sarkasmus in der Stimme, dass er dem Hauptmann nicht entging.
„Was habt Ihr gesagt?“, fragte er drohend und blieb stehen.
„Oh … nichts weiter.“
„Kommt, wir sind da.“
Der massige Bau des Pantheons schälte sich aus der Dunkelheit, die über der Piazza lag. Über ihnen ragte der hohe korinthische Säulenvorbau des ehemaligen Tempels auf, der vor tausendfünfhundert Jahren zu Ehren der römischen Götter errichtet, inzwischen aber längst zur Kirche geweiht worden war. Im Schatten zwischen den Säulen warteten drei Männer. Zwei von ihnen waren ebenso gekleidet wie der Hauptmann, der dritte trug Zivil – ein hagerer, hochgewachsener, verhutzelt wirkender Mann, dem seine edle
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